28.03.2024

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10.02.01 Die Ostpreußische Familie

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 10. Februar 2001


Die Ostpreußische Familie
– Leser helfen Lesern –
(Ruth Geede)

Lewe Landslied,

wie Ihr ja aus der letzten Extra-Familie ersehen habt, sammle ich immer die Erfolgsmeldungen, damit sie sich nicht so in meiner Spalte "verkriemeln". Und ich kann schon wieder neue sammeln, aber bis die erscheinen, dauert noch ein Weilchen, denn als nächste Extra-Familie sind wieder die großen Suchmeldungen dran. Eine kann und will ich aber nicht ablagern lassen, denn sie gehört zu unsern berühmten "Familien-Wundern" – ob zu den großen oder kleinen, das müßt Ihr selber entscheiden.

Vor fast einem Jahr schrieb mir unser Landsmann Alfred Schalkau und bat, ihm auf seiner Suche nach Angehörigen zu helfen. Herr Schalkau hat ein besonders schweres Schicksal hinter sich: Der in Königsberg-Rosenau Geborene geriet als Zehnjähriger beim Russeneinfall – Vater im Krieg, Mutter mit Typhus im Krankenhaus – nach Litauen, lebte dort zumeist im verborgenen und bekam erst fünf Jahre nach Kriegsende eine Identität: Er hieß nun Alfred Ernestowitsch Schalkausas und wurde Sowjetbürger. 1958 kam er in seine Heimatstadt Königsberg und arbeitete dort in einer Fischfabrik. Trotzdem er eine Familie gründete, suchte er weiter nach seinen Angehörigen. 1976 erreichte Alfred Schalkau über das DRK in Hamburg die Nachricht, daß Vater und Schwester in Deutschland lebten, die Mutter war 1954 verstorben. Wäre ihm damals die Ausreise bewilligt worden, hätte er seinen Vater noch in die Arme schließen können, denn dieser starb vier Jahre später, ohne seinen Sohn gesehen zu haben. Erst 1990 gab es wieder eine Verbindung zu Schwester und Cousinen. 1997 durfte Alfred Schalkau mit seiner Familie nach Pfalzgrafenweiler (Schwarzwald) aussiedeln, wo er auch heute wohnt.

Aber er suchte weiter nach Verwandten und Bekannten seines Vaters und dessen zweiter Frau. Und so bat er unsere Ostpreußische Familie, ihm bei der Suche zu helfen. Wir veröffentlichten seinen Wunsch im März 2000 – nichts geschah. Dann Mitte Juni ein Anruf: Am Telefon seine Cousine Inge aus Lüdenscheid, von der er noch nie etwas gehört hatte. Ebensowenig von ihrer Mutter, der nun 93jährigen Schwester seines Vater, und weiteren Cousinen und Cousins.

So kam es nun zu einem Wiedersehen oder besser Zueinanderfinden. Für den Mann, der als vertriebenes, einsames Kind aufwuchs, der immer wieder nach seinen Angehörigen gesucht hatte, beinahe unfaßbar. Das Leben ist noch immer nicht leicht für ihn und seine russische Frau. Obgleich Tatjana Schalkau 40 Jahre gearbeitet hat, bekommt sie gerade mal 60 Mark Rente. Seine sieht auch nicht viel besser aus, so daß sie noch beide trotz ihres Alters tätig sind: Sie als Küchenhilfe, er als Zeitungsausträger. Aber nun hat er ja "soviel Familie", wie er es sich nie erträumt hatte. Und wir freuen uns mit ihm, daß unsere Ostpreußische Familie dazu mitgeholfen hat.

Das war nur eine der positiven Zuschriften, die mich in den ersten Wochen des neuen Jahres erreichten, aber sie müssen noch ein bißchen warten. Vor allem, weil ich bei manchen noch nachfragen muß, weil sie ungenau sind. Das benötigt wieder viel Zeit und Mühe.

Doch einen Brief muß ich noch erwähnen, den von Theresia Madsen aus Canada. Ich hatte von ihrer schweren Erkrankung in der Weihnachtsausgabe geschrieben. Daraufhin bekam sie Anrufe von Unbekannten aus Deutschland und Canada, worüber sie sich sehr gefreut hat. Sie erholt sich langsam, aber sicher und – hat bereits für den 2. April einen Flug nach Hamburg gebucht!

Eure

Ruth Geede