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24.02.01 Die wahre Revolution der Deutschen: ’89 statt ’68

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 24. Februar 2001


Gedanken zur Zeit:
Die wahre Revolution der Deutschen: ’89 statt ’68
Wie linke Chaoten versuchen, die Geschichte auf den Kopf zu stellen / Von Wilfried Böhm

Die Diskussion über die angeblich historische Bedeutung der "68er-Revolution" nimmt groteske Züge an. Die Medien, bis hin zu den sogenannten "bürgerlichen" Tageszeitungen, geben sich nachdenklich-verzückt: "Ein Aufbruch, der unsere Gesellschaft veränderte", eine "Revolution , die das Licht der Freiheit in unser Land brachte und die Finsternis der Unterdrückung überwand". Das alles in einer "großen Zeit", die bewegt war von "Visionen, die Menschen in ihren Herzen trugen, die wagten, von einer besseren Welt zu träumen".

Ein Pastor, der bekennt: "Ich selbst gehörte dazu", versteigt sich zu dem Gleichnis: "Auch die biblische Geschichte begann mit einem Aufbruch, als Abraham in das von Gott verheißene gelobte Land ging ..."

Kurz gesagt, diese 68er ordnen sich in die großen Ereignisse der Weltgeschichte, mindestens aber der deutschen Geschichte ein. Sie erfinden eine Art "Großer Deutscher Freiheitsrevolution von 1968" und sprechen von ihr in einem Atemzug mit der französischen von 1789, der russischen von 1917, mindestens aber von der "Fortsetzung der Revolution von 1848", die es endlich 120 Jahre später "zu vollenden galt", weil andere keine richtige Revolution zustande gebracht hatten.

Dieser selbstgefertigte Glorienschein ist nichts als miese und freche Geschichtsklitterung. Die reale Lage im geteilten Europa sah anders aus: 1961 hatten die Kommunisten die Mauer gebaut, um den Flüchtlingsstrom zu stoppen, der ihrer Zwangsherrschaft entkommen wollte. Das anständige Deutschland half solidarisch den flüchtenden Landsleuten, grub Tunnel unter der Mauer, schmuggelte Flüchtlinge über die schwer bewachte Grenze und schickte Millionen von Paketen zu den unter typisch sozialistischen Versorgungsproblemen leidenden Deutschen zwischen Thüringer Wald und Rügen, die gerade zum 94,5prozentigen Ja für eine sozialistische Verfassung der DDR gezwungen wurden.

Das anständige Deutschland stand zur westlichen Verteidigungsgemeinschaft, zu Europa. Nach dem braunen Sozialismus wollte es keinen roten. Der kommunistische Warschauer Pakt marschierte in die Tschechoslowakei ein. Rote Armee und NVA exekutierten Seite an Seite die "Breschnew-Doktrin" und beendeten den "Prager Frühling" mit militärischer Gewalt. Der Student Jan Palach verbrannte sich. In dieser Lage bekannten sich die 68er zu den Führern des Weltkommunismus. Sie schwenkten ihre Mao-Bibeln, skandierten "Ho-Ho-Ho-Chi-Minh", verwandelten Universitäten in Tollhäuser und Enklaven der Gewalt, in denen der Rechtsfrieden durch Straftaten aller Art gefährdet war, bis schließlich die Kaufhäuser brannten. Fanatisch versuchte die linke Kerntruppe, die Universitäten zu Erziehungsdiktaturen umzugestalten als Brückenköpfe für einen totalitär-sozialistischen Staat. Selbst Theodor Adorno mußte feststellen, man müsse sich der Radikalen erwehren, "die bei diesen Störaktionen in einer Art ,Zwangsneurose‘ handeln". Nicht zufällig wies auch der große Theologe Helmut Thielicke in diesem Zusammenhang darauf hin, welche Rolle bei solchen Unruhen Psychopathen spielen können. Die 68er stehen für Niedergang und Zerfall, aber nicht für Freiheit, wie sie heute dreist behaupten.

Mit der Heroisierung der 68er verfolgt heute die "kleine radikale Minderheit", die seinerzeit von den Kommunisten und ihrem DDR-Ministerium für Staatssicherheit für ihre Zwecke installiert oder instrumentalisiert wurde, zusammen mit ihren ehemaligen Drahtziehern das Ziel, die Deutungsgewalt über die deutsche Geschichte zu erlangen, um diese zum Zwecke der Herrschaftsausübung heute und morgen beliebig manipulieren zu können. Warum? Die Geschichte der letzten dreißig Jahre hat ihnen unrecht gegeben. Sie fanden keine Massenbasis, der demokratische Staat verteidigte entschlossen die Freiheit seiner Bürger, seine demokratische Grundordnung und das sie schützende Gewaltmonopol. Statt dessen brach der Sozialismus zusammen: politisch, wirtschaftlich und ideologisch. Nicht der Sozialismus siegte, sondern die Freiheit. Im Gegensatz zum peinlichen Selbstlob der Gescheiterten von 1968 haben diese nicht Freiheit gebracht, vielmehr hat der demokratische Staat die nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus aufgebaute Freiheit Deutschlands vor ihren marxistischen Feinden erfolgreich geschützt und bewahrt. Deutschland konnte dadurch seine Aufgabe erfüllen, im Bündnis mit dem Westen als Sperriegel vor dem Moskau-gesteuerten Kommunismus die Freiheit Europas zu bewahren.

Diese Freiheit war die Voraussetzung für die tatsächliche "Große Deutsche Revolution von 1989", die sich darum friedlich vom "Wir sind das Volk" zum "Wir sind ein Volk" entwickeln konnte. Sie ist eine der großen Revolutionen der Weltgeschichte, wie auch ihr Vorläufer, der 17. Juni 1953, den die Kommunisten blutig beendeten. Erst die Revolution von 1989 überwand den Sozialismus. Sie war für die 68er ein Schock. "Ob die Deutschen in zwei, drei, vier oder einem Dutzend Staaten lebten, war uns schnuppe", bekannte der Schriftsteller Patrick Süskind das Lebensgefühl seiner 68er-Generation und fragte: "Was hatten wir mit Leipzig, Dresden, Halle im Sinn? Nichts. Aber alles mit Florenz, Paris, London."

Die deutsche Revolution von 1989 für Freiheit und nationale Einheit hat ihren weltgeschichtlichen Rang auch, weil sie friedlich war – ohne Guillotine, ohne Steine zu werfen. Sie beweist die Deutschen als ein Volk, das Freiheit in Frieden will und keine Gewalt. Zu Gesinnung und Geschichtsverständnis der 68er paßt diese Wahrheit allerdings nicht. Darum soll jetzt die friedliche Revolution des Volkes von 1989 durch das angeblich freiheitsbringende Chaotentum des Jahres 1968 im Geschichtsbewußtsein der Deutschen überlagert werden. Das aber wird nicht gelingen.