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10.03.01 Vor 225 Jahren wurde Königin Luise geboren

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 10. März 2001


Alle Herzen flogen ihr zu 
Vor 225 Jahren wurde Königin Luise geboren

Zeitgenossen schwärmten von Ihrer Anmut. Vom einfachen Volk wurde sie geradezu vergöttert. Nun gilt es, sich aus Anlaß ihres 225. Geburtstages der wohl beliebtesten Preußen-Königin zu erinnern.

Die Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, Luise Auguste Wilhelmine Amalie, kurz Luise genannt, wurde am 10. März 1776 in Hannover geboren. Nach dem frühen Tode dera Mutter verlebte sie seit 1785 eine harmonische Kindheit und Jugend am Hof bei ihrer Großmutter in Darmstadt. Der Religionsunterricht vermittelte ihr einen einfach-innigen Glauben, der ihr ganzes Leben prägte.

1793 heiratete sie den preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, der bereits 1797 seinem Vater auf den Thron folgte. Als Königin führte sie ein selten bescheidenes, aber harmonisches Hof- und Familienleben und erlangte auf ausgedehnten Reisen, auf denen sie ihren Gemahl begleitete, mit ihrem natürlichen Charme und der Anziehungskraft ihrer Persönlichkeit große Popularität.

Der Dichter Fouqué schrieb über sie: "Die Ankunft dieser engelschönen Fürstin verbreitete über jene Tage einen erhabenen Lichtglanz. Alle Herzen flogen ihr entgegen und ihre Anmut und Herzensgüte ließ keinen unbeglückt."

Und der englische Gesandte in Berlin berichtete: "In der Berliner Gesellschaft, besonders unter den jüngeren Leuten, herrscht ein Gefühl ritterlicher Ergebenheit gegen die Königin, und ein sonniges Lächeln oder ein Blick ihrer hell lachenden Augen ist die Gunstbezeugung, nach der man eifrig trachtet. Wenige Frauen sind mit so viel Lieblichkeit begabt als sie und sie ist ebenso liebenswürdig und anmutig als sie schön ist; sie ist voll Lebhaftigkeit und geht mit Geist und Freude auf jedes Vergnügen ein. Doch ich muß inne halten, oder ihr werdet denken, daß mir der Kopf verdreht ist, wie es schon so viele Köpfe sind, durch die Schönheit und Anmut der Königin Luise von Preußen."

Nun sind all diese Äußerungen über Luise aus der damaligen Zeit heraus zu verstehen. Denn aus einem Menschen mit all seinen Fehlern, Schwächen und Unzulänglichkeiten wurde so das Sinnbild einer mustergültigen Königin, perfekten und mutigen Patriotin, einer liebenden Ehefrau und untadeligen Mutter, die nicht zuletzt auch noch ein großes Herz für die Armen und Kranken hatte.

Luise wurde an der Seite ihres stets unentschlossen wirkenden Gatten zur Verkörperung der Standhaftigkeit im Widerstand gegen Napoleon. Dies um so mehr, als dieser sie nach seinem Sieg bei Jena und Auerstedt und seinem Einzug in Berlin im Oktober 1806 in Bulletins und Zeitungen angriff und diffamierte.

Vor den vorrückenden Truppen Napoleons war das Königspaar im Januar 1807 nach Königsberg und später sogar nach Memel geflohen. Nach der Schlacht bei Friedland und dem Ausscheren Rußlands aus der Koalition schien das Schicksal Preußens unweigerlich besiegelt. Da kamen die Berater des preußischen Königs auf die Idee, ob sich nicht Napoleon ebenfalls von Luises Charme versöhnlich stimmen ließe.

Luise war über diesen Vorschlag entsetzt, aber zur Rettung des Vaterlandes wollte sie dennoch alles geben. Sie schrieb daher an Napoleon: "Sire, ich bin Gattin und Mutter, und diese beiden Eigenschaften lassen mich Ihnen das Schicksal Preußens empfehlen, eines Landes, an das so viele Bande mich fesseln und wo man uns rührende Beweise der Anhänglichkeit gibt. Ich wende mich an Ihr edles Herz, das heißt, ich erwarte das Glück von Eurer Majestät".

Am 6. Juli 1807 traf sie sich mit dem Kaiser der Franzosen in Tilsit zu einem Abendessen, in dessen Verlauf sie ihn inständig bat, Milde walten zu lassen. "Ich weiß, daß wir Opfer bringen müssen, aber wenigstens trenne man von Preußen nicht Provinzen, die ihm seit Jahrhunderten gehören, wenigstens nehme man uns nicht Untertanen, die wir wie Lieblingskinder lieben ... Wenn Sie uns das Land links der Elbe nehmen, wenn Sie uns Magdeburg nehmen, so ist das kein Opfer mehr, sondern der Untergang."

Napoleon ließ sich jedoch nicht erweichen und verlangte von Preußen im Frieden von Tilsit harte Gebietsabtretungen, aber Luise hatte durch ihre Persönlichkeit ihn so sehr beeindruckt, daß er seine öffentlichen Angriffe gegen sie unterließ.

Das einfache Volk aber feierte sie als mutige Heldin, die dem Bezwinger Preußens offen entgegen getreten war und ihm ehrlich ihre Meinung gesagt hatte. So wurde sie der ideale Mittelpunkt der Wünsche und Bestrebungen aller Patrioten, die eine sittliche und religiöse Erneuerung anstrebten. Sie verkörperte die Hoffnung des geschundenen Landes, und mit ihr würde es schon irgendwie weitergehen. Und die Anstrengungen für die Erweckung und Belebung des vaterländischen Geistes fanden bei ihr eifrige Förderung und tatkräftige Unterstützung. Eine direkte politische Einflußnahme ist von ihr aber nicht ausgegangen, wenn sie auch die Reformen von Hardenberg und Stein mit vollem Herzen unterstützte.

1809 kehrte sie mit ihrem Gatten nach Berlin zurück, wo sie von der Bevölkerung aufs herzlichste empfangen wurde. Infolge einer Lungenentzündung starb sie bereits am 19. Juli 1810. Schon zu ihren Lebzeiten idealisiert, wurde sie dann als Verkörperung weiblicher Tugenden und Vaterlandsliebe geradezu mystifiziert. Jürgen Lange