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17.03.01 Lübecks Kultursenator blamierte sich im russischen Staraja Russa

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 17. März 2001


Peinliche Schuldbekenntnisse
Lübecks Kultursenator blamierte sich im russischen Staraja Russa
(Hans-Joachim v. Leesen)

Am 18. Februar hat eine Delegation der Hansestadt Lübeck unter dem Senator für Kultur, Ulrich Meyenborg, eine in Lübeck aufgefundene historische Kirchenglocke der russischen Stadt Staraja Russa zurückgegeben, wo sie während des Zweiten Weltkrieges aus einer teilweise zerstörten Kirche von Soldaten der Wehrmacht geborgen worden war.

Die Glocke war im 17. Jahrhundert von einem Lübecker Glockengießer hergestellt worden, wie eine Inschrift besagte, weshalb die Soldaten sie Anfang 1943 der Stadt Lübeck übergeben hatten. Dort war sie im Laufe der Jahrzehnte vergessen worden, bis Hinweise aus Staraja Russa die Lübecker veranlaßten, sich auf die Suche zu begeben, die erfolgreich war. Nachdem man die Glocke restauriert und den falschen Klöppel durch einen neuen passenden ersetzt hatte, ging sie auf die Reise zurück in die damals schwer umkämpfte Stadt in der Nähe Nowgorods.

Sie wurde, wie man hört, nicht nur von dem dortigen Vizegouverneur Renkas und dem Bürgermeister Rjabow begrüßt, sondern auch von einer großen Anzahl von Bürgern. Die Lübecker Nachrichten, sonst Uniformen von Weltkrieg-II-Soldaten gegenüber nicht eben freundlich eingestellt, wiesen begeistert darauf hin, daß auch viele ehemalige Rotarmisten "in ihren Uniformen" erschienen waren und dabei "die alten Orden, die sie als verdiente Kämpfer der Roten Armee auswiesen", getragen haben. Senator Meyenborg übergab die Glocke als Zeichen der Verbundenheit mit dem Wunsch, daß Staraja Russa Glück und Frieden für die Zukunft beschieden sei.

So weit, so gut.

Nicht so gut hingegen die bei offiziellen deutschen Stellen offenbar unvermeidlichen  Unterwürfigkeitsbeteuerungen.

Selbst bei solchen erfreulichen Begebenheiten glauben bundesrepublikanische Politiker, Schuldbekenntnisse abgeben zu müssen, um die sie niemand gebeten hat. So behauptete der frühere Chemielaborant Meyenborg, der später auf dem 2. Bildungsweg zum Realschullehrer aufgestiegen war und von dem man folglich keine fundierten Geschichtskenntnisse erwarten kann, Deutschland habe den letzten Krieg "wesentlich zu verantworten." Er bat ausdrücklich um "Entschuldigung".

Es ist nicht bekannt, daß von russischer Seite ähnliches geäußert wurde, und wer einmal an Begegnungstreffen früherer Rotarmisten mit Soldaten der deutschen Wehrmacht teilgenommen hat, weiß, daß dergleichen auch von niemandem erwartet wird. In Gesprächen mit Veteranen der Sowjetarmee hat der Berichterstatter sogar erfahren müssen, wie befremdet mancher alte Soldat war, wenn er erleben mußte, wie sich deutsche Politiker in Sühnebekenntnissen ergingen.

Deutsche Politiker wollen nicht wahrnehmen, daß sich auch in Rußland seit der Wende Erkenntnisse ausbreiten, daß die Ursachen für den Ausbruch des deutsch-sowjetischen Krieges keineswegs so eindeutig klar sind, wie sie die Stalin-Propaganda verbreitete. Es gibt keinen rationalen Grund, vor Rußland und den Russen ständig deutsche Schuldbekenntnisse abzugeben.