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31.03.01 Wie in einer ARD-Serie die Geschichte verdreht wurde

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 31. März 2001


Fernsehen:
Waren die Opfer selber schuld?
Wie in einer ARD-Serie die Geschichte verdreht wurde

Seitdem der verstorbene Ignaz Bubis geklagt hatte, angesichts der zunehmenden Abwehr gegen permanente Schuldzuweisungen an die Deutschen entstehe die Gefahr, daß sich die "Geschichtspolitik" ändere, wissen wir, daß es bei der Darstellung der jüngsten deutschen Geschichte weniger um Wissenschaft geht als um den Mißbrauch der Geschichte zu politisch-propagandistischen Zwecken. Solcher "Geschichtspolitik" dienen auch unsere öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die seit geraumer Zeit geballt Serien zu Teilaspekten der jüngsten deutschen Geschichte verbreiten. Man denke an Guido Knopps umstrittene Folgen im ZDF ("Hitlers Helfer", "Hitlers Frauen" usw., usw.).

Aber nicht nur das Zweite Deutsche Fernsehen, mit dem man in diesen Fällen nicht besser sieht, sondern ebenso das Erste, die ARD, lassen sich in die gewünschte "Geschichtspolitik" einspannen, wie die Ende März mit drei Dokumentationen ausgestrahlte neue Reihe "Die Vertriebenen – Hitlers letzte Opfer" beweist. Neu daran waren höchstens einige der eingeblendeten Zeitzeugenaussagen: 90 Prozent der übrigen Bilder waren schon x-mal vom Fernsehen ausgestrahlt worden.

Schon der Titel erstaunt. War es tatsächlich Hitler, der die Ostdeutschen aus ihrer Heimat vertrieben hat? Waren es nicht vielmehr die Siegermächte, an der Spitze Stalins Sowjetunion, Polen und die Tschechoslowakei, aber mit Billigung der USA, Großbritanniens und Frankreichs? Man will aber suggerieren, daß die Vertreiberstaaten offenbar nicht anders handeln konnten angesichts der Tatsache, daß in Deutschland seinerzeit ein Adolf Hitler herrschte.

Wer die Geduld hatte, alle drei Sendungen zu verfolgen, merkte sehr schnell, welche Ziele den Machern vorschwebten. Da nun einmal die Vertreibung von 16,5 Millionen Deutschen aus dem Osten und Südosten nicht zu leugnen und auch nicht aus der Welt zu schaffen ist, daß zwei bis drei Millionen Menschen dabei ums Leben kamen, sucht man einen Weg, auch daran den Deutschen die Schuld aufzubürden. Das geschieht durch die Behauptung, die Deutschen hätten diese größte ethnische Säuberung der Weltgeschichte selbst verursacht.

Einige der bekanntesten und füchterlichsten Greuel der Siegermächte konnte man nicht unterschlagen, zum Beispiel das Wüten der Roten Armee in dem ersten von ihnen eroberten deutschen Ort Nemmersdorf. Dort fand bei der Rückeroberung die Wehrmacht 60 auf bestialische Weise abgeschlachtete Frauen und Kinder. Das versuchten die Fernsehmacher aufzurechnen, indem sie dem ehemaligen PDS-Bundestagsabgeordneten Heinrich Graf von Einsiedel das Wort erteilten, einem ehemaligen deutschen Jagdflieger, der sich, in sowjetische Gefangenschaft geraten, der Sowjetunion anschloß und in den Reihen des sogenannten National-Komitees Freies Deutschland kämpfte.

Dieser ehemalige Parteigänger Stalins sagte in die Kamera, Nemmersdorfs habe es auch in der Sowjetunion gegeben, damit behauptend, auch die deutsche Wehrmacht habe Frauen an Scheunentore genagelt, Kinder abgeschlachtet, sich Massenvergewaltigungen zuschulden kommen lassen. Weiter wollte er den Zuschauern weismachen, die Rote Arme habe lediglich aus verständlicher Rache gehandelt und sei keineswegs durch die sowjetische Propaganda angestachelt worden. Derselbe Altkommunist Graf von Einsiedel durfte auch unwidersprochen behaupten, die deutsche Wehrmacht habe deutsche Flüchtlingstrecks zusammengeschossen, um freies Schußfeld zu haben, eine Behauptung, die er kaum durch eigenen Augenschein belegen kann, hat er doch in jener Zeit auf sowjetischer Seite gegen Deutschland gestanden.

Ein anderes aufschlußreiches Beispiel für die planmäßige Auswahl von angeblichen Zeitzeugen zur Belastung Deutschlands ist das mehrfache Auftreten des in der DDR hoch gelobten regimetreuen Malers Bernhard Heisig (was in der Sendung aber verschwiegen wird). Statt dessen wird er als "Soldat der Waffen-SS" vorgestellt. Dieser Heisig macht sich lustig über die deutschen Verteidiger Breslaus und durfte die Ansicht vertreten, die Verteidigung Deutschlands, speziell Breslaus (seine Heimatstadt), gegen die Sowjetarmee sei "militärischer Wahnsinn" gewesen. (Mit der Verteidigung Breslaus banden 50 000 deutsche Soldaten etwa 150 000 sowjetische Soldaten und ermöglichten 1,6 Millionen Schlesiern die Flucht vor der Roten Armee.)

Es kann sinnvoll sein, Ereignisse wie die Flucht und Vertreibung der Deutschen vor dem historischen Hintergrund zu deuten. Dann sollte man aber, wenn man ernst genommen werden will, die Geschichte nicht, wie es die ARD tut, mit dem 1. September 1939 beginnen lassen, dem Tag, an dem die Wehrmacht in Polen einmarschierte, sondern muß, wenn man redlich sein will, auch die Vorgeschichte erwähnen. Die zweifellos harte deutsche Politik gegenüber den Polen ist auch zu erklären durch die nicht minder rigorose polnische Politik gegenüber nicht nur der deutschen Minderheit in Polen. Immerhin hatte Polen zwischen 1918 und 1934 über 700 000 Deutsche durch Schikane und vielerlei Druckmittel vertrieben, übrigens nicht nur Deutsche, sondern auch mehr als eine halbe Million Juden, Hunderttausende von Ukrainern usw.

Das Fernsehen verschwieg auch, daß es Polens Ziel längst vor 1939 gewesen war, sich bei der nächsten günstigen Gelegenheit die deutschen Ostgebiete anzueignen. Der Zuschauer erfuhr auch nichts darüber, daß bereits 1941 der Präsident der tschechischen Exilregierung, Benesch, gefordert hat, nach dem Krieg die Sudetendeutschen aus dem Land zu treiben, eine Forderung, der spätestens im Juni 1943 die sowjetische und die amerikanische Regierung zustimmten, und daß man sich gleichzeitig einig wurde, auch die Deutschen aus Ostpreußen und Siebenbürgen zu verjagen.

Nirgends steht übrigens in diesen Dokumenten, daß das alles geplant wurde, weil die Deutschen die Juden verfolgten. Als 1943 auf der Konferenz von Teheran Stalin verlangte, nach dem Kriege solle der westliche Teil der Ukraine, den Polen 1920 in einem Angriffskrieg erobert hatte, wieder an die UdSSR zurückgegliedert werden, ein Gebiet, in dem die Polen nur eine Minderheit der Einwohner ausmachten, verlangte die polnische Exilregierung, unterstützt von den USA und Großbritannien, dafür im Westen durch die Annexion ostdeutscher Gebiete einen Ausgleich zu bekommen.

Die Fernsehsendung bestand aus der Rechtfertigung der Vertreibung, aus Verniedlichung der sowjetischen, polnischen und tschechischen Greueltaten, aus Aufrechnung und aus Beschuldigung der Deutschen. Einen Beitrag zur historischen Information lieferte sie nicht, wohl aber zur "Geschichtspolitik" mit dem Ziel, Deutschland weiter in der Rolle des Alleinschuldigen an allen Übeln des 20. Jahrhunderts festzuhalten. Hans-Joachim von Leesen