29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
31.03.01 Liebe ist das nicht

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 31. März 2001


Kommentar
Liebe ist das nicht
Hans Heckel

Eigentlich könnte man Mitleid haben mit Jürgen Trittin. Vor wenigen Wochen noch galt der Spruch "Ich bin stolz, Deutscher zu sein" als idealtypisch für den Ausdruck "rechtsradikaler"  Gesinnung. Dann ließ der CDU-Generalsekretär diesen politisch inkorrekten Satz über seine Lippen, und Trittin reagierte in der Weise, wie sie ganz Deutschland seit Jahren, verstärkt seit vergangenem Sommer, eingeübt hat.

Natürlich hat der Satz nichts Anrüchiges. Das aber haben auch die kaiserliche Marineflagge, die erste Strophe des Deutschlandliedes oder jahrtausendealte Runen nicht. Nur haben Deutschlands Gesinnungswächter mittlerweile eine breite Palette willkürlich ausgewählter deutscher Symbole, Lieder und Wörter zum Auswurf der Hölle erklärt.

Um die eigentliche Substanz geht es dabei nicht. Ob man sich noch im "Verfassungsbogen" aufhält oder schon vor Gericht steht, hängt von der jeweils aktuellen Einordnung des Gesagten, Gezeigten oder Gesungenen ab. Trittin hat sich schlicht um einen Zentimeter vertan. Geschieht ihm recht.

Kaum bemerkt wurde in der parteipolitisch aufgeheizten Debatte, wie sich CDU-Chefin Merkel abermals seltsam verschwiemelt in die Kulisse verdrückte. Schon während der Leitkulturdiskussion des vergangenen Jahre entglitt sie jeder Nachfrage nach Kräften.

Im Interview sagte sie nun, sie sei zwar "stolz auf unser Land", präzisierte dann aber "auf das Grundgesetz, die soziale Marktwirtschaft, die Westbindung, die Nato und auf die Leistungen der Menschen in unserem Land". Das klingt gefällig, meint aber etwas ganz anderes als Nationalstolz. Merkels Stolz auf allerlei akute Verhältnisse ist geradezu das Gegenteil eines Patriotismus, der nur echt ist, wenn er über alle Höhen und Tiefen unverbrüchlich bleibt. Frau Merkel will sozusagen nur teilweise schwanger sein, um nicht auch mit den Dummheiten des Balges identifiziert zu werden. Liebe ist das nicht. Aber immerhin auch nicht der ganz banale Haß Marke Trittin, der keine weitere Erörterung wert ist. Wenn indessen eine CDU-Chefin vielleicht nur unter Umständen zu Deutschland steht, lädt das zum Nachhaken ein.