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21.04.01 Balkan: Die Europäer zündeln wieder einmal an ihrem »Pulverfaß«

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 21. April 2001


Auf der Suche nach einem neuen Feindbild
Balkan: Die Europäer zündeln wieder einmal an ihrem »Pulverfaß«
R. G. Kerschhofer

Milosevic müsse unbedingt ausgeliefert werden. So lautet weiterhin die offizielle Forderung einer inoffiziellen "internationalen Staatengemeinschaft", deren unbewältigter Albtraum die Gleichsetzung von "Kriegsverbrecherprozeß" und "Siegerjustiz" zu sein scheint. Doch jetzt, da die Sache endlich realistisch zu werden droht, signalisiert man plötzlich nach Belgrad, daß man keine Frist für die Auslieferung setzen wolle! Aus dem EU-Byzantinischen in Klartext übersetzt heißt das: Liebe Serben, gebt den Mann nur ja nicht her, denn seine Aussagen in Den Haag wären höchst unerwünscht!

Auf den de facto von der EU eingesetzten neuen Präsidenten Kostunica ist dabei selbstverständlich Verlaß: Kostunica wurde, wie in Folge 44/00 berichtet, bei den Wahlen im letzten Herbst schon vorweg als Sieger anerkannt. Ein offizielles Ergebnis kam aber nie zustande, weil "das Volk" wie zufällig jenen Trakt des Parlaments anzündete, in dem die Wahlbehörde ihre Unterlagen aufbewahrte. Zwar ist auch Kostunica ein serbischer Ultra-Nationalist, aber er ist "unbelastet" und daher "gut". Und er spricht die gleiche Sprache! Großzügig verkündet er, daß er eine friedliche Abspaltung der Teilrepublik Montenegro nicht verhindern würde. Wiederum in Klartext: Ihr dort in Brüssel und Washington, ich verlasse mich auf euch! Tatsächlich kann sich Kostunica auf seine Mentoren verlassen, denn die unterstützen eifrigst jene Gruppierungen, welche bei den kommenden Wahlen in Montenegro gegen die Unabhängigkeit agitieren! Und spätestens seit den Österreich-Sanktionen weiß man am Balkan, daß die EU jeden unliebsamen Wahlausgang bestraft.

In diesem Sinne wirkt auch Wolfgang Petritsch in Bosnien-Herzegowina als "Hoher Beauftragter der internationalen Gemeinschaft": Er setzt gewählte Mandatare ab, die zufällig alle Kroaten sind, und er beschlagnahmt gleich eine ganze Bank, wenn sie mißliebigen Kroaten gehört. Gewiß, diese kroatischen "Hercegovci", die im Umfeld von Präsident Tudjman überproportional vertreten waren, sind ebenfalls keine Heiligen. Aber es hat ihnen noch keiner erklären können, warum kroatische Gebiete, die direkt an Kroatien grenzen, Teil des fiktiven Staates Bosnien-Herzegowina sein sollen!

Was durch Gewalt vereinigt wurde, darf nicht gewaltlos getrennt werden – so lautet die oberste Maxime aller, die heute im Geiste des Völkerbundes die Welt "befrieden". Darum war Petritsch für sie eine Idealbesetzung: Der in der SPÖ groß gewordene ehemalige Kreisky-Sekretär ist nämlich Slowene und garantiert, daß Ex-Jugoslawien im Interesse der "Entente" verwaltet wird.

Die neu installierte "europistische" Nomenklatura in den Ex-Jugo-Staaten glaubt natürlich nicht im mindesten an das Geschwätz von "Multi-Ethnizität". Sie versteht es aber, durch Nachbeten vorgegebener Phrasen ein Maximum an fremden Steuergeldern dem jeweils eigenen Clan zuzuschanzen, und ist daher kongenialer Kumpan der internationalistischen Schmarotzerkaste: An die 100 000 solch überbezahlter "Berater" tummeln sich heute am Balkan – welcher Hohn für die wenigen idealistischen Helfer! Und in dem undurchschaubaren Geflecht aus UNO, OSZE, EU, NATO, SFOR, KFOR etc., etc. sorgt man erfolgreich für Selbstbeschäftigung – sowie für die jeweils eigenen nationalen Interessen, ausgenommen die deutschen.

Das System funktioniert natürlich nur, solange man ein gemeinsames Feindbild pflegt – doch was, wenn Slobo endgültig ausfällt? Anscheinend wird jetzt das Gespenst "Groß-Albanien" aufgezogen: Da den Albanern längst klar ist, daß die NATO-Intervention nicht ihretwegen, sondern nur zwecks Erprobung von Waffensystemen und Entsorgung ablaufbedrohter Munition erfolgte, können die demonstrative Unterstützung des Westens für Makedonien und die neue Waffenbrüderschaft mit Serbien nur darauf ausgelegt sein, albanische Frust-Reaktionen zu provozieren!

Und wie zur Bestätigung reden die Nachrichtenagenturen neuerdings nicht mehr von albanischen "Rebellen", sondern bereits von "Extremisten", die – jede Wette! – bald "Terroristen" heißen werden. Die nationalen Rechte eines Volkes mit Füßen zu treten ist eben ein altbewährtes Rezept ...