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21.04.01 Linksextreme Denkschablonen und wenig neue Erkenntnisse über die deutschen Heimatvertriebenen

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 21. April 2001


Faschisten, Revanchisten, Kreuzritter
Linksextreme Denkschablonen und wenig neue Erkenntnisse über die deutschen Heimatvertriebenen
Herbert Hupka

Soll man überhaupt über ein Buch referieren, das die schrecklichen Jahrzehnte der DDR-Diktatur und die "antifaschistische Beurteilung", ja Verurteilung der Vertriebenen als Revanchisten nicht nur ins Gedächtnis ruft, sondern Terminologie und Ideologie des Kommunismus fortsetzt? Sich über eine derartige Neuerscheinung zu erregen lohnt bestimmt nicht, denn das haben auch all die Pamphlete von ehedem nicht vermocht. Grund eines Zur-Kenntnis-Nehmens besteht lediglich darin, daß man weiß, was sich am "linken Rand" alles tummelt, ist doch der Autor ein Mitarbeiter der Blätter "Der rechte Rand". Für ihn, der sich als "Journalist, Korrespondent der Wochenzeitung ‚Jungle World‘" (Dschungelwelt!) vorstellt und auf eine eigene Publikation "Sechzehn Absagen an ‚Vertriebenenverbände‘ und deutsch-völkische Außenpolitik" aus dem Jahre 1998 verweist, kürzlich auch als schreibender Hetzer in der "Allgemeinenen Jüdischen Wochenzeitung" zu finden, auch hier gegen die Vertriebenen, gibt es überhaupt keine Vertriebenen, sondern nur Flüchtlinge und Umsiedler.

Was auch immer die Vertriebenen, stets in Anführungszeichen gesetzt, getan haben und tun, ist nicht nur bedenklich und gefährlich, sondern das größte Übel unserer Gesellschaft. Ach könnte man deren Tun doch unterbinden und verbieten, wie einst im kommunistischen Imperium! Die bestens bekannte Argumentation gegen sie hat sich unter der Feder des Berichterstatters überhaupt nicht verändert, nur findet sich leider niemand, der den Vertriebenenverbänden und ihren Aktivitäten das Aus befiehlt.

Alles, was diese Menschen in der Vergangenheit in ihrer Heimat getan haben, alles, was sie seit Kriegsende sagen, erklären und vollbringen, ist schlecht. Schon der Bezug auf die Heimat ist fragwürdig, denn sie waren "auf fremdem Territorium" nichts anderes als die "Fünfte Kolonne", also die illegale Hilfstruppe des Adolf Hitler. Übrigens kommt in diesem Geschichtsbild nur Hitler, nicht aber gleichzeitig Josef Stalin vor. Er findet sich im ganzen Buch nicht.

Zum Konzept gehört es, daß sämtliche Orte und auch Regionen wie etwa Oberschlesien nur fremdsprachlich benannt werden, auch für die Zeit vor 1945. Zur reichlich genutzten Unlogik zählt aber auch, daß zu den sogenannten Vertriebenen die Vertriebenenverbände ohne das Sogenannt existieren, denn der Autor brauchte eine Zielscheibe, und dementsprechend unlogisch ist es auch, daß wenigstens von Schlesien oder Ostpreußen die Rede ist, an sich doch, wie der Leser überzeugt werden soll, schon seit Jahrhunderten fremdes Territorium.

Das soll jetzt durch Inanspruchnahme des "Rechts auf die Heimat" wieder geändert werden. Dazu wird als Beweis angeführt, daß sich diese Vertriebenen in ihrer Stuttgarter Charta von 1950 anmaßend verhalten haben. Schon der Schriftsteller Ralph Giordano hatte den Vertriebenen vorgeworfen, wie das auch jetzt wieder geschieht, "daß sie die Kriegsschuld Deutschlands relativieren", aber jetzt kommt noch in der Verurteilung der Charta als Anklagegrund hinzu, man stelle sich das vor, die "deutschen Heimatvertriebenen in den Wiederaufbau Europas tätig" einzuschalten. Darin steckt die große Gefahr, für heute und morgen, daß sie in der "bundesdeutschen und europäischen Politik präsent bleiben werden". Darum spricht der Verfasser, hier entgegen manchem Medienvertreter, seinen "Vertriebenen" auch kein Todesurteil aus, sondern sein Signal heißt: "Achtung, Gift ist ausgestreut!"

Ehrlich wird Samuel Salzborn, wenn er zugeben muß, daß "die Verwendung des Begriffes Revanchismus in seiner heute auf die Vertriebenenverbände und die deutsche Außen- und Ostpolitik bezogene Bedeutung in der DDR geprägt wurde". Geradezu klassenkämpferisch wird er, wenn er der Sudetendeutschen Landsmannschaft vorwirft, daß sie sich in einem "pompösen Gebäude" niedergelassen habe, was nur dafür spricht, daß er das Sudetendeutsche Haus in München noch nie in Augenschein genommen hat. Für den Ton, der über all die Seiten vernehmbar ist, sei ein Zitat wiedergegeben, das sich zum Selbstbestimmungsrecht und dessen Verdammung findet: "Konstitutives Merkmal jenes aus der Idee der Selbstbestimmung entstandenen Nationalismus", das "Pathos moralischer Skrupellosigkeit", das einherging mit "chronischer realpolitischer Ignoranz".

Zwar liest sich dieses Elaborat wie eine Fortsetzung des Zentralorgans der SED, des "Neuen Deutschland", aber den Druck verdankt der Autor einer sicherlich verbilligten Druckerei in Budapest, also der freien Marktwirtschaft, der Befreiung von Stalins Imperialismus. Eine Freude an der Broschüre könnte die PDS-Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke, die bereits mehrfach zitiert wird, haben, die zusammen mit der Abgeordneten Annelie Buntenbach (Bündnis 90/Die Grünen) den Bundestag mit sich wiederholenden Fragen gegen die Vertriebenen nervt. Und sonst, Aufsehen und Aufregung und auch eine aufmerksame Lektüre lohnen sich nicht. Knallrote linke Ware – von gestern – dies die Offerte.

Samuel Salzborn: Grenzenlose Heimat. Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Vertriebenenverbände. Elefanten Press, Berlin, 219 Seiten, 29,80 Mark