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28.04.01 Ein Kontinent beschloß in Quebec eine Freihandelszone

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 28. April 2001


Amerika:
Von Alaska bis Feuerland
Ein Kontinent beschloß in Quebec eine Freihandelszone

Auch ein Umweg kann schließlich zu neuen Ufern führen: Als die Ausdehnung des Osmanischen Reiches immer machtvoller wurde und alsbald auch die Seezufahrtswege der europäischen Mächte nach Indien versperrte, suchten insbesondere Spanier und Portugiesen nach Auswegen. Als schließlich Kolumbus von seiner Reise zurückkehrte, konnte er der Krone die Entdeckung eines neuen Landstriches melden, um den freilich alsbald ein heftiger Streit zwischen Lissabon und Madrid über den Einfluß in Mittel- und Südmerika entbrannte.

Längst haben diese Mächte ihren Versuch zur "Globalisierung" mit dem Verlust ihrer Kolonien bezahlt, allein die Sprache, der christ-katholische Einfluß und eine starke Mischbevölkerung künden noch vom einstigen Einfluß.

Die Konquistadoren kommen nunmehr vom Norden und drükken seit dem 19. Jahrhundert ihren Stempel auf die mittel- und südamerikanischen Länder. Jüngster Versuch der wirtschaftlichen Einflußnahme bildet nunmehr die Schaffung einer Freihandelszone, die von Alaska bis Feuerland reichen soll. Ausgespart bleibt lediglich noch der schmale restliche Kolonialbesitz Frankreichs und Britanniens, der nunmehr unter der Umschreibung "abhängige Gebiete" Französisch-Guayana und Falklandinseln umfaßt.

Für die wirtschaftlich dann diese Region bestimmende Macht USA ergibt sich damit eine zusätzliche Einflußsphäre, die ihre Weltmachtposition wesentlich verstärken dürfte. Bereits jetzt gehen 15,6 Prozent aller US-amerikanischen Exporte in die Länder Lateinamerikas, während Mittel- und Westeuropa nur 2,4 Prozent ihrer Produkte in diese Region bringen. Sieht man von dem kurzen Zwischenspiel mit Argentinien nach dem Krieg ab, so sind insbesondere von der Bundesrepublik die traditionell guten deutschen Beziehungen zu den lateinamerikanischen Ländern nicht so forciert worden, daß sich daraus für die Zukunft wirtschaftspolitische Perspektiven entwickeln könnten. Natürlich haben die USA schon während des letzten Krieges ihren Druck auf den südlichen Teil des Kontinents so verstärkt, daß schließlich Kriegserklärung um Kriegserklärung in Berlin einging. Dies sollte freilich nicht darüber hinwegtäuschen, daß durch das ungeheuer blutige Erbe spanischer und portugiesischer Herrschaft ein sicheres Gespür für Fremdeinflüsse in den dortigen Völkern präsent geblieben ist, das sich durchaus auch für wirtschaftlich und sozial wohlwollende Kräfte und Mächte empfänglich zeigen würde. Je stärker nämlich die wirtschaftliche Exportkraft der US-Hochleistungstechnologie nationale Volkswirtschaften mit ihren nachhaltigen Wirkungen auf den Mittelstand in abseitige soziale Felder bringt, desto eher dürften hier auch Kräfte für alternative Strukturen Interesse bekunden.

Das spektakuläre Treffen in der kanadischen Stadt Quebec setzte naturgemäß vorerst große Hoffnungen für die weithin verarmten Länder Südamerikas frei. Doch schon die Abwehr der kanadischen Vorschläge zur Schaffung einer einheitlichen Gesundheits- und Bildungspolitik läßt die Schlußfolgerung zu, daß allein der Freihandelsraum mit dem ungeheuren Bruttoinlandsprodukt von rund elf Billionen US-Dollar im Mittelpunkt steht.

Mexiko, das durch ausländische Ölkonzerne um den Ertrag seiner Vorkommen gebracht wird, fordert die Schaffung eines 100 Millionen-US-Dollar-Fonds, um schwächeren Mitgliedsstaaten eine größere Chance im "freien Spiel der Kräfte"einzuräumen. Brasilien liebäugelt noch immmer mit der ausschließlich südamerikanischen Freihandelszone Mercosur, um eine bessere Ausgangsposition bei Verhandlungen mit den USA zu bekommen.

Doch wer wäre geschickt genug, die Intentionen dieser Weltmacht mit Bravour und ohne Schaden zu unterlaufen? Eine Übungsaufgabe für unser Außenamt? P. F.