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12.05.01 Alte Reichsautobahn Königsberg–Elbing soll endlich instand gesetzt werden

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. Mai 2001


Die »Berlinka« kommt
Alte Reichsautobahn Königsberg–Elbing soll endlich instand gesetzt werden

Eine zehn Jahr währende Groteske scheint endlich ihrem Ende entgegenzugehen: Wie "dpa" meldet, haben sich der Königsberger Gebietschef Jegorow und Polens Präsident Kwasniewski in Warschau darauf geeinigt, die alte Reichsautobahn von Königsberg nach Elbing wiederherzustellen.

Geplant ist der vierspurige Ausbau der Strecke mit einem angemessenen Grenzübergang. Bislang quält sich der innerostpreußische Grenzverkehr über kleine Landstraßen. Bescheiden bemessene Grenzübergänge behindern den Verkehr bisweilen erheblich.

Dies hemmt neben dem Tourimus insbesondere die wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Region. Elbings Bürgermeister Henryk Slolina schwärmt, die Autobahn würde den Weg von Königsberg zu den westpreußischen Häfen "um 150 Kilometer abkürzen". Die Umschlagplätze Danzig und Gdingen erlauben einen beträchtlich größeren Tiefgang als Königsberg.

Insgesamt leidet die Region erheblich unter der künstlichen Randlage. Nach Angaben der Zeitung "Der Westpreuße" stöhnt allein der Kreis Elbing mit 30 Prozent Arbeitlosen unter einer doppelt so hohen Quote wie der republikweite Durchschnitt. Im südlichen Ostpreußen ist jeder vierte ohne Stellung.

Bereits Anfang der 90er Jahre hatte die russische Seite mit der Wiederherstellung der "Berlinka", der Strecke nach Berlin, begonnen. Warschau indes verfocht seinerzeit eine Politik der rigiden Abgrenzung von Nord- und Süd-Ostpreußen. Transitverkehr vom Bundesgebiet etwa war ganz untersagt. Wer in den Norden der Provinz wollte, mußte einen zeitraubenden Umweg über die Grenzkontrollstelle Ogrodniki im Suwalki-Zipfel in Kauf nehmen, um von dort über Litauen nach Königsberg zu gelangen. Wegen Warschaus Untätigkeit in Sachen Autobahn-Wiederaufbau stellte auch Königsberg seine Aktivitäten bald wieder ein.

Noch im Februar dieses Jahres ließ Warschau bereits begonnene Instandsetzungsarbeiten nahe der Grenze wieder stoppen. Die Bezirksregierung von Süd-Ostpreußen (Woiwodschaft Ermland und Masuren) hatte dagegen scharf protestiert – offensichtlich mit Erfolg.

1997 haben die Polen bereits eine Brücke kurz vor der Grenze wiederaufgebaut. Jetzt fehlen noch zwei Brücken und ein Viadukt.

Warschau und Königsberg hoffen jetzt auf die Unterstützung der EU für ihr Projekt. So könnte dem Wiederauf- und Ausbau der alten Autobahn im Rahmen der "Via Baltica" mit Brüsseler Geldern unter die Arme gegriffen werden.Wie EU-Botschafter Ottokar Hahn "dpa" in Königsberg mitteilte, hat Polen jedoch bislang noch keine konkreten Pläne bei der EU vorgelegt.

Insbesondere für Nord-Ostpreußen-Reisende aus dem Bundesgebiet würde die wiederhergestellte Autobahn eine gewaltige Erleichterung bieten. Königsberg bringt sie wieder etwas näher an Mitteleuropa. Bitter nötig für dieses Gebiet, das bislang unter dem Eindruck Bonn-Berliner und Moskauer Untätigekeit zur wirtschaftlichen und politischen Leichenstarre verurteilt schien. Hans Heckel