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12.05.01 Hubert v. Meyerinck starb vor 30 Jahren

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. Mai 2001


Ein überlegener Kopf
Hubert v. Meyerinck starb vor 30 Jahren

Mit jedem Film begeisterte er das Kinovolk aufs neue – der am 23. August 1896 in Potsdam als Sohn einer preußischen Offiziersfamilie geborene Hubert v. Meyerinck. Er sollte Geistlicher werden. Nach dem Abitur ging er jedoch zum Theater und debütierte am Königlichen Schauspielhaus in Berlin. Seitdem spielte er ungezählte Glanzrollen, den eingebildeten Kranken, den Mephisto, den Macky Messer, am Deutschen Theater bei Max Reinhardt in Berlin sowie an anderen deutschen Bühnen. Die junge Marlene Dietrich war seine Partnerin im politischen Kabarett "Schall und Rausch".

Anfang der 20er Jahre meldete sich der Film bei ihm. "Um 1922/23 habe ich ein Ding gedreht, ein Film unter der Regie von Rudolf Bierbrach, einem seinerzeit sehr bekannten Darsteller. Aber diesen Film unterschlage ich immer, weil ich alles vergessen habe, was darin vorging, wer darin mitspielte und wie die ganze Sache ablief." Sein erster richtiger Film war "Manon Lescaut" mit Lya de Putti und Wladimir Gaidaroff, Trude Hesterberg und Siegfried Arno. Regie führte damals Arthur Robison. "Der Mann ohne Namen" (mit Georg Alexander und dem Königsberger Harry Liedtke) zählt zudem zu einem seiner ersten Streifen. Als piekfeiner Diener war er schon damals von umwerfender Komik. 1930 parodierte "Hubsi" einen Baron à la Courths-Mahler neben Grit Haid, die 1938 einem Verkehrsunfall zum Opfer fiel.

Mit seiner Glatze oder ein paar falschen Haaren, Frisuren und Bartspitzen zauberte er ein neues Gesicht nach dem anderen herbei, ohne daß er uns maskiert erschien. Ein überlegener Kopf, selbst dann, wenn er die pure Dummheit repräsentieren mußte. Überdies ein Meister der Rhetorik, der seine originelle Stimme trefflich einzusetzen wußte: näselnd, meckernd, lässig, ironisch, schnarrend, nervös stotternd und himmlisch blödelnd. Dank der Prägnanz seiner Mittel, der Beherrschtheit seines Könnens, der Treffsicherheit seiner Pointen machte Hubert von Meyerinck jede Rolle zu einer überzeugenden Demonstration. Vielleicht konnte er deshalb so herrlich aus den Salons der Gesellschaft plaudern, die Typen karikieren, übertriebenes Preußentum dem Gelächter preisgeben, mit dem Monokel auftreten und als verkalkter Großgrundbesitzer brillieren.

Der Ulk wurde oftmals mit voller Absicht auf die Spitze getrieben. Das konnte leicht überdreht wirken und statt zum Lachen plötzlich lächerlich werden – wäre da nicht als ausgleichendes Gegengewicht die Persönlichkeit des Schauspielers gewesen, der den Spaß mit seiner lebenslangen Erfahrung als Mensch und Künstler anreicherte und vertiefte. Unvergessen sein berühmt gewordenes "Zack, Zack!" in den Spessart-Filmen (Preis der deutschen Filmkritik). 1967 erschienen im Econ-Verlag seine Erinnerungen unter dem Titel "Meine berühmten Freundinnen", eine amüsante Huldigung an berühmte Kolleginnen.

Zum letzten Mal stand der Mime am 4. März 1971 als "Agamemnon" in Peter Hacks "Die schöne Helena" auf der Bühne des Hamburger Thalia-Theaters, das ihm seit fünf Jahren zur künstlerischen Heimat geworden war. Nach einem an sich überwundenen Herzinfarkt starb Huber v. Meyerinck an Herzversagen auf Grund einer Lungenentzündung am 13. Mai 1971 in Hamburgs Bethanien-Krankenhaus. Er hatte niemals seinesgleichen! kai-press