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26.05.01 Vor 40 Jahren starb der Komponist Werner Richard Heymann

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. Mai 2001


Musik war sein Leben
Vor 40 Jahren starb der Komponist Werner Richard Heymann

Sie kennen mich nicht, aber sie haben schon viel von mir gehört." Dieses launige Zitat mit einem ernsten Hintergrund umreißt knapp und präzise Leben und Lebenswerk eines Mannes, dessen Melodien in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Spatzen von den Dächern pfiffen: Werner Richard Heymann, geboren am 14. Februar 1896 in Königsberg. Seine Lieder zu Filmen wie "Die Drei von der Tankstelle" oder "Der Kongreß tanzt" wurden zu Evergreens und finden auch heute noch ihre Liebhaber. Wer kennt sie nicht, diese einprägsamen, leicht-beschwingten Melodien von Liedern wie "Du bist das süßeste Mädel der Welt", "Ein Freund, ein guter Freund", "Liebling, mein Herz läßt dich grüßen", "Das ist die Liebe der Matrosen", "Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder", "Das muß ein Stück vom Himmel sein" oder "Hoppla, jetzt komm ich". Stars wie Willy Fritsch, Lilian Harvey und Hans Albers, aber auch die Comedian Harmonists gaben ihnen ihre Stimme.

Aber Werner Richard Heymann schrieb auch E-Musik, also "ernste Musik", wie etwa 1918 die Rhapsodische Sinfonie für großes Orchester und Bariton in einem sechsteiligen Satz op. 5 (nach Texten seines 1915 gefallenen Bruders, des Dichters Walther Heymann). Die Wiener Philharmoniker unter Felix Weingartner führen diese Sinfonie zum ersten Mal auf. Schon im zarten Alter von drei Jahren saß Heymann am Klavier, spielte bald alles nach, was er hörte, klimperte mit fünf eigene Melodien und erhielt mit sechs Jahren Geigenunterricht. Er war zwölf Jahre alt, als er im Philharmonischen Orchester Kö-nigsberg unter Paul Scheinpflug Violine spielte.

Nach dem Umzug der Familie nach Berlin nimmt er 1912 Musikunterricht bei Paul Juon an der Königlichen Hochschule für Musik. Mit der eigentlichen Schule allerdings kommt er nicht sehr gut zurecht, so daß er Privatunterricht erhält – unter anderem von dem Jurastudenten Kurt Tucholsky ("Er war ein wunderherrlicher Einpauker"). Es ist das Berlin kurz vor und im Ersten Weltkrieg. Heymann streift durch die Cafés, begegnet jungen Dichtern, die über Gott und die Welt diskutieren. In dieser Zeit entsteht sein erstes Chanson nach Texten von Klabund.

Nach dem Krieg wendet sich Heymann zunächst einmal der Bühne zu, schreibt für Ernst Tollers Erstlingswerk "Wandlung" die Musik, wird dann aber von Max Reinhardt für dessen Kabarett "Schall und Rauch" engagiert. Dort schreibt er zusammen mit Friedrich Hollaender die Musik zu politisch-literarischen Chansons. Als musikalischer Leiter der "Wilden Bühne" von Trude Hesterberg schreibt er schließlich Chansons wie "Die kleine Stadt" oder das "Berliner Wiegenlied", die mittlerweile zu Klassikern gewordenen sind.

Dann aber beginnt die große Zeit des Kinos. Heymann ist mit von der Partie. Er wird "Stimmungsmusiker" – seine Aufgabe: den Schauspielern während der Dreharbeiten stimmungsvoll, sprich musikalisch beizustehen. Zu-nächst als Assistent, später als Orchesterleiter der großen Ufa-Kinos schreibt der Königsberger Musik für Stummfilme, darunter für Klassiker wie Fritz Langs "Spione" und Murnaus "Faust". Nach einem Zwischenspiel bei der Tobis geht Heymann wieder zur Ufa (1929) – seine große Zeit beginnt.

Das Angebot der Ufa 1933 trotz seiner jüdischen Abstammung weiter arbeiten zu können, lehnt er ab, packt die Koffer und geht nach Paris. Dort schreibt er seine erste Operette: "Florestan I., Prinz von Monaco", nach Sacha Guitry. Dann aber ruft Hollywood. Heymann schreibt die Musik für den Film "Caravan", geht schließlich wieder nach Paris zurück, schreibt dort seine zweite Operette "Trente et Quarante", fährt nach London, schreibt eine Filmmusik für Maurice Chevalier. 1937 geht er wieder nach Hollywood. Diesmal ist er erfolgreicher – zu 44 Filmen schreibt er die Musik; viermal wird er für den "Oscar" nominiert. Diesmal sind es allerdings keine Lieder, sondern Hintergrund-Musik, um die Handlung des Films zu unterstreichen.

1951 entschließt sich der Königsberger, nach Deutschland zurück-zukehren. Es ist ein schwieriger Neubeginn, obwohl er bald wieder Aufträge bekommt. Der junge deutsche Film ist erwacht. "Durch Dick und Dünn", "Heidelberger Romanze", "Alraune" (mit der jungen Hildegard Knef), "Ein Haus voll Liebe" sind die Titel, die das Publikum in die Kinos locken. Neu gedreht werden auch die Erfolgsstreifen "Der Kongreß tanzt", "Die Drei von der Tankstelle" und "Bomben auf Monte Carlo". Und immer sind Melodien von Werner Richard Heymann mit dabei. – Eine vom Archiv der Berliner Akademie der Künste konzipierte Ausstellung wird vom 7. Juli an im Ostpreußischen Landesmuseum Lüneburg über das bewegte Leben und reiche Werk des Königsbergers informieren.

Als Werner Richard Heymann am 30. Mai 1961, vor nunmehr 40 Jahren, in München starb, ging ein Mann, dessen Leben der Musik, der Melodie gewidmet war, ein Künstler, dessen Begabung für Sprache von "außerordentlicher Kraft und inniger Einfühlung bestimmt war", wie sein Freund, der Textdichter Robert Gilbert, bei der Grabrede hervorhob. Os

Premierenfeier für den Film "Alraune": Werner Richard Heymann (3. von links) mit Georg Asageroff, Elisabeth Heymann, Hildegard Knef und Kurt Schwabach (von links) Foto Katalog Archiv der Akademie der Künste Berlin