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26.05.01 Eröffnung der 9. Ostdeutschen Kulturtage des BdV-Landesverbandes Thüringen

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. Mai 2001


Das Recht ist höchstes Kulturgut
Eröffnung der 9. Ostdeutschen Kulturtage des BdV-Landesverbandes Thüringen

Mühlhausen – Zur festlichen Eröffnung der 9. Ostdeutschen Kulturtage lud der BdV-Landesverband Thüringen nach Mühlhausen ein. Zahlreiche Ehrengäste, unter ihnen der Thüringer Minister für Soziales, Familie und Gesundheit, Dr. Frank-Michael Pietzsch, Weihbischof Piechl, die Bundestagsabgeordneten Manfred Heise und Eckhard Ohle, zahlreiche Abgeordnete des Thüringer Landtages sowie 40 Veteranen aus der Heimat konnte der BdV-Landesvorsitzende und Vizepräsident des BdV, Dr. Paul Latussek, im voll besetzten "Puschkinhaus" begrüßen. Mit über 70 Veranstaltungen will der Thüringer Landesverband bis zur offiziellen Abschlußveranstaltung am 23. Juni zum Ausdruck bringen, daß ostdeutsche Kultur dort weiterlebt, wo sich Menschen aus den Heimatgebieten zusammenfinden und wo sie gewillt sind, sich ihrem historisch gegebenen Auftrag zur Bewahrung ihres Erbes und dessen Wiederbelebung in den Heimatgebieten zu stellen.

In seiner Eröffnungsrede ging der Landesvorsitzende Dr. Latussek auf die Rolle der Heimatvertriebenen bei der Bewahrung ihres kulturellen Erbes ein: "Die Menschen in unserem Verband wissen, wie bescheiden ihr Beitrag am Kulturleben der Ostdeutschen, gemessen am Wirken solcher hervorragender Persönlichkeiten wie die zahlreichen ostdeutschen Nobelpreisträger, ist. Was wir aber leisten wollen und auch können, besteht darin, ein deutliches Zeichen gegen das Vergessen und für die Bewahrung der kulturellen Identität unseres Volkes zu setzen, zu der auch die Identitäten der Ostdeutschen, der Sudetendeutschen und der deutschen Minderheiten in Südosteuropa mit ihren Besonderheiten in Sprache und Brauchtum gehören. Die Bewahrung ihrer kulturellen Identität ist deshalb nicht nur eine Aufgabe der Heimatvertriebenen, sondern in Wahrnehmung ihrer Verantwortung gegenüber unserem Volke auch eine aus dem Grundgesetz ableitbare Verpflichtung aller Deutschen und im Besonderen der deutschen Politik."

Dr. Latussek mahnte in eindringlichen Worten eine europäische Lösung zur Überwindung des Vertreibungsunrechtes auf der Grundlage des Völkerrechtes und der Menschenrechte an. Das Recht sei das höchste Kulturgut der Menschheit, so daß jeder Verstoß gegen die Rechtsgrundlagen des Zusammenlebens der Menschen und Völker, jeder Verstoß gegen die Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht eines Volkes als ein barbarischer Akt zu bezeichnen sei. Dr. Pietzsch, der in Vertretung des Schirmherrn der diesjährigen Ostdeutschen Kulturtage, Ministerpräsident Dr. Vogel, an der Veranstaltung teilnahm, würdigte in seiner Ansprache die Leistungen des Vertriebenenverbandes bei der Pflege des ostdeutschen Kulturerbes als Teil der deutschen Nationalkultur. Er versicherte den Heimatvertriebenen in Thüringen, daß die Landesregierung den BdV weiterhin nicht nur finanziell, sondern insbesondere auch ideell unterstützen wird. Er äußerte, daß gravierende offene Fragen im europäischen Raum nicht einfach stehenbleiben dürften. Eine dieser offenen Fragen seien die Benesch-Dekrete.

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurde der Kunstpreis des BdV-Landesverbandes Thüringen verliehen. Die Menge der eingereichten Exponate, in diesem Jahr mehr als 130 in den Gebieten Malerei, Grafik, Kunsthandwerk, Musik und Literatur, verdeutlicht die Intensität der künstlerischen Aufarbeitung des eigenen Schicksals, aber auch das Engagement der Künstler beim Aufbau eines neuen Lebens in Thüringen. In diesem Jahr wurde der Kunstpreis für Malerei, Literatur und Kunsthandwerk vergeben.

Den Kunstpreis für Malerei erhielt Karl Hoffmann für seine Aquarelle "Memellandschaft" und "Waldteich in Nordböhmen". Karl Hoffmann wurde 1925 in Reichstadt/Nordböhmen geboren. Seine Landschaftsdarstellungen sind überzeugend, sie basieren auf einem tiefen Erleben. Den Kunstpreis für Literatur erhielt der 1926 im Kreis Komotau geborene Adolf Maria Svoboda. Er hat Erlebnisse, die sich ihm unauslöschlich eingeprägt haben, als Kurzgeschichten niedergeschrieben. Den Kunstpreis für Kunsthandwerk erhielt Hans Grolik, geboren in Abstdorf, Kreis Zwittau/Mähren, für seine Plastik "Vertreibung".

Mit einer besonderen Auszeichnung wurde Ruth Pannicke aus Königsberg für ihre Lyrikbände "Es war ein Land, es ist ein Land" geehrt, sowie Wolfgang Mettke, geboren in Breslau, für seinen Bilderzyklus "Der lange Weg zur neuen Heimat", mit dem er das Thema der Vertreibung deutlich als verbrecherischen Akt darstellt. Mit Ehrenpreisen wurden auch Erika Schirmer (geboren in Nettkow/Schlesien) für ihre lyrischen Arbeiten, illustriert mit Scherenschnitten, und Maria Eichel (geboren in Lemberg/Galizien) für ihre Geschichten und Gedichtsammlungen aus ihrem Leben gewürdigt. Die 18jährige Thüringerin Irene Hus wurde für ihre Schülerarbeit "Flucht und Zwangsaussiedlung der deutschstämmigen Bevölkerung aus Schlesien" ausgezeichnet.

Die musikalischen Darbietungen des BdV-Chores "Heimattreue" Mühlhausen sowie die Musikstücke des Bläserquintetts "corps de musique" aus Molsdorf unterstrichen die festliche Atmosphäre der Eröffnungsveranstaltung. Zum anschließenden Empfang wurde allen Organisatoren sowie Bewerbern um den Kunstpreis vom Landesvorsitzenden Dr. Latussek und Minister Dr. Pietzsch gedankt. Am Nachmittag bot ein buntes Folkloreprogramm, u. a. gestaltet von den Egerländer Musikanten und der Egerländer Trachtengruppe des Heimatkreises Bischofteinitz, den Gästen unterhaltsame Stunden. LT