16.04.2024

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26.05.01 Zum 100. Geburtstag des Ebenroders Franz Schnewitz

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. Mai 2001


Von Pflichtbewußtsein geprägt
Zum 100. Geburtstag des Ebenroders Franz Schnewitz

Am 26. Mai 1901 in Preußenwall, Kreis Ebenrode (Stallupönen), als Sohn eines Landwirtes geboren, absolvierte Franz Schnewitz von 1916 bis 1922 seine Lehrerausbildung, die er durch seine Zugehörigkeit zum Freikorps zwischenzeitlich unterbrach. Nach dem Abschluß der Ausbildung erhielt er eine Anstellung als Lehrer an der Volksschule in Schwalbental (Jodlauken) im Kreis Insterburg.

Im Zweiten Weltkrieg wurde er bei verschiedenen Frontverbänden, besonders bei der ostpreußischen 291. Infanterie-Division (Elchkopf), zuletzt als Kompaniechef, eingesetzt.

Franz Schnewitz ist ein Repräsentant jener Generation, die wie kaum eine zuvor Kriege und Not, Leid und ständige Unruhe erlebt hat. Schon als Kind mußte er im Ersten Weltkrieg dreimal seine engere Heimat vor den heranrückenden russischen Truppen verlassen. Die dritte Flucht führte ihn seinerzeit zum erstenmal in den Kreis Uelzen in Niedersachsen.

Im Oktober 1945 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen, machte er sich auf die Suche nach Frau und Kindern. Vier Wochen reiste er durch Schleswig-Holstein, die Familie jedoch fand er nicht, aber überall notierte er sich die Anschriften von Landsleuten. Die Zusammenführung der Familie erfolgte 1947, da die Angehörigen erst zu diesem Zeitpunkt nach einer bitteren Zeit aus Pommern ausreisen konnten. Seinen Lebensunterhalt verdiente sich der Hauptmann der Reserve zunächst als Landarbeiter, bis er schließlich 1949 wieder eine Lehrerstelle bekam – vorerst in Barum, Kreis Uelzen, zwei Jahre später in Westerweyhe, dem Ort, dem er lange so treu blieb, wobei zwei ihm angebotene Schulleiterstellen ausschlug. 1966 trat er in den Ruhe-stand.

Doch während all der Jahrzehnte standen in seinem abgegriffenen Notizbuch noch immer die Anschriften jener Landsleute, die er bei der Suche nach seinen Angehörigen getroffen hatte. Und diese Anschriften waren der Grundstock für eine fast lückenlose Dokumentation über die Kriegsverluste seines Heimatkirchspieles Birkenmühle und des Kirchspiels Schwalbental im Kreis Insterburg. Später dehnte er dann seine eigene Sucharbeit auf die ehemaligen Divisionskameraden und seine einstigen Lehrerkollegen aus.

Mit großem Einsatz hat der Pädagoge und Chronist Material aller Art gesammelt, um den nachfolgenden Generationen das Bewußtsein zu vermitteln, daß dort in dem Land zwischen Weichsel und Memel eine 700jährige Geschichte gewachsen und entwickelt worden ist. Als Verfasser zahlreicher Beiträge in den Kreisdokumentationen und Heimatbriefen der Kreisgemeinschaften Ebenrode und Insterburg, in der Kameradschaftszeitung der 291. Infanterie-Division und in den Zeitungen und Nachrichtenblättern ist der Lehrer im Ruhestand weit über die Grenzen seines Wirkungskreises bekannt geworden.

Die Krönung seiner schriftstellerischen Arbeiten war die Fertigstellung der Dokumentation über den Endkampf der deutschen Wehrmacht im Kreis Ebenrode (Stallupönen) unter dem Titel "Der letzte Akt – Der Untergang unseres Heimatkreises Ebenrode (Stallupönen)".

Franz Schnewitz hat darüber hinaus seine freizeitraubenden Aktivitäten in den Dienst der Hilfe an Vertriebenen, ehemaligen Soldaten und Kriegsgefangenen und Absolventen des Lehrerseminars Karalene gestellt. Durch sein außergewöhnliches Engagement für diesen Personenkreis, seine jahrzehntelange Tätigkeit in den diversen Gremien der ostdeutschen und niedersächsischen Vereine, in den Verbänden der ehemaligen Soldaten und Lehrerverbindungen hat er ein Beispiel selbstloser Hilfsbereitschaft gegeben. Für sein beispielhaftes Wirken wurde Franz Schnewitz 1987 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

1978 wurde Franz Schnewitz das Amt des Kreisältesten der Kreisgemeinschaft Ebenrode (Stallupönen) übertragen. Geprägt von preußischem Pflichtbewußtsein war er bis in die jüngste Zeit für seine ostpreußische Heimat tätig. Ein aufrechter Ostpreuße, dem in allen Zeiten Dienen vor Verdienen ging.

Die Angehörigen der ostpreußischen Kreisgemeinschaften Ebenrode (Stallupönen) und Insterburg gratulieren dem Jubilar auch von dieser Stelle und wünschen weiterhin eine zufriedenstellende Gesundheit. Paul Heinacher