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07.07.01 Henning Eichberg kommt über den Sohn erneut ins Gerede

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 07. Juli 2001


Die dänische Büßer-Variante
Henning Eichberg kommt über den Sohn erneut ins Gerede
von Hans-Joachim v. Leesen

Als kürzlich durch ein Versehen der Landeszentrale für politische Bildung in Schleswig-Holstein der Nationalmarxist Reinhold Oberlercher auf einer öffentlichen Veranstaltung sprechen durfte, bis ihm vom Versammlungsleiter das Wort entzogen wurde, da schrieb die Lokalzeitung, die Zuhörer seien darum so unruhig geworden und der Leiter habe deshalb Oberlercher das Wort entzogen, weil niemand gewußt habe, "ob man einen Rechten oder einen Linken vor sich gehabt" hätte. In die gleiche schreckliche Ungewissheit würden sicherlich auch Zuhörer gestürzt, deutsche jedenfalls, wenn dem seit 20 Jahren in Dänemark lebenden deutschen Wissenschaftler Henning Eichberg die Chance geboten würde, sich in Deutschland auf einer Veranstaltung zu äußern. Eichberg sieht sich politisch auf dem linken Flügel stehen, was allerdings in Dänemark etwas anderes bedeutet als in Deutschland, leitet sich doch die dänische Sozialdemokratie wie die Gewerkschaftsbewegung nicht von Marx sondern von Lassalle ab.

Nun haben Henning Eichbergs Vorstellungen, die in den siebziger Jahren nicht nur bei den Rechten Beachtung fanden, mit Marxismus in der Tat nichts zu tun. Wenn man denn Gleichheitswahn, Internationalismus und Antifa-Hysterie als die Merkmale der deutschen Linken bezeichnet, dann wäre Eichberg kein Linker. Genau so wenig könnte man ihn der Rechten zurechnen, wenn man denn meint, Kapitalismus, Glaube an den Staat und Leugnung der Judenvernichtung seien typisch für Rechts. Davon ist Eichberg immer weit entfernt gewesen. Sein Herz gehörte immer den Völkern; besonders interessierte ihn das Gälische, hier vor allem die sowohl nationalen wie auch sozialistischen Freiheitsbestrebungen der Iren. Er träumte von einem "Sozialismus des keltischen Weges", des irischen, aber auch des deutschen Weges. Daß seine Einschätzungen nicht falsch waren, mag man daraus erkennen, daß er schon 1978 den bevorstehenden Niedergang des sowjetischen Machtblockes voraussagte, den er zurückführte auf den erwachenden Nationalismus der Ukrainer, Weißrussen und anderer Völker der Sowjetunion. Damals wurde er als rechter Spinner abgetan, doch die Geschichte hat ihn bestätigt.

Nun ist dieser Henning Eichberg in Dänemark durch absurd wirkende Ereignisse ins öffentliche Interesse gerückt. In Kopenhagen ist ein Skinhead offensichtlich von Autonomen ermordet worden. Die Polizei hat eine Reihe von Verdächtigen aus der Autonomen-Siedlung Christiania festgenommen, darunter einen Sohn Henning Eichbergs. Als sich die Presse mit diesem Sohn deutscher Eltern befaßte, fand sie heraus, daß sein Vater, nämlich der Wissenschaftler Dr. Henning Eichberg, eine nicht ganz einflußlose Rolle in der Socialistisk Folkeparti spielt, jener Abspaltung der dänischen Kommunistischen Partei, die sich schon sehr früh von Moskau losgesagt hatte. Eichberg ist seit 1994 Mitglied und wurde bald in ihren Kulturausschuß entsandt.

Die Publizisten wandten sich an den Verfassungsschutz, der offenbar jederzeit gern bereit ist, Deutsche an den Pranger zu stellen, wenn sie den hier herrschenden Meinungen widersprechen. So teilte denn der Verfassungsschutz den dänischen Journalisten mit, Eichberg sei ein führender Rechtsideologe in der Bundesrepublik gewesen, dessen Gedanken das ganze rechte Lager erheblich beeinfluß hätten. Es ist sogar vom "Chefideologen" des äußersten rechten deutschen Flügels die Rede gewesen. Daraufhin schlugen die dänischen Jounalisten Alarm und warnten, daß ein "rabiater Rechter" nunmehr die linksaußen operierende Sozialistische Volkspartei beeinflussen könnte. Eichberg äußerte sich "Politikern" gegenüber so, daß der in Ideologien Festgefahrene verwirrt sein mußte. Er räumt ein, daß er früher in Deutschland rechts operiert habe, längst aber ins linke Lager übergewechselt sei, weil er für seine Art Sozialismus auf dem rechten Flügel kein Echo fand.

Tatsächlich war es immer Eichbergs Hoffnung, er könnte zwischen Rechts und Links in Deutschland vermitteln und die verbindenden Elemente zur Geltung bringen. Zahlreiche Aufsätze und einige Bücher belegen die intelligenten Ergebnisse seines Nachdenkens. Dabei ging er aus von den politischen Ideen des 19. Jahrhunderts, als in der Tat der nationale Gedanke von den linken Kräften getragen wurde, während rechts die Reaktion stand, die ihr Kapital und die hergebrachten politischen Strukturen der Feudalstaaten stützte. Immer war Eichberg antikapitalistisch, immer kritisch den USA gegenüber, immer ein Gegner des Globalismus. Er setzte auf die Verschiedenartigkeit der Welt und ihrer Menschen, die sich darstellte in ihren nicht von Staatsgrenzen bestimmten Völkern. So glaubte er, bei der 68er Bewegung Ansätze solcher Gedanken gefunden zu haben, etwa als man dort begann, Volkslieder zu singen, wenn auch vor allem irische, später auch ein paar deutsche. Sehr schnell aber erlosch dort diese Richtung. Heute denkt man bei den deutschen Linken strikt internationalistisch und fühlt kaum noch Solidarität mit den Deutschen. So stellte sich rasch heraus, daß Eichbergs Traum von der Berührung von links und rechts sich nicht verwirklichen ließ, daß auch seine kurze Begegnung mit Rudi Dutschke keine tiefere Bedeutung besaß, daß er nicht selten romantisierte und an den politischen Realitäten vorbeidachte. Daß er damit Staat und Verfassung gefährdet hätte, die das Eingreifen des Verfassungsschutzes gerechtfertigt hätten – auf solche Ideen konnten nur Verfassungsschutzämter in Deutschland kommen.

Als ihm, der zweifellos ein origineller und kreativer Denker von hohem intellektuellen Niveau ist, in Deutschland die Chance geboten wurde, nach seiner Habilitation eine Professur in Stuttgart zu bekommen, entfesselte die Illustrierte STERN, von der wir heute wissen, wie stark dort die Einflüsse der Stasi waren, eine wüste Kampagne gegen Eichberg, woraufhin er jede Chance verlor, im deutschen Wissenschaftsbetrieb eine adäquate Stellung zu bekommen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als nach Dänemark auszuweichen, wo ihm die Kopenhagener Universität zunächst ein Betätigungsfeld bot. Auch sonst fand Eichberg in Dänemark vielerlei Berührungspunkte mit seinen Ideen. Bei unseren nördlichen Nachbarn hat die "Folkelighed" einen hohen Stellenwert im politischen Denken, eine Haltung, die nichts zu tun hat mit dem deutschen "Völkischen", sondern bedeutet, daß man von der breiten Basis des ganzen Volkes her denkt. Damit konnte Eichberg sich anfreunden. Nun lebt er mit seiner Familie auf Seeland, praktisch als jemand, der aus politischen Gründen aus Deutschland emigrierte, lehrt und denkt nach, womit er nun auch die Dänen zu verwirren beginnt.