28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
14.07.01 Madrid schmeckt die Früchte einer unausgegorenen Idee

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 14. Juli 2001


Europäische Perspektiven?
Madrid schmeckt die Früchte einer unausgegorenen Idee
von Karl H. Lincke

Es ist vier Uhr morgens in einem Vorort von Madrid. Der Einbrecher A steigt in das Haus des spanischen Rechtsanwaltes Castillo Sierra und gelangt in das Zimmer der 16jährigen Tochter der vierköpfigen Familie. Er versucht das junge Mädchen zu vergewaltigen. Sie wehrt sich jedoch so sehr, daß die ältere Schwester wach wird und ihr aus dem Nachbarzimmer zur Hilfe eilt. A erledigt sich der älteren Schwester mit einem Messerstich in die Brust. Durch das entsetzte Gekreische schrecken auch die Eltern aus ihrem Schlaf hoch, die Mutter ruft die Polizei an und der Vater rennt umgehend zu seinen Töchtern. A stürzt sich sofort auf den Familienvater und sticht ohne Vorwarnung unablässig auf ihn ein, bis er stirbt. Verzweifelt ruft die Mutter nochmals bei der Polizei an, die bereits unterwegs ist. Der Täter betritt nunmehr das elterliche Schlafzimmer und findet die Mutter vor. Er zieht seine Pistole und feuert einen Schuß auf die vollkommen unter Schock stehende Frau ab. Mit einer schweren Schußwunde am Hals verliert sie kurzfristig das Bewußtsein, was ihr das Leben retten sollte. Der Täter untersucht nach dem Massaker in aller Ruhe das Haus nach Geld und Wertgegenständen. Nachdem die schwerverletzte Mutter das Bewußtsein wiedererlangt, gelingt es ihr die Polizei ein drittes Mal zu verständigen. Diese befindet sich inzwischen vor dem Eingangstor und versucht sich Zugang zum Haus zu verschaffen. Als sich die Polizisten entschließen, über die Grundstücksmauer zu springen, kommt ihnen A aus dem Haus entgegen. Sogleich eröffnet er das Feuer auf die Polizeibeamten, die vollkommen überrascht in Deckung gehen. Diesen Umstand nutzt A und flieht. Nach intensiver Fahndung gelingt es der spanischen Polizei den mutmaßlichen Täter in der selben Nacht zu greifen. In seiner Pistole befindet sich keine Patrone mehr. Bei sich führt er den erbeuteten Modeschmuck der Mutter im Wert von nur 200 DM. Diese schreckliche Tat hat die spanische Bevölkerung in einen panikhaften Zustand versetzt. Seit dem 23. Juni als die Geschehnisse bekannt wurden, haben die Sicherheitsfirmen, die private Bewachung und Alarmanlagen anbieten, ihren Umsatz mehr als verdoppelt. Der Justiz werden schwere Versäumnisse vorgeworfen. A war nämlich kein unbeschriebenes Blatt. Es handelt sich bei ihm um Petru Arkan, ein illegal in Spanien verweilender Moldave, dessen Aufenthalt jedoch geduldet wurde. Arkan war bereits mehrfach durch Einbruchsdiebstähle auffällig geworden. Die Behörden haben daher schon zweimal seine Ausweisung beantragt. Ohne Erfolg, die spanischen Gerichte sind äußerst schwerfällig und formalistisch, so daß es letztendlich nie zu einer Abschiebung kam. Besonders erschreckend an dem Fall ist, daß Arkan bereits in Rumänien ein vergleichbares Verbrechen begannen hat und mit internationalem Haftbefehl gesucht wurde. Bei dieser Tat brach er am Weihnachtsabend in die Wohnung des Juweliers George Marius ein und stahl, nachdem er den Hausherrn kaltblütig erstochen hatte, sämtliche Wertgegenstände. Arkan sitzt derzeit in spanischer Untersuchungshaft und zeigt nach Angaben der Staatsanwaltschaft keine Reue für seine Taten. Die spanische Öffentlichkeit ist sich bewußt, daß eine konsequente Anwendung des spanischen Ausländerrechtes die entsetzlichen Geschehnisse verhindert hätte. Die Kritik an dem ineffizienten Rechtssystem ist einhellig, von der linksliberalen Tageszeitung "El País" bis zur monarchistischen Zeitung "ABC" sind sich alle einig, die Abschiebung von ausländischen Straftätern muß konsequenter umgesetzt werden. Kein Fernsehsender und kein Presseorgan hat im übrigen – wie dies in Deutschland aus volkspädagogischen Gründen üblich ist – die Nationalität des Straftäters verschwiegen. Der schauervolle Tod des Madrider Anwalts trifft zusammen mit der sich jeden Sommer wiederholenden Einwanderungswelle von tausenden Afrikanern, die über das Mittelmeer ins "reiche" Europa wollen und von denen nur ein geringer Prozentsatz aufgegriffen und abgeschoben wird. Die Töne nach verstärktem Grenz- und Küstenschutz und Schnellverfahren für kriminelle Ausländer werden daher immer lauter und dies obwohl Spanien offiziell nur einen Ausländeranteil (Nicht-EU-Bürger) von 2 % hat.

Wer deutsche Maßstäbe gewohnt ist, wundert sich über die ohne politische Tabus geführte Diskussion in Spanien. Man fragt sich, ob es einen Fall Arkan auch in Deutschland gibt mit seinem viel höheren Anteil an Nicht-EU-Ausländern? Kann es sein, daß die Medien einem hier die besonders grausamen Beispiele verschweigen?