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18.08.01 51 Jahre Charta der Heimatvertriebenen: Die größte Friedensbewegung

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 18. August 2001


51 Jahre Charta der Heimatvertriebenen:
Die größte Friedensbewegung
BdV-Dokument könnte auch für Balkan und Nahost Vorbild sein

Der 40. Jahrestag des Baues der Berliner Mauer beherrscht in diesen Tagen die innenpolitische Diskussion in Deutschland. Weltpolitisch stehen zwei Themen im Blickpunkt: die immer dramatischere Zuspitzung der Lage in Nahost und die Entwicklung in Mazedonien. Ein weiteres, nicht nur aus Sicht der Vertriebenen wichtiges Datum geriet darüber fast in Vergessenheit, zumal es sich auch nicht um einen „runden“ Jahrestag handelt: Am 5. August jährte sich zum 51. Male die Verkündung der Charta der Heimatvertriebenen.

Es handelt sich hier um vier Themen, die mehr miteinander zu tun haben, als man auf den ersten Blick meinen könnte. Die Mauer ist - auch noch nach mehr als einem Jahrzehnt seit ihrem Fall - das Symbol eines totalitären, menschenverachtenden Systems, in dem Freiheit, Menschenwürde und traditionelle Werte nichts zählten. Es war dies dieselbe Geisteshaltung, aus der heraus eineinhalb Jahrzehnte zuvor Millionen Deutsche, darunter zum großen Teil Frauen und Kinder, aus ihrer Heimat verjagt oder gar ermordet worden waren. Und großenteils war es auch dieselbe Kommunisten-Clique, die für all diese Verbrechen verantwortlich war. Es war Moskaus rote Armee, die damals in Ostpreußen und anderen Vertreibungsgebieten einen brutalen „Krieg“ gegen Zivilisten führte, und es war dieselbe Rote Armee, ohne deren Rückendeckung Ulbricht, Honecker und Genossen weder am 17. Juni 1953 noch am 13. August 1961 in der Lage gewesen wären, das eigene Volk niederzuknüppeln, niederzuschießen oder einzumauern.

Bei den Ost-Berliner Machthabern von Moskaus Gnaden wie bei ihren ideologischen Ziehvätern im Kreml hat stets das Kalkül eine Rolle gespielt, man könne den „kapitalistischen“ Westen destabilisieren, indem man ihn mit Massen mittelloser Flüchtlinge förmlich überschwemmt. Daß dies zur Fehlkalkulation geriet, war das Verdienst der Westdeutschen, die trotz eigener Not die Vertriebenen aufnahmen und integrierten. Es war vor allem aber auch das Verdienst der Vertriebenen selbst und ihrer Organisationen, die sich trotz des schrecklichen Schicksals, das sie erlitten hatten, von Gewalt, Rache und Vergeltung lossagten. So dokumentiert die Charta der Heimatvertriebenen vom 5. August 1950 eine moralische Größe, die wesentlich mit dazu beitrug, daß unser Vaterland vier Jahrzehnte später schließlich auf friedlichem Wege Mauer und Teilung überwinden konnte. Auch wenn es heutigen „politisch korrekten“ Ideologen nicht paßt: Der BdV war und ist Deutschlands größte Friedensbewegung!

In diesen Tagen sollte man auch darüber nachdenken, wie anders die Entwicklung im Nahen Osten verlaufen wäre, wenn Arafats PLO und andere Palästinenser-Organisationen sich rechtzeitig dem deutschen Vorbild angeschlossen und eine vergleichbare Charta der Vertriebenen formuliert hätten. Das hätte freilich auch vorausgesetzt, daß die arabischen Aufnahmeländer die von den Israelis aus Palästina Vertrieben integriert hätten - und nicht jahrzehntelang in menschenunwürdige Lager gepfercht, um sich stets ein revolutionäres Gewaltpotential zur Verfügung zu halten.

Und auch der Balkan wäre um einiges friedlicher, wenn dort der Teufelskreis aus Haß, Vertreibung, und Rache durchbrochen werden könnte. Wer hierfür nach Rezepten sucht, sollte das Dokument vom 5. August 1950 zur Hand nehmen: Die Charta der Heimatvertriebenen hat - auch auf diesen unruhigen Teil unseres Kontinents bezogen - nach über einem halben Jahrhundert nichts an Gültigkeit verloren.

Die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, die Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach, hat den 51. Jahrestag zum Anlaßgenommen, die Erhebung des 5. August zu einem nationalen Feiertag zu fordern. Ein Wunsch, der gerade auch angesichts der europäischen, ja globalen Perspektive dieser nach wie vor aktuellen Problematik nur nachhaltig unterstützt werden kann. H.J.M.