20.04.2024

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01.09.01 Künstler gegen alles …

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 01. September 2001


Hans-Jürgen Mahlitz
Künstler gegen alles …

Sind Künstler bessere Menschen? Wissen sie mehr um die letzten (oder zumindest die vorletzten) Dinge als wir Normalsterblichen? Sind wir also gut beraten, ihrem klugen Rat zu folgen, wenn sie sich schon herablassen, uns von hoher Warte zu verkünden, was wir zu tun und zu lassen haben? Oder, wenn die Dinge gerade mal wieder ihren demokratischen Lauf nehmen, wen wir zu wählen haben - und wen nicht?

In den beiden Stadtstaaten Berlin und Hamburg ist es bald so weit: Der Bürger wird zur Wahlurne (und mit hoher Wahrscheinlichkeit anschließend zur Kasse) gebeten. Da es sich in beiden Fällen um anerkannte Kulturmetropolen handelt, wäre es schon mehr als verwunderlich, wenn sich jetzt nicht auch Künstler zu Wort melden würden. Schließlich ist auch ein Künstler insofern ein „ganz normaler Mensch“, als er, sofern volljährig und deutscher Staatsbürger, an seinem Wohnsitz das Wahlrecht ausübt und im übrigen das Recht auf freie Meinungsäußerung genießt. Das gilt natürlich für jeden Berufsstand - von Initiativen wie „Kfz-Mechaniker für den Frieden“, „Buchhalter gegen rechts“ oder „Friseusen gegen Merkel“ ist uns bislang aber noch nichts bekannt.

In Hamburg rührt jetzt eine Gruppe von rund 60 Kulturschaffenden die Werbetrommel für Rot-Grün. „Künstler gegen Schill“ heißt die Devise, mit deren Hilfe der angeblich rechtspopulistische Richter von Regierungsämtern ferngehalten wer- den soll. Folgt man der künstlerischen Argumentation, dann verfolgt die Schill-Partei vor allem das Ziel, die Hansestadt zur „kunstfreien Zone“ zu machen. Gegen solche „Unkultur“, die „immer rechts“ sei, müsse „Front gemacht“ werden, damit „Hamburg weltoffen bleibt“. Kabarettist Hans Scheibner versteigt sich gar zu der Plattitüde „Schill ist rechter als rechts“.

Die strammen Sprüche kommen uns sehr bekannt vor. Was bekamen wir nicht alles an Kassandrarufen zu hören, als Jörg Haiders Freiheitliche sich anschickten, in Österreich zumindest einen Teil der Macht zu übernehmen! Angeblich verabschiedete sich die Alpenrepublik damit aus dem Kreis der Kulturnationen - die Nachbarländer durften sich schon auf die bevor- stehende Massenflucht österreichischer Kulturschaffender einstellen.

Und was geschah? Haider kam, und kein Künstler ging. Zumindest nicht außer Landes; höchstens nach Wien zum wöchentlichen Demonstrieren, was dann auch prompt zur eigenständigen Kunstgattung hochstilisiert wurde - „Demonstrationskultur“ als linke Antwort auf den rechten Kultur-Buhmann aus Kärnten. Ansonsten lief der Kulturbetrieb in Austria weiter wie gehabt, mit wirklich großer Kunst und auch mit mancherlei Abstrusitäten, deren kulturelle Dimension sich zumeist auf die geistige Nähe zu Andersens Märchen von des Kaisers neuen Kleidern beschränkt.

Haiders rechte Mannen haben weder die Kultur noch die Pseudo-Kultur in Österreich abgeschafft, und der „noch rechtere“ Schill wird das im Falle einer Regierungsbeteiligung in Hamburg genauso wenig tun. Die an der rot-grünen Wählerinitiative beteiligten Künstler wissen das auch ganz genau. Sie bauen, nach bekanntem Muster, ein rechtes Schreckgespenst auf, um den Bürger zu entmündigen: Wählt links, dann seid ihr gut und edel, weltoffen und modern! Denn wer rechts wählt, ist intolerant, unanständig, spießig, freiheitsfeindlich, engstirnig und dergleichen mehr. Dieses Gerede wird uns als „freie Meinungsäußerung“ oder gar als Ausfluß „künstlerischer Freiheit“ verkauft, in Wahrheit ist es nichts als arroganter Gesinnungsterror.

Fragt man nach den dahinter stehenden Beweggründen, so stößt man auf zwei Motivationsebenen. Ein Teil der Kulturschaffenden tobt hier wieder einmal seine ideologischen Verklemmungen aus, ein anderer Teil aber scheint ganz handfeste Beweggründe zu haben. Zum Beispiel der Chef des ruhmreichen Schauspielhauses: Da sich das zahlende Publikum weitgehend von dessen künstlerischen „Heldentaten“ verabschiedet hat, braucht man den ungehinderten Zugang zur „Staatsknete“. Und dafür ist Rot-Grün allemal gut …