26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
08.09.01 Leserbriefe

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 08. September 2001


Leserbriefe

Verpolnischt

Betr.: Folge 27 - „,Glied einer langen Kette …‘“

Das Ostpreußenblatt hat des öfteren über die Möglichkeiten der Familienforschung berichtet und interessierten Lesern wertvolle Tips geben können. Ein weiterer Weg bietet sich an, zum Beispiel als Teilnehmer einer „Genealogischen Liste“, im Internet neue genealogische Erkenntnisse und Hinweise für die eigenen Forschungen zu den Vorfahren im ostdeutschen Raum zu gewinnen.

So wurde dann auch in diesen Tagen im Internet über die „Erfahrungen mit Archiven in Polen“ diskutiert. Und diese Erlebnisse - von einem Besucher der Genealogischen Liste gemacht - brachten mich sprichwörtlich auf die Palme. Da hatte der Forscher-Kollege aus dem Marienburger Archiv für Elbing die Heiratsurkunde seiner Großeltern erbeten. Vorauszahlung 30 Dollar.

Nach einigen Monaten kam eine Xerox-Fotokopie mit einer weiteren Rechnung: Vier Stunden Suche à 15 Dollar und zehn Dollar für die Kopie. Summa summarum also stolze 100 Dollar! Je nach Veranlagung kann man nun über dieses Abzocken lachen oder sich ärgern. Was aber die Geschichte zum Politikum werden läßt, ist, daß das polnische Archiv die deutschen Taufnamen „verpolnischt“ (polonisiert). So wurde dann Maximilian zu Maxa, aus Luise wurde Luizy, der Ferdinand war nun Ferdynanda und Amalie fand sich als Amelii wieder.

Ich stelle mir das Geschrei im Lande diesseits der Oder vor, wenn eine deutsche Meldebehörde auf den Gedanken käme, die Namen polnischer Mitbürger einzudeutschen (nach polnischer Lesart wohl: zu germanisieren?)!

Meine Frage nun: Ist es nicht längst überfällig, von der polnischen Regierung zu verlangen, diesem Treiben ein Ende zu setzen; besser die Herausgabe der deutschen Archive zu fordern?

Was mir dazu noch im Zusammenhang mit der Erweiterung der Europäischen Union und Polen als nächstes einfällt, will ich lieber für mich behalten. Das könnte Seiten füllen

Reinhard Rüdiger, Selsingen

 

 

Dehnbares Recht

Betr.: Folge 22 - „Wer sagt, was Recht ist?“

Die Grünen und die Roten müssen viele Schwule und Lesben in den eigene Reihen haben, sonst hätten sie nicht dem Wunsch gleichgeschlechtlicher Paarungen per Gesetz zugestimmt, oder sie sind grundsätzlich der Meinung: Wir repräsentieren die Staatsmacht, also haben wir auch recht dazu. Ob das Privileg erforderlich ist für die Aufrechterhaltung einer gesellschaftlichen Ordnung, ist fragwürdig.

Insgeheim möchte die Minderheit die gegnerische Mehrheit - zum Beispiel die Partei der Nichtwähler - am liebsten austauschen oder ganz abschaffen. Erstaunlich ist die Einstellung des Bundesverfassungsgerichtes, und an dieser Stelle tritt wieder die Erkenntnis zutage, wie dehnbar Gesetze gemacht werden können, man muß es nur wollen. 

Margot Mahner, Bremen

 

 

»Die Schrift kam mir bekannt vor ...«

Betr.: „Die Ostpreußische Familie“

Mit großem Interesse lese ich stets „Die Ostpreußische Familie“ im Ostpreußenblatt und freue mich über die oft an Wunder grenzenden Erfolge. Nun ist mir 1996 selbst so ein kleines „Wunder“ widerfahren, von dem ich hier einmal berichten will:

In Preußisch Holland war ein Tagebuch aufgetaucht und in die Hände eines Archivars, Herrn Krolak, gelangt, der Germanistik studiert hat. Herr Krolak hat daraufhin einige Seiten kopiert und an den Kreisvertreter des Kreises Preußisch Eylau geschickt, weil darin viel von Tharau die Rede war. Er wollte, wenn sich noch Angehörige des Schreibers finden ließen, ihnen das Heft überlassen. So kamen die Blätter zu dem Vertreter von Tharau, meinem Nachfolger im Kreistag, der aber nichts damit anfangen konnte und damit zu mir kam. Die Schrift kam mir zwar sehr bekannt vor, aber ich konnte zunächst keine Verbindung mit Preußisch Holland und Tharau finden. Doch es war auch ein Bild des Schreibers dabei und so bestand kein Zweifel mehr: es war ein Tagebuch meines Bruders Curt, der im Dezember 1944 in Jugoslawien umgekommen ist. Ich glaube, ich bekam in dem Moment einen Schock. Es läßt sich nicht beschreiben, was ich dabei empfand! Dann erst dachte ich daran, daß mein Bruder seine erste Pfarrstelle im Kreis Preußisch Holland bekam, die er aber nie gesehen hat. Doch seine Frau war in das Pfarrhaus gezogen und hatte natürlich alle seine Sachen mitgenommen. Wie es möglich ist, daß dieses Tagebuch nach 45 Jahren zu Herrn Krolak kam, konnte nicht geklärt werden. Herr Krolak hat es mir am 1. Juni 1996 an der Marienburg übergeben, als wir uns, bei der Rückfahrt eines Tharaubesuches, dort verabredet hatten. Es ist ein Diarium (Kladde), natürlich etwas abgegriffen, doch nicht beschädigt, aus dem Jahr 1935, als mein Bruder 20 Jahre wurde. Mir ist natürlich jedes Wort besonders wertvoll, nach allem, was verloren ging. Sollte man es nicht wirklich als kleines „Wunder“ ansehen? 

Margarete Kammer, Bielefeld

 

 

Haus Kopernikus

Betr.: Folge 32 - „Umzug ins Haus Kopernikus“

Das Haus »Kopernikus« wird hier als das frühere Polizeipräsidium in der Bahnhofsstraße bezeichnet. Das ist meiner Meinung nach falsch. Man kann nicht von den polnischen Verhältnissen nach der völkerrechtswidrigen Machtübernahme ausgehen, sondern man muß dem Erinnerungsvermögen der vertriebenen Landsleute helfen. Ich habe das Haus in Erinnerung als das ehemalige Finanzamt.

Siegfried Ulhardt, Hannover

 

 

»Kann man das gutheißen?«

Betr.: Folge 10 - „Die Schweizer wollen nicht“

Besagter Artikel von Hans Heckel trifft den Nagel auf den Kopf, man kann jedes Wort davon unterschreiben.

Mit überwältigenden 77 Prozent Nein-Stimmen haben die Schweizer den Vereinnahmungsspezialisten in Brüssel eine klare Absage erteilt, sie ziehen es vor, in ihrem geliebten Vaterland Schweiz zu bleiben und selbst zu bestimmen, was sie zu tun und zu lassen haben.

Denn so, wie sich die Europäische Union zur Zeit präsentiert, wird sie von Eurokraten dominiert, die auf die Souveränität der einzelnen Mitgliedsländer pfeifen und ihren Untertanen Gesetze, Verordnungen und Vorschriften aufzwingen, die oft genug undurchschaubar sind und nationale Traditionen mißachten.

Ich denke da zum Beispiel auch an die von Brüssel Deutschland aufgezwungene Aufnahme von Frauen in Kampfverbände der Bundeswehr, obwohl das dem Grundgesetz (welches sogleich eilfertig geändert wurde) widersprach und ebenso den moralisch-ethischen Werten des Christentums.

Eine Europäische Union der Vaterländer kann man noch akzeptieren, aber das wird ja von Brüssel nicht gewollt. Im Gegenteil, was Brüssel will, ist meiner Meinung nach die Abschaffung der Vaterländer, die Schaffung eines Unions-Einheitsbreies aus von allem ein wenig, der kräftig durchgerührt wird und am Ende eine gesichtslose Masse ist. Kann man das gutheißen? Der Verlust der nationalen Währungen und Einführung des Euro als alleiniges Zahlungsmittel ab 2002 ist eine wichtige Stufe auf dem Weg dahin.

Ich muß hier den deutschen Regierungen Kohl und auch Schröder den Vorwurf machen, den Willen der Mehrheit des deutschen Volkes mißachtet zu haben. 66 Prozent der Deutschen wollen den Euro nicht, man zwingt ihn uns ungefragt auf.

Warum wurde in dieser wichtigen Frage, die einen jeden von uns angeht, die Abschaffung der nationalen Währung, keine Volksbefragung durchgeführt? Wo bleibt da die Demokratie, die ja immer wieder von unseren Politikern so oft in den Mund genommen wird? Hatten die Euro-Fanatiker Angst vor einem Fiasko ihrer ehrgeizigen Pläne?

Gerade auch wir in der ehemaligen DDR, in Mitteldeutschland also, haben eine sehr große Skepsis dem Euro gegenüber. Tausende sagten 1989/90: „Wenn die DM nicht zu uns kommt, gehen wir zu ihr!“ Jetzt lernten wir die Vorzüge und einmalige Kraft der DM kennen und haben sie seit 11 Jahren, da wird sie uns wieder weggenommen, wohl für immer. Als „Ersatz“ gibt man uns die schwammige Kunstwährung Euro, von der niemand weiß, ob sie es in fünf oder zehn Jahren überhaupt noch geben wird.

Nur wenn es zum großen Krach kommen sollte, müssen wir alle die Zeche bezahlen. Und warum? Weil unsere Regierung nicht das Rückgrat hatte, sich dem Euro-Poker zu verweigern. Unsere „Freude“ über den Verlust der deutschen Währung und der Beschneidung der nationalen Souveränität hält sich sehr in Grenzen. 

Bernhard Ax, Halle-Neustadt

 

 

Justizirrtum

Betr.: Folge 23 - „,Nicht aufrechnen, aber erinnern!‘“

Gerade wir Deutschen im Ausland finden es so ungerecht, daß unsere eigene Regierung nur der Verbrechen der Deutschen gedenkt. Haben wir denn keinen Minister, der sich auch einmal der Verbrechen an den Deutschen annimmt!

Ein großer Teil der Verschleppten hat sein Vaterland nie wieder gesehen, weil er ermordet wurde, verhungert ist oder zu Tode vergewaltigt worden ist.

Auch mein Mann hat eine unschuldig erlittene Gefängnisstrafe in Polen erdulden müssen. Als amerikanischer Kriegsgefangener beziehungsweise Internierter wurde er kurzerhand als Kriegsverbrecher an das polnische Tribunat Norodowege, Warschau, ausgeliefert. Er wurde beschuldigt, in Auschwitz 2000 bis 3000 Polen ermordet zu haben. Tatsache ist allerdings, daß mein Mann nie in Auschwitz war und auch nie etwas mit einem Konzentrationslager zu tun gehabt hat.

Nur dem aktiven Eingreifen des Internationalen Roten Kreuzes in Genf verdankt mein Mann, daß er zwar sehr krank, aber immerhin noch lebend dieser Hölle entronnen ist. Nach der Freilassung meines Mannes ergab eine amtsärztliche Untersuchung eine siebzig- prozentige Körperbeschädigung, ohne daß meinem Mann irgendwelche Gliedmaßen fehlten. Unter anderem wurde eine chronische Bronchitis festgestellt, die sich später zu einem Lungenemphysem entwickelte, woran mein Mann schließlich verstorben ist.

All seine Bemühungen, eine Entschädigung für die erlittenen Mißhandlungen, Demütigungen und den wirtschaftlichen Schaden zu erhalten, wurden immer wieder abgewiesen. Nie hat man es für nötig gehalten, auch nur ein Wort der Entschuldigung zu sagen oder eine Erklärung abzugeben, wie es zu diesem unglaublichen Justizirrtum kommen konnte.

Bemerken möchte ich noch, daß ich durch Das Ostpreußenblatt die neue Adresse eines Kollegen meines Mannes aus dem Musikkorps der Schutzpolizei Königsberg erfahren habe. Dieser konnte damals weitere Zeugen ermitteln. Nur so war es möglich, Beweismaterial für die Unschuld meines Mannes an die zuständige Stelle weiterzuleiten.

Ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß es auch heute noch tapfere Menschen gibt, die der Gerechtigkeit die Ehre geben und für „Gleiches Recht für alle“ zu kämpfen bereit sind. 

Gisela Arndt, North Croydon (Australien)