25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
27.10.01 Die Kräfte zur Eindämmung terroristischer Kräfte formieren sich

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 27. Oktober 2001


»Angst ist unser größter Feind«
Die Kräfte zur Eindämmung terroristischer Kräfte formieren sich
von Jürgen Liminski

Dan Rather, CBS-Chef-Journalist, traf den Nagel auf den Kopf. Einer seiner Mitarbeiter war von einem Milzbrand-Erreger befallen, der Anschlag hatte ihm gegolten. Nicht der Terror ist unser größter Feind, „sondern die Angst“. Dieser Feind geht um in Amerika. Aber auch in Deutschland, auch wenn der Kanzler jetzt die Maske des eisernen Verbündeten trägt. Aber Deutschland kann militärisch nicht allzuviel bieten, große Worte helfen nicht weiter, solange man den Terroristen hier nicht auf den Leib rückt.

Der Krieg tobt vorerst woanders. In Afghanistan ziehen die britisch-amerikanischen Streitkräfte den Ring enger. Der Einsatz hochgerüsteter Bodentruppen mit neuen, modernsten Waffen läuft, es gibt die ersten Toten, der öffentliche Druck in Amerika wächst. Die Angst zeigt Wirkung. Niemand zweifelt daran, daß hinter den Milzbrand-At-tacken die Terroristen von Osama bin Laden stecken, auch wenn es bisher noch nicht nachweisbar ist. Die Frage ist, woher sie oder die Terroristen, um solche handelt es sich allemal, die B- und C-Waffen bekommen haben. Hier fällt der Blick auf die üblichen Verdächtigen, auf Irak und auf Libyen. Der Verdacht ist nicht abwegig. Der libysche Altrevolutionär Khadhafi hat vor vier Jahren begonnen, mit irakischer Hilfe ein Programm für Chemiewaffen, die Alternative der Diktatoren zu Israels Atomwaffen, neu aufzulegen. Libyen und Irak, Syrien und Iran, das sind die Staaten mit den größten Arsenalen an B- und C-Waffen in Nahost. Mit Aufmerksamkeit registrierten Geheimdienste, wie Khadhafi zunächst seinen Sohn Saadi an die Spitze des Programms für chemische und biologische Kampfstoffe gesetzt und dann über die Zusammenarbeit zwischen irakischen und libyschen Universitäten viel Know-how nach Libyen importiert hat. Bagdad läßt sich den Import seines Wissens über C- und B-Waffen hoch bezahlen. Auch aus anderen Ländern werden Wis- senschaftler angeheuert, meist über die Libysch-Arabische Gesellschaft für Auslandsinvestitionen mit ihren Niederlassungen oder über die Nationale Ölgesellschaft, die schon beim Aufbau der Produktionsstätte Rabta eifrig benutzt worden ist. Eine neue hochmoderne Produktionsanlage ist seit zwei Jahren in Bau. Das Land ist mitten in einem Quantensprung. Saadi Khadhafi, der die Entwicklung leitet, will auf diese Weise auch die Nachfolge seines kranken Vaters absichern. Die Revolution in Libyen soll in der Hand der Familie bleiben. Sollte sich herausstellen, daß die Milzbrand-Erreger aus Rabta oder gar aus dem Irak stammen, dann werden bald Flugzeugträger vor der libyschen Küste aufkreuzen und auch im Irak werden dann Ziele im Visier von US-Kampfbombern liegen.

Zu empfehlen wäre unserem Außenminister die Lektüre eines Buches, bei dem es sich um eine Art Handbuch für islamische Außenpolitiker handelt, verfaßt von dem aus Algerien stammenden Mohammad Yasen unter dem Titel „Geopolitik des Islam“. Darin steht: „Alle haben die Bombe. Für die Christen sind es die Amerikaner, die Franzosen, die Briten. Für die orthodoxen Christen die Russen. Für die Juden ist es Israel. Für die Hinduisten ist es Indien. Für die Taoisten sind es die Japaner, für die Konfuzianer die Chinesen. Alle haben die Bombe, nur der Islam nicht.“ Islamisten führen alles auf religiöse Motive zurück.

Angesichts der großen Arsenale an B- und C-Waffen in Nahost ist die Herausforderung an Diplomaten und Politiker erheblich gewachsen. Zunächst in der Region selbst. Dort darf die Situation nicht eskalieren. Gerade in Palästina verfügt Osama bin Laden über viele Anhänger. Der Mord am israelischen Tourismus-Minister freilich macht die Entwicklung völlig unberechenbar. Dann: Es muß den Führern der arabischen Staaten deutlich gemacht werden, daß der Einsatz von chemischen Kampfstoffen zum Einsatz von Nuklearwaffen führen kann. Das umso mehr, als diese Waffen ihre Gefährlichkeit erst in Verbindung mit Raketensystemen erhalten und Syrien und Iran über solche Systeme verfügen. Sie reichen bis nach Europa. Zu Befürchtungen besteht Anlaß. Was gäbe man jetzt nicht dafür, daß ein Raketenabwehrsystem, das man bis vor kurzem noch hochmütig belächelt hatte, bereits einsatzfähig wäre! Das Aggressionspotential liegt zwar noch in den Depots der Staaten, der Zündungsmechanismus aber ist bereits in der Hand nicht-staatlicher Gruppen mit religiösem, ethnischem oder ideologischem Antrieb. Diese Gruppen provozieren den Krieg, erhöhen ihn zum Heiligen Krieg. Syrien und Iran halten sich und die Hisbollah zur Zeit noch zurück. Wie lang, das ist in der aufgeheizten Stimmung der Fanatiker in Nahost nicht abzuschätzen. In Israel weiß man längst, daß das Regime Assad die Terror-Gruppen der Hamas und der Hisbollah nicht nur deckt, sondern auch zu Aktionen und Anschlägen gegen und in Israel ermuntert.

Die Vorstöße der israelischen Armee und die gezielten Schüsse auf Hintermänner des Terrors haben die Hamas in Bedrängnis gebracht. Daß Arafat diese Situation nutzt, wer kann es ihm verdenken? Aber es geht längst nicht mehr nur um Arafat, die Palästinenser und ihren Staat. Es geht um die Eindämmung der totalitär denkenden und handelnden islamistischen Terroristen. Der Krieg polarisiert. Auch Arafat wird sich für ein Lager entscheiden und Terroristen ausliefern müssen - wenn er politisch und auch sonst überleben will.