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10.11.01 LSD-Experimente mit »Deutschen-Kindern«

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 10. November 2001


Norwegen:
LSD-Experimente mit »Deutschen-Kindern«
In Oslo ist endlich ein erster Wiedergutmachungsprozeß angelaufen

In Oslo begann am 29. Oktober der erste der Prozesse, die insgesamt 122 „Deutschen-Kinder“ gegen den norwegischen Staat angestrengt haben. Norwegerinnen und Norweger deren Väter deutsche Soldaten in der Zeit zwischen 1940 und 1945 waren, verlangen von Norwegen wegen der staatlichen Übergriffe und wegen des verweigerten Schutzes des Staates vor Diskriminierung, Mißhandlung und anderen Grausamkeiten Entschädigungen in Höhe von bis zu zwei Millionen norwegischen Kronen pro Person (siehe Ostpreußenblatt, Folge 43 vom 28. Oktober 2000).

Das Medienecho in Norwegen ist - im Gegensatz zu Deutschland - beträchtlich. Die Norweger erfahren, daß man mit bis zu 12.000 Kindern rechnet, deren Väter deutsche Soldaten in Norwegen waren, nicht gerade ein Zeichen feindseliger Haltung der Bevölkerung gegenüber den Deutschen. Während die Mütter, wenn sie es wünschten, damals in den „Lebensborn e. V. -Heimen“ - es gab davon in Norwegen sieben - sozial vorbildlich betreut wurden, um die Kinder in Ruhe zur Welt zu bringen und in den ersten Lebensmonaten aufziehen zu können, waren sie, Mütter wie kleine Kinder, nach der deutschen Niederlage schutzlos schrecklichsten Verfolgungen ausgesetzt. Viele Mütter wurden in Konzentrationslager gesperrt, manche auch in psychiatrische Kliniken, weil man ihnen unterstellte, sie seien schwachsinnig (anders konnten sich die Spätsieger die Liebe zwischen einer Norwegerin und einem deutschen Soldaten offenbar nicht erklären). Die Kinder wurden entweder zwangsadoptiert, kamen in Heime für geistig behinderte Kinder oder wurden in sonstige Anstalten abgeschoben. Jahrzehntelang wurden sie als „Nazischweine“, „Hurenkinder“, „deutsches Pack“ beschimpft. Lehrer prügelten ebenso auf sie ein wie die Wärter in den Heimen und Krankenhäusern. Waren Kinder noch in den letzten Kriegsmonaten rechtzeitig nach Deutschland zu den deutschen Großeltern gebracht worden, holte man sie, auch mit Hilfe des Roten Kreuzes, wieder nach Norwegen zurück, um sie dort den Quälereien aussetzen zu können. Nun wehren sich viele dieser „Kriegskinder“. Sie verlangen Wiedergutmachung und berufen sich darauf, daß schließlich die in Deutschland verfolgten Juden auch Wiedergutmachung bekommen haben und weiter bekommen. Bereits in den ersten Tagen der Gerichtsverhandlung wurden schreckliche Einzelheiten bekannt. Die Presse berichtet, daß man damals pauschal Dutzende von Kleinkindern für schwachsinnig erklärt hat, ohne sie untersucht zu haben - nur weil die Väter deutsche Soldaten waren. Man liest von der Mutter eines der „Deutschen-Kinder“, die in eine psychiatrische Klinik gebracht wurde, wo sie 1951 an den Folgen medizinischer Versuche - man hatte ihr Gehirnpartikel bei einer Lobotomie entnommen - starb. Nach dem operativen Gehirneingriff fiel sie ins Koma. Die norwegischen Ärzte beobachteten interessiert ihr Sterben, ohne ihr zu helfen. Einige der norwegisch-deutschen Kinder dienten als Versuchskaninchen für Experimente mit den bewußtseinsverändernden Drogen LSD und Meskalin. Der amerikanische Geheimdienst CIA hatte das pharmakologische Institut der Universität Oslo mit diesen Tests beauftragt, das dafür Deutschen-Kinder aussuchte. Dabei seien mehrere dieser Kinder ums Leben gekommen.

Als 1995 sozialistische Abgeordnete im norwegischen Parlament die Regierung aufforderten, sich bei den gequälten „Deutschen-Kindern“ zu entschuldigen, lehnte das die damalige Ministerpräsidentin Brundtland ab. Immerhin bat um die Weih-nachtszeit 1999 die norwegische Bischofskonferenz die schändlich behandelten und verfemten Kriegskinder und deren Mütter um Vergebung für das an ihnen begangene Unrecht. Der Appell der Bischöfe an die Behörden, sich um die Wiedergutmachung zu bemühen, war aber erfolglos.

Jetzt wehrt der norwegische Staat vor Gericht jede Wiedergutmachung ab, mit der Begründung, was damals geschah, sei verjährt. Außerdem handele es sich nicht um staatlich gelenkte Mißhandlungen, sondern um Übergriffe von Privatpersonen, für die der Staat nicht belangt werden könne. Die Beauftragten der norwegischen Regierung vertreten die Ansicht, das Geschehen um die „Deutschen-Kinder“ sei höchstens ein Thema für die Historiker, nicht aber für ein Gerichtsverfahren. Dabei dürfte auch die Kriegsursache eine bedeutsame Rolle spielen, denn bekanntlich ist die Besetzung Norwegens keineswegs mit dem heute gängigen Begriff „Überfall“ allein abzutun. Es ging damals ursächlich darum, den anstehenden Einmarsch der Engländer abzuwehren (die zudem das schwedische Erz im Blick hatten) und damit einer drohenden Nordfront zu begegnen.

Der norwegische Forschungsrat arbeitet an einem Projekt, das sich über drei Jahre erstrecken soll und in dem das Schicksal der deutsch-norwegischen Kriegskinder erforscht wird. Das Urteil dieses ersten Prozesses in einer Reihe noch folgender wird etwa um den 12. November erwartet.

Norwegen war im übrigen nicht das einzige Land, in dem nach der Niederlage unschuldige „Deutschen-Kinder“ und ihre Mütter systematisch gequält wurden, aber dies ist schon ein neues Kapitel. Jochen Arp

 

Fototext: Gehört zu den verfemten »Deutschen-Kindern«: Annafried Lyngstad, die als Sängerin der Pop-Gruppe ABBA mit »Money, Money …« weltberühmt wurde. Durch die Umsicht ihrer Großmutter, die das Kind nach Schweden in Sicherheit brachte, wurde sie vor dem Haß verhetzter Norweger und den verbrecherischen Menschenversuchen der CIA bewahrt. Foto: dpa