20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
17.11.01 Das historische Kalenderblatt: 21. November 1910 - Einweihung der Marineschule Mürwik bei Flensburg

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 17. November 2001


Das historische Kalenderblatt: 21. November 1910 - Einweihung der Marineschule Mürwik bei Flensburg
Der Kaiser war auch dabei
von Manuel Ruoff

Die Marineschule Mürwik ist eine Folge des Flottengesetzes von 1898, als dessen Konsequenz statt der bisher 70 bis 80 nunmehr 200 Seekadetten eingestellt werden sollten. Für derartige Größenordnungen war das am 8. Oktober 1888 von der kaiserlichen Marine übernommene Schulungsgebäude am Düsternbrooker Weg an der Kieler Förde nicht ausgelegt und deshalb zu klein.

Am 17. Dezember 1902 bat deshalb der Staatssekretär im Reichsmarineamt, Admiral Alfred von Tirpitz, den Chef der Bildungsinspektion, Vizeadmiral von Arnim, um eine Stellungnahme bezüglich einer Verlegung der Marineschule. Als neuen Standort schlug Tirpitz Mürwik vor. Er begründete seinen Vorschlag damit, daß die Marine dort bereits über entsprechendes Terrain verfüge und dies noch ausbaufähig sei.

Die Antwort von Arnims interpretierte Tirpitz als positiv, und so ließ er im April 1903 10.000 Mark für die Erarbeitung eines Entwurfs sowie weitere 50.000 Mark zum Erwerb eines geeigneten Grundstücks in den Haushalt für 1904 einplanen. Am 22. Juni 1903 wurde die von Tirpitz ins Auge gefaßte Verlegung der Marineschule nach Mürwik von Kaiser Wilhelm II. gebilligt. Nachdem der Monarch auch den vom Baurat Adalbert Kelm ausgearbeiteten Entwurf gutgeheißen hatte, konnte im Juni 1906 mit dem Bau begonnen werden. Zu Beginn des Jahres 1907 wurde der Grundstein gelegt.

Der aus den für Norddeutschland typischen Baumaterialien Granit und Ziegel gefertigten Anlage diente die 1274 gegründete Marienburg als Vorbild. Der Rückgriff auf Traditionen des Deutschen Ordens und der Hanse war kein Zufall. So diente noch bis in die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts ein schmiedeeiserner Ordensritter in voller Rüstung auf seinem Roß an der Südwestecke des Hauses als Laternenhalter. Ganz bewußt sollte durch den Bezug zu Hanse und Ordensstaat deutlich gemacht werden, daß Marine und Schifffahrt in Preußen-Deutschland Tradition haben und dem preußisch-deutschen Wesen nicht fremd sind.

Am 21. November 1910 war es dann soweit. Das Linienschiff „Deutschland“ lief mit dem Kaiser an Bord, begleitet von dem Kreuzer „Hela“ und dem Depeschenboot „Sleipner“, von Kiel kommend in die Flensburger Förde ein. Wegen der Enge des Fahrwassers ging das Großkampfschiff bei Holnis vor Anker. Der marinebegeisterte Hohenzollernfürst wechselte mit seinem Gefolge auf das Depeschenboot „Sleipner“, das ihn dann nach Mürwik zum Anleger der Marineschule brachte, wo ihn bereits neben dem Staatssekretär des Reichsmarineamtes auch der Chef der Marinestation der Ostsee, Vizeadmiral Schröder, der Chef der Inspektion des Bildungswesens der Marine, Vizeadmiral Coerper, der Direktor der Marineschule, Kapitän zur See Schmidt von Schwind, der Intendant der Marineintendantur der Marinestation der Ostsee, der geheime Intendanturrat Hildebrand, die Spitzen der Flensburger Garnison, Vertreter der Stadt sowie Adalbert Kelm und andere Baubeamte erwarteten.

Vom Anleger aus begab sich Wilhelm II. über die Treppenanlage hinauf zur Schule, wo er das ihn in Admiralsuniform darstellende Bronzedenkmal des Künstlers Wilhelm Haverkamp besichtigte, ein Geschenk der vereinigten Schiffswerften Deutschlands. Die Turnhalle war sein nächstes Ziel. Dort hatten bereits Offiziere, Beamte und Fähnriche Aufstellung genommen. Nachdem ihm die Offiziere und Zivillehrer vorgestellt worden waren, schritt er die Front der Fähnriche ab. Dann verlas er eine an die Adresse des Offiziersnachwuchses gerichtete Kabinetts-order. Nach einer im Programm eigentlich nicht vorgesehenen Ansprache ließ sich der Souverän vom Marineschuldirektor durch die Schule führen. Er zeigte sich mit dem, was er sah, sehr zufrieden. Am Schluß der Einweihung richtete er noch einige nachdrück-liche Worte an die als Lehrer und Erzieher tätigen Seeoffiziere, um sich dann nach vollbrachter Tat vom Depeschenboot „Sleipner“ wieder zur „Deutschland“ zurückbringen zu lassen.

Wilhelm II. mit Gefolge: Der Herrscher, gerade eingetroffen mit dem auf der rechten Seite zu sehenden Depeschenboot „Sleipner“, macht sich in Begleitung des Staatssekretärs im Reichsmarineamt, Admiral v. Tirpitz, dem Chef der Marinestation der Ostsee, Vizeadmiral Schröder, dem Chef der Inspektion des Bildungswesens der Marine und anderen vom Anleger der Ausbildungseinrichtung auf den Weg zu deren Einweihung.