19.04.2024

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01.12.01 Zwei Bildbände über die Marinemaler Adolf Bock und Willy Stöwer

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 01. Dezember 2001


Chronisten der Seefahrt
Zwei Bildbände über die Marinemaler Adolf Bock und Willy Stöwer

Ende Januar 1945 in der Ostsee: Drei Torpedos eines russischen U-Bottes treffen die „Wilhelm Gustloff“; der einstige „Stolz der KdF-Flotte“ sinkt innerhalb einer Stunde. An Bord sind über 10.000 Menschen, zumeist Flüchtlinge aus Ostpreußen, nur etwa 1.200 von ihnen überleben die Katastrophe.

Unter denen, die von der Besatzung des Torpedobootes T 36 aus den eisigen Fluten der Ostsee gerettet werden, ist auch der knapp 55jährige Adolf Bock. Er lebt bereits seit drei Jahren auf der „Wilhelm Gustloff“; Der Passagierdampfer liegt fest in Gotenhafen und wird von der 2. U-Boot-Lehrdivision als Wohnschiff genutzt.

Bock ist zwar auch Seemann, den U-Boot-Fahrern aber nur pro forma zugeteilt. In Wirklichkeit ist er Marinemaler, seit 1944 sogar im Professorenrang. Er arbeitet in einem Atelier in einem Hafenschuppen und wohnt in einer Kammer auf dem Brückendeck der „Wilhelm Gustloff“. Daß er am 30. Januar 1945 in Richtung Westen mitreisen darf, hat er wohl seiner privilegierten Stellung zu verdanken; seinen seemännischen Fähigkeiten und seiner Kenntnis der örtlichen Gegebenheiten auf dem Schiff verdanken einige der Geretteten ihr Leben.

Außer in drei Federzeichnungen aus dem Jahre 1950 hat Adolf Bock sich nie mit der Gustloff-Katastrophe künstlerisch auseinandergesetzt; aus zahlreichen Interviews und Berichten weiß man aber, wie stark ihn dieses dramatische Geschehen zeitlebens innerlich bewegt hat.

Das an Abwechslungen, Aufregendem und Außergewöhnlichem nicht gerade arme Leben des Malers Adolf Bock hat der Ingenieur und Seemann Hans-Walter Hansen jetzt zu einem aufwendig gestalteten Bildband aufgearbeitet. Kurz die wichtigsten biographischen Daten Bocks: geboren 1890 in Berlin, Realschule, Kunstgewerbeschule, seemännische Ausbildung, bis 1914 Dienst als Matrose auf der kaiserlichen Yacht „Hohenzollern“, Kriegsdienst auf dem Kleinen Kreuzer Augsburg.

1919 ging Bock für 20 Jahre nach Finnland, wo er sich unter anderem mit eindruckvollen künstlerischen Dokumentationen von Großseglern einen Namen machte. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kehrte er nach Deutschland zurück, wurde eingezogen und als Marinemaler dienstverpflichtet. Das Kriegsende erlebte er an der Marineschule Flensburg-Mürwik. 1950 zog es Bock erneut nach Skandinavien. Er ging nach Schweden, wo er bis zu seinem Tode Anfang 1968 als hochangesehener Maler lebte und arbeitete.

Hans-Walter Hansen ist es gelungen, auf 56 Textseiten das so vielschichtige Leben dieses Künstlers facettenreich darzustellen. Seine abschließende Wertung: Bock habe, angetan von preußischen Tugenden, seine Heimat auch außerhalb Deutschlands stets würdig vertreten, nun bleibe aber zu hoffen, daß ihm auch in seiner Heimat die Anerkennung zuteil werde, die er in den skandinavischen Ländern längst besitze. Dem kann man als Leser des biographischen Teils nur zustimmen. So eingestimmt, werden die anschließenden 110 Seiten mit hochwertig reproduzierten Werken Bocks zum Kunstgenuß pur!

In gleicher Aufmachung und Qualität wie Hansens Buch über Adolf Bock stellt Jörg-M. Hormann den Marinemaler Willy Stöwer vor. Der Künstler, der bis heute als der populärste Marinemaler der Kaiserzeit gilt, erlangte Weltruhm, als er 1912 für die Zeitschrift Die Gartenlaube den Untergang der „Titanic“ malte, ein schauriges Katastrophenpanorama, das zum Jahrhundertwerk wurde.

Ein Jahrzehnt lang hat der Journalist und Buchautor Hormann an dieser Künstlerbiographie gearbeitet, ein Aufwand, der sich lohnte: Das Ergebnis ist weit mehr als die Lebensgeschichte eines einzelnen, vielmehr eine umfassende Gesamtschau der kulturellen, politischen und sozialen Verhältnisse vom ausklingenden 19. Jahrhundert bis zum Ende des deutschen Kaiserreichs und den danach folgenden Turbulenzen.

Willy Stöwer, geboren 1864, gestorben 1931, hat in 45 Schaffensjahren Tausende maritimer Motive gemalt. Bis heute begegnet man seinen populären Werken immer wieder in Büchern, Bildbänden und Zeitschriften, auf Postkarten und Plakaten. Das besondere Verdienst dieses Bandes ist es, das Gesamtwerk in kompakter Geschlossenheit, verbunden mit sicheren Auswahlkriterien und höchster Wieder- gabequalität, darzustellen. Hans-Jürgen Mahlitz

Hans-Walter Hansen: „Marinemaler Adolf Bock. Leben und Werk“. 168 Seiten, 136 Farbabbildungen. Koehler/Mittler, Hamburg, 2001. ISBN 3-7822-0812-9. Preis: 133,- DM / 68,- Euro.

Jörg-M. Hormann: „Willy Stöwer - Marinemaler der Kaiserzeit“. 160 Seiten, 185 Farbabbildungen. Koehler/Mittler, Hamburg, 2001. ISBN 3-7822-0822-6. Preis: 133,- DM / 68,- Euro.