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15.12.01 Michels Stammtisch

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 15. Dezember 2001


Michels Stammtisch:
Klatsch-o-Meter

Verwundert mußte der Stammtisch im Deutschen Haus zur Kenntnis nehmen, welche große und vieldeutige Rolle das Klatschen bei den Parteitagen der CDU spielt.

Da sei zunächst das Klatschen nach einer Rede. Ein Klatschmesser („Klatsch-o-Meter“) stelle fest, wer die Unions-Klatschmeisterschaft gewonnen habe. Die „großen deutschen Tageszeitungen“, wie sie sich gern nennen lassen, berichteten darüber äußerst engagiert. Edmund Stoiber siegte, der sich an sechs Minuten, 48 Sekunden und an „Edmund“-Rufen erfreuen durfte. Angela Merkel hatte tags zuvor glücklich strahlend sechs Minuten, 33 Sekunden und „Angela“-Rufe entgegennehmen dürfen. So jedenfalls die Klatschkolumnisten der WELT („Können 2000 Hände lügen?“). Die Klatschtante FAZ hingegen überschrieb ihr Feuilleton mit „Neunzehn Sekunden“. Da mußte sich der Stammtisch den Kopf darüber zerbrechen, wie die überschüssigen vier Sekunden zustande gekommen seien, und stimmte insistierend den Schlager an: „Es kommt auf die Sekunde an, bei einer schönen Frau“.

Doch nicht nur im Plenarsaal des Parteitages wurde um die Wette geklatscht. Der Klatsch gedieh auch vor den Türen, wo geschwätzige Klatscherinnen und Klatscher zugange waren. Erinnerten sie sich, daß die Delegierten vor vier Jahren, am 18. Mai 1998, mit dem „Signal von Bremen“ ganze elf Minuten ihren Vorsitzenden Kohl beklatschten und „Helmut, Helmut“ riefen?

Vorm Plenarsaal erhielt nicht nur der Begriff „Klatschmesser“ eine andere, scharfe Bedeutung, auch das Klatschen geriet zum „Abklatschen“. Der Stammtisch aber wünscht sich eine konservative Parteitagskultur, die nicht mit Klatschparteitagen unseligen Angedenkens verwechselt werden kann.