20.04.2024

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12.01.2002 Kandidaten, Kandidaten …

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. Januar 2002


Hans-Jürgen Mahlitz
Kandidaten, Kandidaten …

Nun geht es also in die letzte Runde, das Kandidatenkarussell der Union. Offiziell ist der Ausgang noch offen; es gibt zwei Kandidatur-Kandidaten, und die wollen sich unter vier Augen einigen, wer wem den Vortritt läßt. Inoffiziell allerdings scheint das Rennen gelaufen.

Ob es die CDU-Vorsitzende Angela Merkel nun wahrhaben will oder nicht: Die Mehrheit der eigenen Parteifreunde, die Mehrheit der Unionswähler und auch die Mehrheit der parteiunabhängigen Beobachter räumen dem bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber deutlich größere Chancen ein, im Herbst das Berliner Kanzleramt zu erobern. Vor allem wird dem CSU-Vorsitzenden die größere Kompetenz in wirtschafts- und finanzpolitischen Fragen zugesprochen.

Das hat natürlich viel mit der bisherigen politischen Biographie der beiden Bewerber zu tun. Frau Merkel hat zwar Regierungserfahrung. Doch die Ämter, die sie im Kabinett Kohl besetzte, zählen nicht gerade zu den politischen „Schwergewichten“. Stoiber hingegen regiert seit vielen Jahren ein großes Bundesland, das bei allen wirtschaftlichen, finanziellen und gesellschaftlichen Eckdaten eine Spitzenstellung einnimmt. Ob Arbeitslosigkeit oder innere Sicherheit, Staatsverschuldung oder Fremdenverkehrsstatistik, Straßenbau oder Kulturförderung - überall kann der Freistaat mit Bestwerten aufwarten. Es geht hier auch um Themen, die wahlentscheidend sein dürften. Da könnte, vor allem in der von Union und SPD für sich reklamierten „Mitte“, ein Kandidat Stoiber stimmenträchtige Hoffnungen wecken, eher jedenfalls als Frau Merkel. Vor allem aber wäre er ein Kandidat, der auch das wert- und national-konservative Wählerspektrum anspricht, das von der CDU allzu lange vernachlässigt wurde, unter Kohl wie unter Merkel.

Es spricht also fast alles für einen Kanzlerkandidaten Stoiber. Im übrigen sind die medialen Aufgeregtheiten um den angeblichen „Machtkampf“ in der Union total überzogen. Daß eine große Volkspartei mehr als nur einen einzigen kanzlertauglichen Kandidaten vorzuweisen hat, sollte doch selbstverständlich sein, ebenso, daß die in Frage Kommenden sich auf anständige, demokratische Weise verständigen, wer mit den besten Erfolgsaussichten ins Rennen gehen soll. Einer muß nun mal zurückstecken, und das sollte nicht eine Frage der persönlichen Ehre oder Eitelkeit sein. Es scheint, als seien gerade jene Kräfte in Politik und Medien, die üblicherweise nicht zu den glühendsten Verehrern der Union zählen, jetzt nur deshalb so stark an der K-Frage interessiert, weil sie hier eine Gelegenheit wittern, parteiinternen Unfrieden zu stiften und so den Kandidaten um die Unterstützung der Schwesterpartei zu bringen. Was das bedeutet, lehrt das Beispiel Franz-Josef Strauß: Der hat 1980 vor allem wegen magelnder Wahlhilfe durch die CDU die Wahl verloren - und die Erkenntnis gewonnen, daß, wer solche Parteifreunde hat, eigentlich keine Feinde mehr braucht.