29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
12.01.2002 Deutscher Besuch zum »Tag des Dorfes Wissokoje«

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. Januar 2002


Deutscher Besuch zum »Tag des Dorfes Wissokoje«
Der Freundeskreis Popelken machte sich vor Ort ein Bild von den Früchten seiner Hilfe zur Selbsthilfe

Der 1994 gegründete Freundeskreis Popelken hat es sich zur Aufgabe gemacht, gemäß der Devise „Hilfe zur Selbsthilfe“ die heutigen Bewohner des ostpreußischen Ortes zu unterstützen. Anfänglich beschränkte sich die Unterstützung auf die heute elfklassige Schule des Dorfes. Lehr- und Lernmittel, Sportgeräte, Musikinstrumente, Kleidung sowie Geld für die Schulspeisung und die Schulrenovierung waren beziehungsweise sind die wichtigsten Spenden. Seit zwei Jahren hat der Freundeskreis seine Unterstützung auf andere wichtige Dorfeinrichtungen und die Verschönerung der Hausfassaden erweitert. So konnten mit Hilfe des Freundeskreises eine Tischlerwerkstatt, eine Nähstube und eine Schumacherei eingerichtet werden. Darüber hinaus werden der Ausbau und die Renovierung der medizinischen Station sowie der Betrieb einer kleinen Bücherei finanziell unterstützt.

Den letzten sogenannten Tag des Dorfes Wissokoje hat der Freundeskreis zum Anlaß genommen, Popelken (Wissokoje) zu besuchen und sich bei der Gelegenheit auch einen Eindruck von den Fortschritten vor Ort zu machen.

Vor dem Haupteingang der Schule erwartete die deutschen Gäste ein Begrüßungskomitee mit dem Schulrat des Kreises Heinrichswalde und der Bürgermeisterin des Ortes. Es wurden Worte der Begrüßung und des Dankes sowie gute Wünsche für die Zukunft ausgesprochen.

Der Vorsitzende des Freundeskreises, Horst Potz, bedankte sich für die herzliche Begrüßung, stellte den Gastgebern die Vorstandsmitglieder Elsbeth Prütz und Anneliese Todt sowie eine ehemalige Schülerin der Schule vor, die früher in Mehlawischken gewohnt hat und extra aus dem amerikanischen Florida zum Dorffest nach Popelken gekommen war.

Nach der Rede des Vorsitzenden wurden die Klassenräume besichtigt. Anschauungstafeln und Anschauungsmittel ließen erkennen, welch lebendiger Unterricht hier stattfindet. Anschließend boten die Schüler der verschiedenen Klassenstufen trotz der Ferien in der Schulaula ein buntes Programm. Die insgesamt 20 Programmpunkte - eine wahrhaft lobenswerte Leistung der Schüler - wurden von den Gästen mit viel Beifall aufgenommen. Die deutschen Besucher bedankten sich mit einem musikalischen Beitrag. Den Abschluß des ersten Teils des Festes bildete ein gemeinsames Mittagessen in einem der Klassenräume, an dem auch der Direktor des Ideal-Services aus Königsberg und der stellvertretende Chefredakteur der „Kaliningradskaja Prawda“ teilnahmen, sowie ein Journalist aus Heinrichswalde, der einen ausführlichen Artikel verfaßte.

Der zweite Festteil fand am Nachmittag vor dem ehemaligen Hotel Drückler und auf dem Dorfplatz statt. Frauen aus dem Dorfe trugen auf den Treppenstufen des ehemaligen Hotelbetriebes Gedichte und Lieder vor, und die Bürgermeisterin ehrte die Dorfbewohner, die ihr Haus und ihren Garten vorbildlich gepflegt hatten, mit kleinen Geschenken.

Von den Vorstandsmitgliedern und anderen interessierten deutschen Besuchern wurden die neuen oder verbesserten Dorfeinrichtungen aufgesucht. Der Besuch der medizinischen Station zeigte, daß man in Popelken schnell arbeiten konnte im Hinblick auf das Dorffest. Das Ergebnis waren der Einbau einer Toilette, eines Waschbeckens, einer Badewanne und ein gefliester Fußboden.

Danach wurde das ehemalige Hotel Drückler besucht, in dessen zweitem Stock vom Ehepaar Belkow eine Nähstube betrieben wird. Frau Belkow kauft gebrauchte Kleidungsstücke, bessert sie aus und verkauft sie dann. Den entsprechenden Raum hat Herr Belkow hervorragend renoviert und eingerichtet. Der Raum der Begegnung konnte leider noch nicht renoviert werden.

Über den Stand der Renovierungsarbeiten konnte der Vorsitzende der Agrargenossenschaft, Nuchtar Kurbanow, der sein Büro auch in diesem Gebäude hat, detaillierter berichten. So erfuhren die deutschen Gäste, daß die Fassade zum Teil bereits gestrichen worden sei; die Dachrinnen bedürften der Erneuerung, und der Vorbau des Gebäudes müßte auch in Angriff genommen werden. Außer über den Stand der Renovierungsarbeiten informierte Kurbanow die Besucher über die Arbeit und die Ergebnisse der von ihm geleiteten Genossenschaft, die mit ihren rund 485 Stück Vieh zu den führenden Betrieben in der Milcherzeugung gehört.

Ungeachtet solcher Erfolge und Lichtblicke, gibt es noch viel zu tun. Der Freundeskreis Popelken plant deshalb, seine Hilfe zur Selbsthilfe mit weiteren Projekten fortzusetzen. So wird der Freundeskreis die Materialkosten übernehmen, wenn diesen Sommer zwölf Häuser ausgebessert und angestrichen werden. Zudem wird ein Experte aus Sachsen die Arbeiten überwachen und fachmännisch helfen. Die Selbsthilfe der Russen wird bei diesem Pro-jekt darin bestehen, daß sie die eigentlichen Anstricharbeiten vornehmen und sich verpflichten, im Zuge der Renovierung auch ihre Gärten in Ordnung zu bringen. ATW

Vor dem Schulgebäude: Besuchergruppe mit der Bürgermeisterin O. Matüchina und dem Schulrat M. Bespalow Foto: privat