29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
19.01.2002 »Wo die Soldaten der Stiefel drückt …«

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 19. Januar 2002


»Wo die Soldaten der Stiefel drückt …«
Bei der Berufung des Generalinspekteurs korrigiert Scharping Schmidts Fehler

In der „prärotgrünen“ Zeit wechselten die Generalinspekteure der Bundeswehr durch Aufstieg aus der Stabsabteilung des Generalinspekteurs, die für Militärpolitik und Führung verantwortlich ist. In dieser Abteilung werden vor allem Fragen der Militärstrategie bearbeitet. Zugleich ist sie das Scharnier zu Nato, EU und OSZE; Fragen der nuklearen Rüstung und Abrüstung werden hier ebenfalls bearbeitet. Diese Abteilung hat Gewicht; ihre Leiter sind offenbar für die Aufgabe des Generalinspekteurs besonders prädestiniert. Allerdings „schadet“ es nicht, wenn der Generalinspekteur Truppenerfahrung mitbringt wie die Männer der ersten Stunde, Heusinger, Trettner und de Maizière. Trettner ist mit seinen Soldaten als Fallschirmjäger abgesprungen, de Maizière hatte sich als Divisionskommandeur verdient gemacht. Dies ist heute anders.

Helmut Schmidt hat als Verteidigungsminister die Befugnisse des Generalinspekteurs neu festgelegt, das heißt eingeengt, und sich daneben seinen eigenen Planungsstab geschaffen, der dem Minister unmittelbar zuarbeitet. Es ist verständlich, daß er für den Posten des Abteilungsleiters Planungsstab einen General seines politischen Vertrauens beruft. So wird es seit 1968 praktiziert, obwohl Schmidt damals - demonstrativ - als ersten Chef des Planungsstabes einen Admiral einsetzte, dessen Sympathie der CDU gehörte.

Verteidigungsminister Scharping hatte sich seinen Generalinspekteur Kujat aus dem Planungsstab geholt und tut dies mit General Schneiderhan in diesem Jahr erneut. Schneiderhan, 55 Jahre alt, bringt Truppenerfahrung mit, hat sich allerdings besonders in hohen Stabsverwendungen qualifiziert. Er kennt die Bundeswehr und ihre Probleme und weiß, wo den Soldaten der Stiefel drückt. Schneiderhan ist ein besonnener Mann, weniger Draufgängertyp, mehr ein Soldat, der seine Aufgabe und das Verteidigungsministerium kennt, also ministerielle Erfahrung mitbringt. Vielleicht gelingt es ihm, die Befugnisse des Generalinspekteurs zu erweitern, indem der Fehler von Helmut Schmidt korrigiert wird, die Verantwortung auf die Hauptfunktion eines Beraters zu beschneiden, und ihm künftig die Inspekteure der Teilstreitkräfte zu unterstellen. Bei der Verabschiedung von de Maizière stellte Minister Schmidt selbstbewußt fest, daß diesem Generalinspekteur kein einziger Soldat unterstellt war. Er tat es nicht ohne Befriedigung.

Wenn Schneiderhan im Sommer sein Kommando im Bendlerblock und auf der Bonner Hardthöhe antritt, wird ihm als Leiter des Planungsstabes Franz H. U. Borkenhagen, 56 Jahre alt, seit Oktober 2001 Sprecher von Scharping, folgen. Als früherer Leiter der Abteilung Organisation/Parteiarbeit beim Bundesvorstand der SPD und Mitarbeiter in der Staatskanzlei von NRW kennt er die Partei wohl so gut wie die Bundeswehr. Rudolf Scharping kann dies nur nützlich sein.

Die Generalinspekteure der Bundeswehr kommen und gehen. In letzter Zeit gehen sie in immer kürzeren Zeitabständen von einem Jahr bis höchstens zwei, wie von Kirchbach, Bagger und Kujat. Um aber nachhaltige Wirkung zu entfalten, sollten sie länger im Amt bleiben. Das ist vor allem der Truppe zu wünschen.

Die Generäle Kujat und Bagger waren Ost- bzw. Westpreuße. Wenngleich sie in ihrem Auftreten weniger preußische Art zeigten als US-Generale heute, sind sie doch Beispiele, wie ost- und westpreußische Soldaten sich für höchste Ämter qualifizieren können. Zur Erinnerung: Im Zweiten Weltkrieg war jeder deutsche Soldat froh, wenn er neben sich die 1. oder 11. ostpreußische Division wußte. Dort brach der Gegner in aller Regel nicht beim ersten Angriff durch.