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19.01.2002 Geliebter Kintopp: Erinnerung an Conrad Veidt

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 19. Januar 2002


Dämon der Leinwand
Geliebter Kintopp: Erinnerung an Conrad Veidt

Conrad Veidt, am 22. Januar 1893 in Potsdam geboren, verstand es wie kein anderer Schauspieler des deutschen Films, das Dämonische und das Diabolische zu versinnbildlichen. Er war der große Intellektuelle unter den Filmdarstellern. „Ein neues Gesicht, ein neuer Ton, der in fünf Bühnenminuten den Zauber einer großen Persönlichkeit auf die Bühne brachte. Gott schütze ihn vor dem Film!“ So schrieb der bekannte Berliner Theaterkritiker Siegfried Jacobson, als Veidt 1917 zum ersten Mal in einer Kleinstrolle auf der Bühne von Max Reinhardts Deutschem Theater stand. Jacobsons Wunsch erfüllte sich nicht.

Conrad Veidt wurde ein Filmstar von Weltruf. Er erfaßte jede Rolle vom Intellekt her und verstand es, das Gedankliche, das Geistige sichtbar zu machen. Der dämonische Blick seiner großen Augen zog das Publikum in seinen Bann. Er verkörperte stets die mephistophelischen Gestalten, eiskalte Teufel von geistigem Format mit kaltem Verstand, aber ohne Herz. So wurde er ein Schauspieler, den das Publikum gern auf der Leinwand sah, der aber aufgrund seiner Rollen niemals ein volkstümlicher Publikumsliebling werden konnte.

Von 1917 bis zu seinem Tode war er in Deutschland, England, Frankreich und Amerika einer der gefragtesten Filmschauspieler. Er wirkte mit in „Das Kabinett des Dr. Caligari“ und spielte die Hauptrollen in „Satanus“, „Nju“, „Das Wachsfigurenkabinett“, „Der Student von Prag“, „Lucrezia Borgia“, „Lady Hamilton“ und vielen anderen Stummfilmen. Von 1927 bis 1930 wirkte er in Hollywood. Dann kehrte er nach Deutschland zurück und spielte in den Tonfilmen „Der Kongreß tanzt“ den Fürsten Metternich, in „FP 1 antwortet nicht“ und in „Die andere Seite“. Der letztgenannte Streifen sollte für Conrad Veidt zu einem Symbol werden. Nach dem politischen Umbruch von 1933 wechselte der Mime auf die andere Seite. Er erwies sich als wahrhafter Intellektueller mit Mut und Zivilcourage. Als ihm die Reichsfilmkammer den üblichen Fragebogen vorlegte, schrieb er mit großen Lettern nur ein Wort: „Jude“, obwohl er gar kein Jude war. Der Darsteller wollte mit dem System des Ungeistes und Rassenhasses nichts zu tun haben.

Er ging nach England und wurde 1934 britischer Staatsbürger. In England drehte er bis 1938 elf Filme, dann zwei in Frankreich. 1940 reiste er nach Hollywood, wo er 1942 als „Major Strasser“ in dem Kultstreifen „Casablanca“ (Regie: Michael Curtiz) glänzte.

Conrad Veidt war viermal verheiratet. In vierter Ehe heiratete er 1933 die Schauspielerin Felicitas Radke. Sein letzter Film in Hollywood wurde „Above Suspicion“, den er 1943 unter der Regie von Richard Thorpe als Partner von Fred MacMurray, Joan Crawford und dem Ostpreußen Felix Bressart drehte.

Der Schauspieler erlag am 3. April 1943 auf einem Golfplatz in Kalifornien einem Herzschlag. Der deutschen Presse wurde damals verboten, ihm einen Nachruf zu widmen, Conrad Veidt, einem der wenigen ganz Großen, der in den zwanziger Jahren den Weltruhm des deutschen Films mitbegründen half, der im Gegensatz zu seinen Filmrollen im Privatleben ein zurückhaltend-bescheidener und umgänglich-liebenswürdiger Mensch mit Herz war. kai-press

Conrad Veidt: Sein dämonischer Blick zog das Publikum in seinen Bann Foto: kai-press