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16.02.02 Die Bildhauerin Gertraude Zebe und ihre Galerie in Berlin

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 16. Februar 2002


Qualität ist ihr oberstes Gebot
Die Bildhauerin Gertraude Zebe und ihre Galerie in Berlin

Ferien sind schnell vorbei, die Kunst habe ich für immer“, soll ein begeisterter Sammler gesagt haben, der auf seinen Urlaub verzichtete und sich statt dessen Kleinplastiken erstand. Gefunden hat er diese kleinen Kostbarkeiten in der Berliner „kleinplastik bildhauergalerie“ bei Gertraude Zebe. In der vierten Etage eines Altberliner Hauses in der Grol- mannstraße zeigt - und verkauft sie seit 1979 Unikate und Auflagen zeitgenössischer Bildhauer. Vielfalt ist ihre Devise, Qualität ihr oberstes Gebot. Daß ihr Konzept ankommt, zeigt nicht zuletzt auch die Tatsache, daß 1998 in Freiburg eine zweite Bildhauergalerie für zeitgenössische Kleinplastik eröffnet wurde, mit der Zebe zusammenarbeitet.

In gekonnt ausgeleuchteten Vitrinen stehen die Exponate in der Berliner Altbauwohnung. Drei- bis viermal im Jahr veranstaltet Gertraude Zebe dort Einzel- oder Gruppenausstellungen (seit neuestem auch zu einem bestimmten Thema). Neben diesen Ausstellungen sind immer auch ein oder zwei Plastiken von Bildhauern zu sehen, die Zebe vertritt. Namen wie Joachim Dunkel, Richard Hess, Bucco oder auch Bernd Altenstein (geboren in Rastenburg) zeigen die Spannweite der künstlerischen Arbeiten, die oft schon ab 500 E zu haben sind. Ebenso vielfältig sind auch die Materialien, die von den Bildhauern verwendet werden: Bronze natürlich, aber auch Beton, Eisenguß, Marmor, Stahl, Terrakotta oder Kalkstein. Wichtig ist vor allem das Format. Kleinplastiken werden meist übersehen oder aber als „hübsche Dekoration“ abgetan. Daß hier oft mehr Arbeit und vor allem Fingerspitzengefühl vom Künstler verlangt werden, weiß Gertraude Zebe zu erzählen.

„Ich möchte Plastiken besser verständlich machen“, hat sie einmal in einem Interview gesagt, „die Bildhauerkunst dem Publikum näher bringen. Insbesondere kleinere Formate werden nicht ernst genug genommen, obwohl man sich doch gerade mit ihnen eher identifizieren kann.“ Und: „Jeder Künstler muß seine eigene, erkennbare Formensprache haben. Das möchte ich zeigen.“ Ihren Kunden rät sie: „Leben Sie einfach mit der Kunst.“

Eine Devise, die Gertraude Zebe auf ganz besondere Weise selbst verwirklicht, ist die „bildhauergalerie“ doch nicht nur in ihren eigenen Wohnräumen untergebracht, Gertraude Zebe ist selbst auch Bildhauerin und hat sich der Kleinplastik verschrieben. So kann man in der Grolmannstraße natürlich auch ihre eigenen Arbeiten bewundern.

Die Galeristin und Bildhauerin, geboren 1938 in Berlin, hat in Düsseldorf ihr Examen für Kunst und Werkerziehung abgelegt, ging dann auf die Insel Kreta, wo sie begann, ihre plastischen Ideen zu entwickeln. Die Begegnung mit dem Bildhauer Rudolf Belling (1886-1972) gab weitere entscheidende Impulse. 1969 dann die erste Ausstellung. Gertraude Zebe ging ihren Weg.

Heute zählt sie zu den eigenwilligsten Plastikerinnen Berlins, wie der Kunstkritiker Heinz Ohff sie einmal nannte. Um das Plastische deutlicher, sichtbarer zu machen, bezog sie Farbe in die plastische Form ein - „formunterstützende Malerei“ nannte sie diesen Prozeß. An den schwarzgefärbten Bronzen blitzt der helle Goldton des Materials an ganz bestimmten Stellen durch, erhöht so die Plastizität.

1995 dann entdeckte Zebe für sich den Eisenguß. Die Formen wurden strenger, verführen jedoch nach wie vor zum Berühren, „Begreifen“. Überhaupt sind die Formen der Plastiken typisch für die Arbeit der Bildhauerin. Mischwesen aus Mensch und Tier sind entstanden, phantastische Wesen, die sie Zezootiere nennt. Wie überhaupt schon die ersten Plastiken stets ein „Ze“ (wie Zebe) vor dem Titel trugen („Zebulle“, „Zebache“). Ihre neuen Arbeiten aus Eisenguß sind in der Form vielleicht strenger; der warme Ton des Materials aber gibt der künstlerischen Schöpfung jedoch wieder die besondere Ausstrahlung. Heinz Ohff: „Ihre Arbeiten überschreiten Grenzen, die sonst nur der Traum überschreitet oder die Utopie.“ Wer sich in diese Traumwelt entführen lassen will, kann dies im Internet unter www.bildhauergalerie-berlin.de  tun oder direkt in der bildhauergalerie, Grolmannstraße 46, 10623 Berlin, Telefon/Fax 0 30/8 83 22 85; Öffnungszeiten: donnerstags, freitags und sonnabends 15 bis 19 Uhr und nach Vereinbarung; Sommerpause Juli bis Oktober. Bis zum 27. April sind „Steine aus Castellaro“ von Rainer Kriester aus Plauen/Vogtland zu sehen. Silke Osman