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23.02.02 Gisela Brandes und ihre Bilderwelt

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 23. Februar 2002


Vergehen und Werden
Gisela Brandes und ihre Bilderwelt

Für mich ist es jedesmal ein kleines Abenteuer, wenn ich ein neues Bild anfange“, hat Gisela Brandes einmal in einem Interview bekannt. Und ein Abenteuer für das Auge des Betrachters ist es, den Bildern der 1923 im westpreußischen Stuhm geborenen Malerin gegenüber zu stehen. Was gibt es nicht alles zu ent- decken, auf den Gemälden und Collagen, vor allem aber auf den Federzeichnungen. Oft sind es Einzelszenen nur, „zufällige Ausblicke“, wie H.-G. Pflughaupt es genannt hat. „Sie registriert das, was sie sieht und das, was sie empfindet. Und sie verbindet beides ohne Dramatisierung, ohne Verklärung, ohne psychologisierende Interpretation. Sie ist sich selbst und der Sache gegenüber ehrlich.“ Faszinierend sind die Zeichnungen alter Buhnen auf der Insel Sylt; man meint das modernde Holz geradewegs zu riechen. „Nicht die Beschreibung der Dinge ist wichtig, sondern das unabhängige Bild“, so Pflughaupt. „Dabei wird das Vergehen ebenso konstatiert wie das Anders- und Neuwerden; und die Gelassenheit der Gisela Brandes verbindet sich dabei mit ihrer Verwunderung, daß da etwas ist, etwas geblieben ist, schön im Verfall und wichtig, im Bilde festgehalten zu werden.“

Schönheit im Verfall findet die Künstlerin auch immer wieder auf ihren Reisen, sei es in ferne Länder wie Jemen oder Jordanien, sei es in Ost- und Westpreußen. Dorthin reist sie seit Jahren mit einer Gruppe um den Architekten Christian Papendick, den sie seit ihrer Studienzeit in Hamburg kennt und der mit seiner Kenntnis um Land und Leute immer wieder seine Mitreisenden begeistert. Auf diesen Reisen ist auch im Gepäck von Gisela Brandes der Fotoapparat mit dabei. „Vor Ort entstandene Fotos“, so die Künstlerin, „dienen mir als Gedankenstütze. Schon bei der Motivsuche denke ich an eine spätere Auswertung in der Malerei, wobei das Motiv durchaus in einer völlig abstrakten, gegenstandslosen Bildlösung aufgehen kann.“

Gisela Brandes liebt die Darstellung der Landschaft. Immer wieder taucht dieses Thema in ihrem Werk auf. Oft sind es banale Dinge wie Strandkörbe oder alte Boote, die sie mit der Feder, dem Pinsel, vor allem aber mit dem Spachtel festhält. So hat sie denn im Laufe der Jahre eine Technik entwickelt, die ihrer Art zu malen besonders entgegenkommt.

„Der Pinsel ist mir oft zu weich, ich mag die straffere Art zu malen. Mit einem Binder vermengte Pulverfarben trage ich in mehreren transparenten Schichten mit einem Spachtel auf grundierte Spanplatten auf. Nur gelegentlich werden die leuchtenden transparenten Töne durch einen Zusatz von Weiß gedämpft.“ Diese Technik bringt es mit sich, daß die Oberfläche des Bildes nicht eben ist. Sie wirkt wie ein Relief, mit Schrunden, Ecken und Kanten. Ganz gleich jedoch welche Technik die Künstlerin anwendet, eines ist allen ihren Bildern gemein: „Flächenhafte Gestaltung, dabei das Malerische nicht aus den Augen lassend, sensibler, nie ,lauter‘ Einsatz der Farbe und kompositorische Sicherheit“ (H.-P. Widderich). Silke Osman

Einen Einblick in das reiche Schaffen der Gisela Brandes kann man auch auf dem Deutschlandtreffen der Ostpreußen am 22. und 23. Juni in Leipzig (Neue Messe) erhalten, wo die Kulturabteilung der Landsmannschaft Ostpreußen ihre Motive aus Ostpreußen präsentiert.

Gisela Brandes: „Es stehen noch alte deutsche Häuser ...“, Schloßbach im nördlichen Ostpreußen (Spachteltechnik auf Karton, 1999)