Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 09. März 2002 |
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Leserbriefe Neue Garnisonkirche wird nur leere Hülle Betr.: Folge 5 - „Der Turm ersteht neu“ Am 17. April 1945 begann die Zer-störung der Potsdamer Garnisonkirche, damals durch Bomben. In Großbritannien wie in den USA nannte man dies „Terrorangriffe zur Brechung der Moral der Zivilbevölkerung“. Die jetzige Kontroverse um die Kirche zeigt, daß die Alliierten damit erfolgreich waren. Durch Sprengung 1968 wurde dann das Vernichtungswerk an der Kirche fortgesetzt. Den Kommunisten war auch die Ruine des Gotteshauses ein Greuel. Aber erst jetzt wurde die Vernichtung des Gotteshauses durch die Evangelische Kirche in Potsdam vollendet, sie nahm der Kirche den geistigen Inhalt. In den Herzen, den Träumen und der Vorstellung vieler Menschen in Deutschland und der Welt war die Kirche erhalten geblieben, sie gaben eine Absichtserklärung zum Wiederaufbau mit dem Wichtigsten, daß man in dieser materialistischen Welt geben kann, sie spendeten das Geld für den Wiederaufbau. Wiederaufbau müßte mit großen Buchstaben geschrieben werden, denn niemand wünschte einen Umbau, wie die mittellose Evangelische Kirche ohne eigenes Geld zu bestimmen meint. Dies alles geschieht, ohne daran zu denken, daß das Gotteshaus von Generationen aufgesucht wurde, man dort Gottes Wort hörte, zusammen laut oder leise betete. Niemand denkt daran, wie viele Taufen dort stattfanden, Konfirmationen und Eheschließungen. Alles Zeremonien, die heute ihres Sinnes verlustig gegangen sind, statt Konfirmation gibt es Jugendweihe. Der Kirchturm des Gotteshauses wies nach oben zu Gott, zeigte den Gläubigen den Weg, rief mit seinen Glocken zum Gebet und Gottesdienst, erinnerte jede halbe Stunde mit seinem Geläut an Gottes Gebot. Das ist alles vorbei. Die Evangelische Kirche macht das möglich, ohne Achtung vor Gott und den Menschen. Als ich 1933 nach Potsdam kam, ich war nicht Soldat, da war der erste Gang mit meinem bayerischen Landsmann der Besuch der Garnisonkirche. Das Gotteshaus war voller Würde im Gegensatz zu modernen Kirchen, eben das Haus Gottes auch für mich als Katholiken. Es hingen die alten Fahnen der Garderegimenter dort, Sinnbild der Verbindung zwischen Staat, Volk und Glauben. Schließlich wurden hier auch die preußischen Tugenden gepredigt als Folge aus Gottes Gebot. Tugenden, die heute wohl nicht mehr gebraucht werden. Statt einer Kirche soll nur ein Turm aufgebaut werden in einer nachempfundenen Architektur des ehemaligen Kirchturmes. Ein Turm ohne Inhalt, eine leere Hülse zum Fotoshooting, hohl, ohne Aussage. Vielleicht können die Spender durch die Rückforderung ihrer Gelder noch ein Umdenken erreichen, sonst gingen nicht nur die Wände eines Gotteshauses und die Würde verloren, sondern auch ein Stück Geschichte und das Vertrauen in ihre Kirche. K. G. Welker, Berlin Potsdamer Garnisonkirche: Über 200 Jahre Wahrzeichen der Stadt, 1945 von Bomben zerstört, bis 1968 Ruine, die dann aber von der DDR-Regierung gesprengt wurde und nun wieder aufgebaut wird. Foto: Archiv
Vertreibungsopfer stets Opfer zweiter Klasse Betr.: Folge 7 - „Das Ende des großen Schweigens“ Anfang Februar platzt es in die Medien, als wäre es gestern gewesen. Günter Grass schrieb ein Buch über den Untergang des mit ostdeutschen Flüchtlingen beladenen Lazarettschiffes „Wilhelm Gustloff“. Der sinnlose Tod von etwa 9.000 wehrlosen Kindern, Frauen und Alten. Sechsmal die Zahl der „Titanic“. Nur mit dem Unterschied, daß dieser Massentod - das größte Schiffsunglück der Seefahrtsgeschichte - absichtlich geschehen ist. Grass meint, daß er damit ein Tabu in der Gesellschaft gebrochen habe. Über deutsche Opfer (igittigitt, gab es so was überhaupt?) sprach man nicht. Grass trommelt es blechern hinaus. Die bundesdeutschen Feuilletonisten befleißigen sich, zu betonen, daß im Nachkriegsdeutschland die Vertreibung der Ostdeutschen keineswegs ein Tabuthema gewesen sei und es Veröffentlichungen dazu gegeben hätte. Unbestritten! Nicht zu leugnen ist aber, daß man die eigenen Opfer in der veröffentlichten Meinung allzu gerne als Opfer 2. Klasse behandelte und sie gegen deutsche Schuld aufrechnete Die Vorursachen (Versailler Vertrag, Verletzung der Ostgrenze und der Menschenrechte der deutschen Minderheiten während der Weimarer Republik) blieben indes stets ausgeblendet. Unter den Teppich der Geschichte wurde stets gekehrt, daß die Vertreibung vor 1945 von den Gegnern Deutschlands geplant war. Es ist tröstlich, daß durch linksintellektuelle Meinungsführer wie Walser und Grass nun der Blick der veröffentlichten Meinung auch einmal auf das Unrecht gelenkt wird, das dem eigenen Volk angetan worden ist. Peter Hild, Potsdam
Neue Informationen Betr.: Folge 7 - „Das Ende des großen Schweigens“ Nach der Lektüre von Grass’ neuer Novelle fühlte ich mich tief angerührt, betroffen, aber auch besser informiert. Warum erfahre ich erst mit 80 Jahren, was sich hinter dem Schiffsnamen verbirgt? Offenbar war damals die Nazi-Propaganda doch nicht flächendeckend und Ostpreußen zu weit vom Schuß. Das KdF-Schiff „Wilhelm Gustloff“ ist mir hingegen öfter begegnet. Im Juli 1937 brachte es mich nach einer anstrengenden Radtour durch Norddeutschland von Hamburg nach Pillau. Mein altes Tagebuch sagt mir: „Am 25. 9. 1939 sollten wir mit der „Gustloff“ eine KdF-Reise nach Norwegen machen. Leider kam der Polenfeldzug dazwischen.“ Danach las ich wiederholt Artikel über die „Gustloff“ im Ostpreußenblatt. Und nun Grass’ Novelle. Neben dem literarischen Anspruch verdient die Recherche Lob. Ich fühle mich nun besser informiert, ohne daß die alten Wunden wieder aufgerissen wurden. Horst Redetzky, Delmenhorst
Nicht mehr im historischen Schmutzkasten wühlen Betr.: Folge 8 - „Preußens Wiedergeburt“ Warum soll nicht der ehrwürdige Namen Preußen seine Renaissance erleben? Nur Schmalspurhistoriker können dagegen sein. Klug und weise war es, daß Sozialdemokrat und Minister in der Potsdamer Landesregierung Alwin Ziel diesen Vorschlag eingebracht hat. Es bietet sich geradezu an, bei einer Fusion der Länder Berlin und Brandenburg diesen Namen zurückzurufen. Wie Berlin heute wieder seine alte Hauptstadtrolle wiedererlangt hat und der deutsche Soldat in aller Welt wieder äußerst begehrt ist, wäre es eine Vergewaltigung der Geschichte, Berlins Umland nicht wieder den Namen Preußen zu geben. Man sollte doch endlich aufhören, in dem historischen Schmutzkasten von gestern herumzukramen, als ob es nichts gäbe, was hoffnungsvoll in die Zukunft gerichtet ist. Anscheinend gibt es immer noch Leute, die die Wende nicht verkraftet haben und an den Ideologien von einst hängen. Aber der größte Teil Deutschlands hat die Teilung überwunden und die Ideologien von gestern über Bord geworfen. J. F. Wilhelm Hörnicke, Frankfurt |