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16.03.02 Königsberg: Vorsicht Glatteis

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 16. März 2002


Königsberg: Vorsicht Glatteis
Sturzgefahr beim Einkauf wegen Mißachtung der Streupflicht

Von globaler Erwärmung ist im Königsberger Gebiet bisher nichts zu spüren. In diesem Jahr kam der Winter früh und wird wohl noch lange andauern. Die Probleme, die das frostige Wetter mit sich bringt, sind aller Orten zu spüren. Vereiste Straßen und Bürgersteige sind an der Tagesordnung. Die städtische Streu- und Räumfirma „Tschistota“, was auf deutsch so viel wie „Reinheit“ heißt, ist mit der Betreuung von 32 Hauptstraßen der Pregelmetropole beauftragt. Da sie weder über ausreichende technische Ausstattung wie Räumgeräte noch über eine Auswahl an Streugranulaten verfügt, wird sie der ihr übertragenen Aufgabe nur unzureichend gerecht. Noch immer wird ein aggressives Sand-Salz-Gemisch gestreut. Das ärgert die Autofahrer, denen es Löcher in das Blech ihrer Fahrzeuge frißt ebenso wie die Fußgänger, deren Schuhe durch Salzränder unbrauchbar werden. Für die öffentliche Hand erweist sich das Streugut allerdings als vorteilhaft, da es billig ist.

Schweden macht vor, daß es auch bürgerfreundlichere Lösungen gibt. In diesem skandinavischen Land, dem harte Winter auch nicht fremd sind, wird ein Granulat gestreut, das im Frühjahr leicht wieder eingesammelt werden kann. In Königsberg wird jedoch wohl auch weiterhin auf das billigere Sand-Salz-Gemisch zurückgegriffen werden, denn die Prognosen für das Haushaltsjahr 2002 sehen nicht sehr erfreulich aus. Neue Räumgeräte können aufgrund dieser finanziellen Situation vorerst auch nicht angeschafft werden.

Selbst wenn die Stadtverwaltung die fehlenden sieben Millionen Rubel für ihre Reinigungsfirma „Tschistota“ aufbringen könn- te, würde dieses gerade für die sachgemäße Räumung der erwähnten 32 Hauptstraßen reichen. Die Stadt hat jedoch insgesamt an die 900 Straßen. Aus diesem Grunde hat die Rayonverwaltung zusätzlich private Unternehmen mit der Straßenräumung beauftragt. 355 Straßen werden auf diese Weise zusätzlich von Schnee und Eis befreit.

Doch wie sieht es mit den Bürgersteigen in der Stadt an der Pregel aus? Sie sollen von Hausmeistern geräumt werden. Da aber nur etwa 30 bis 40 Prozent der Hausmeisterstellen besetzt sind, ergibt sich eine paradoxe Situation: Es ist zwar genügend Sand vorhanden, aber es gibt zu wenig Leute, die ihn streuen. Aus diesem Grund kann die Kommunalverwaltung nicht garantieren, daß alle Gehwege bei Glatteis abgestreut sind.

Ein weiterer Gefahrenpunkt sind glatte Stufen vor Geschäften, die oft mit modernen Fliesen belegt sind und mit Sand nicht wirksam gestreut werden können. Vor allem für ältere Menschen ist hier die Rutsch- und Sturzgefahr sehr groß. Schon im vorigen Jahr hatte der Bürgermeister Geschäftsinhaber zu sich zitiert, um sie über ihre Streupflicht aufzuklären. In einem Bereich von 15 Metern ab der Fassade und vor dem Eingang sollen die Ladeninhaber für die Gehwegreinigung Sorge tragen. Doch gibt es noch keinen Artikel im Gesetzbuch, der die Streupflicht festsetzt, geschweige denn einen, der die Ahndung von Zuwiderhandlungen regelt. Das hat zur Folge, daß die Geschäftsleute für entsprechende Schäden nicht haften, so daß es ihnen gleichgültig bleiben kann, ob ein Passant geschädigt wird.

Stürzt jemand, ist es somit ureigenste Sache des Gestürzten selbst, sich um seine medizinische Versorgung zu kümmern. Ob die medizinischen Dienste genügend auf den Winter vorbereitet sind, steht auf einem anderen Blatt des traurigen Buches öffentlicher Dienste in Königsberg. MRK