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13.04.02 / Unheiliger Krieg im Heiligen Land

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 13. April 2002


Hans-Jürgen Mahlitz:
Unheiliger Krieg im Heiligen Land

Was ist in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten nicht alles versucht worden, um im Nahen Osten endlich Frieden einkehren zu lassen. Wenn gerade einmal wieder die "Falken" das Sagen hatten, versuchte eine Seite, der anderen Seite ihren Willen aufzuzwingen. Israel griff zu militärischen Mitteln, um das erklärte Ziel zu erreichen, in gesicherten Grenzen friedlich mit seinen arabischen Nachbarn zusammenleben zu können. Palästinenser griffen zu den Mitteln des Terrors, um ihr erklärtes Ziel herbeizubomben, nämlich einen unabhängigen, gleichberechtigten Staat Palästina. Doch stets mußten die "Falken" auf beiden Seiten erkennen, daß ihr Weg nicht zum Frieden führte.

Zwischendurch gab es die Phasen der "Tauben". Israelis und Palästinenser reichten sich, über alles Trennende und über alle Gräber hinweg, die Hände, verhandelten über Kompromißlösungen, mit denen beide Seiten leben konnten. "Land gegen Frieden" hieß die Formel, die mehr als einmal fast zum Erfolg geführt hätte. Aber eben nur fast. Wann immer die "Tauben" kurz vor dem Ziel waren, mußten sie den "Falken" weichen. Und umgekehrt ging es denen dann genauso - ein Teufelskreis, eine Spirale von Haß und Gewalt.

Beide Seiten stützen ihre Ansprüche auf historische und auf religiöse Argumente. Die Palästinenser sagen: Dies war unser Land, das uns weggenommen wurde, als 1948 der Staat Israel gegründet wurde. Das stimmt so. Aber die Israelis sagen: Das war schon seit Jahrhunderten unser Land, als es überhaupt noch keine Palästinenser, Araber usw. gab. Das stimmt so ebenfalls. Aber beide Argumente führen zu nichts, weil doch nur willkürlich jeder die Phase aus der Geschichte herausgreift, die ihm nützt. Außerdem: in welchem Jahrhundert oder Jahrtausend soll man denn aufhören, um nicht irgendwann bei den "Rechtsansprüchen" der Neandertaler angelangt zu sein?

Ähnliches gilt für die religiöse Argumentation. Die einen berufen sich auf Allah und Mohammed und leiten daraus das Recht ab, ihren "Heiligen Krieg" zu führen. Die anderen berufen sich auf Moses und den Gott der Thora, um den Anspruch auf ihr "Gelobtes Land" jeder Kritik zu entziehen. (Nicht zu vergessen die Christen, die sich auf Jesus und seine Jünger berufen, um im "Heiligen Land" auch ein Wort mitreden zu können.) Leider wird das geschehen mehr von fanatischen Islamisten und radikal-orthodoxen Juden bestimmt als von besonnenen, zu religiöser Toleranz bereiten Kräften auf beiden Seiten.

Immer wieder wird der Eindruck vermittelt, die Gründung eines selbständigen Staates der Palästinenser würde automatisch zum Frieden führen. Erfreulicherweise hat der an der Münchner Bundeswehr-Universität lehrende Historiker Prof. Michael Wolffsohn diese etwas blauäugige Argumentation jetzt zurechtgerückt. Wie denn ein solches Palästina genau aussehen solle, fragt er: Wie soll die geographische Aufteilung im Gazastreifen und Westjordanland kompensiert werden? Was wird mit jenen Palästinensern, die heute bereits drei Viertel der jordanischen Bevölkerung ausmachen? Was mit jenen Millionen Palästinensern, die in Israel leben?

Wolffsohn regt an, die Zukunft zu gestalten, indem man nach guten Beispielen in der Vergangenheit sucht. Er fand ein solches in der k.u.k.-Monarchie, die von Wien aus einen lange Zeit funktionsfähigen, blühenden und in Frieden lebenden Vielvölkerstaat regierte. Natürlich ist ein föderaler jüdisch-palästinensischer Bundesstaat eine sehr kühne Vision, gerade angesichts der heutigen Realitäten. Aber. Wo stünde die Menschheit heute, wenn sie nicht immer wieder Visionen gehabt hätte! Vielleicht ist diese Vision die einzige Chance, diesen unheiligen Krieg im Heiligen Land zu beenden.