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13.04.02 / Pastor Fryderyk Tegler begab sich mit hehren Zielen auf den Weg in seine Heimat

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 13. April 2002


Sensburg: Ökumene und Partnerschaft
Pastor Fryderyk Tegler begab sich mit hehren Zielen auf den Weg in seine Heimat

Es war ein Jubiläum, denn es war Pastor Fryderyk Teglers 20. Ostpreußenfahrt. Unter der Leitung des Scharnebecker Pfarrers und Sensburger Ehrenbürgers sowie Brigitte Jaschiks machten sich 47 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Lüneburger Heide und dem Raum Bleckede, im Alter zwischen 30 und 80 Jahren, auf den Weg nach Masuren.

Die erste Station war die erste polnische Hauptstadt Gnesen, auf dem Weg über Wongrowitz stiegen in der Scharnebecker Partnergemeinde Markstädt die Ratsfrauen und -herren mit dem Bürgermeister Andrzej Banaszynski in den Bus der Gruppe ein, um in Gnesen einen gemeinsamen gemütlichen deutsch-polnischen Abend zu verbringen.

Am nächsten Tag wurde nach der Besichtigung und dem Besuch der berühmten Kathedrale der ersten polnischen Stadt die Kopernikus-Stadt Thorn aufgesucht und besichtigt.

An der Grenze zwischen Ermland und Masuren wurde in einem Wald am Ufer des Dadaj-Sees, wie bei jeder Fahrt, eine Abendandacht gehalten. Die Begrüßung in Pastor Teglers Heimatstadt Sensburg erfolgte durch den dortigen Bürgermeister Karol Nowak und die Stadtdirektorin Jadwiga Osiecka im großen Sitzungssaal des Rathauses.

Die Unterbringung für die nächsten zehn Tage erfolgte im wunderschön gelegenen Hotel "Oscar & Panoramic", direkt am Ufer des Czos-Sees. Von dort aus starteten alle Tagesfahrten und Besichtigungen, darunter Besuche in Allenstein, Osterode, Heiligelinde, Rössel, Rastenburg, Nikolaiken, Lötzen, der Wolfsschan-

ze und dem Kloster in Eckersdorf. Es kam zu vielen Begegnungen mit der dortigen deutschen Volksgruppe und natürlich den evangelischen und katholischen Kirchengemeinden.

Diesbezügliche Höhepunkte waren die Abendgottesdienste in Warpuhnen, von wo sechs der Teilnehmer stammten, und in der wunderschönen, frisch renovierten Kirche in Nikolaiken, ein Gottesdienst in Groß Sterlack mit seiner kleinen evangelischen Kirchengemeinde, mit der die Kirchengemeinde Nahrendorf Partnerschaft geschlossen hat, ein festlicher Konfirmationsgottesdienst in Sorquitten, wo die Besucher aus der Bundesrepublik den Konfirmanden Geschenke und Kreuze überreichten, eine Andacht mit dem katholischen Prälaten D. Wyrostek in der gewaltigen Peter-und-Paul-Bischofskirche in Rössel sowie der Abschlußgottesdienst. Fast alle Gottesdienste und Andachten waren verbunden mit gemütlichen Zusammenkünften, bei Kaffee und schmackhaften Kuchen sowie anregenden Gesprächen der Gäste und der Geistlichen beider Konfessionen.

Ein besonderer Höhepunkt war der Empfang beim neuen leitenden evangelischen Bischof Janusz Jagucki in Warschau. Als Überraschung führte der Bischof mit seiner Frau die Gruppe in die nahegelegene griechisch-katholische Kathedrale aus dem 18. Jahrhundert, wo Theologiestudenten aus der Ukraine extra für die Gäste aus der Bundesrepublik einige Choräle sangen. Ein beeindruckendes Erlebnis und ein wahres Zeichen der gelebten Ökumene der evangelischen und orthodoxen Christen, die beide nur eine kleine Minderheit in Polen bilden. Anschließend ging es zur St. Trinitatis-Kirche, wo der Gastgeber am 6. Januar 2001 zum Bischof geweiht und Pastor Tegler am 1. Advent 1972 zum Pfarrer ordiniert worden war. Nach mehreren gemeinsamen Liedern, Gebeten und einem Trompetensolo endete die herzliche Begegnung mit dem bischöflichen Segen.

Es gab auch andere unvergeßliche Erlebnisse. Im Geburtshaus von Ernst Wiechert in Kleinort bei Peitschendorf wurde einer Dichterlesung beigewohnt und die Gräber der Ehefrau des Dichters Meta und seines Sohnes Ernst Edgar im Wald am Ufer des Maitzsees der Oberförsterei Pfeilswalde wurden besucht. Es wurden Blumen niedergelegt und eine kleine Andacht gehalten. Ein anderes unvergeßliches Erlebnis war der Besuch auf dem Soldatenfriedhof in Jägerhöhe am Schwenzaitersee bei Annaberg, wo 343 deutsche und 233 russische im Ersten Weltkrieg gefallene Soldaten ruhen. Das Trompetensolo von Jakob Poth "Ich hatte einen Kameraden ..." lockte auch andere Besucher an und so kam es zu einer bewegenden Andacht mit Blumenniederlegung am Friedhofskreuz.

Außer besinnlichen Erlebnissen gab es auch viele fröhliche Momente. Zu ihnen gehörte ein Nachmittag in Sondern im Masurischen Bauernmuseum mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen, eine nächtliche Lampionfahrt mit Musik und Gesang auf dem sicherlich schönsten Fluß Europas, der romantischen Kruttinna, ein Besuch im Freilichtmuseum in Hohenstein, eine abendliche Kutschfahrt sowie eine masurische Hochzeit mit anschließender fröhlicher Feier am Lagerfeuer.

Zum Abschluß des Besuches in Sensburg gab die gastfreundliche Familie Bielski vom Hotel "Oscar & Panoramic" einen Empfang, zu dem der Bürgermeister Karol Nowak, der Landrat Ryszard Soroko, die Stadtdirektorin Jadwiga Osiecka samt Ehemann sowie viele andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, der Kirche und der Presse erschienen. Ein lustiger Abend mit masurischer Folklore und deutschen Liedern sowie humorvollen Beiträgen der Teilnehmer machte den Abschied nicht leichter. Erst als der Termin für die nächste Fahrt festgelegt wurde - vom 16. bis 27. Juni 2002 - konnte die Fröhlichkeit wieder zurückkehren. Man tauschte gegenseitig Gastgeschenke aus und die Gruppe übergab einen Geldbetrag an den Bürgermeister der Stadt für die nächste Spartakiade der behinderten Kinder und Jugendlichen in Sensburg.

Auf der Rückfahrt wurde in Osterode ein Stadtbummel gemacht und die geneigte Ebene des Oberlandkanals in Buchenwalde besichtigt. Weiter ging es zur Marienburg, einer der größten Burganlagen der Welt. Der vorletzte Tag war für Danzig samt Umgebung bestimmt. Hier waren die Teilnehmer am meisten von der Altstadt und dem Orgelkonzert in Oliva beeindruckt. Dann ging es weiter über Stolp nach Kolberg, wo die letzte Übernachtung der Reise stattfand. Der letzte Tag war für die Besichtigung von Stettin vorgesehen. Nach dem Mittagessen ging es zurück in die Bundesrepublik.

Die einmalige Gemeinschaft der ganzen Gruppe hatte ein Nachspiel. Sie führte zur Organisation eines "Masurentages" in Scharnebeck.

Der festliche Gottesdienst mit Feier des Heiligen Abendmahls unter der Leitung von Pastor Tegler wurde verschönert durch den Sologesang von Schwester Ingeborg Rebische aus Celle, die ihre Lieder mit der Gitarre begleitete. Eine Diakonisse mit der Gitarre, das war auch für die Scharnebecker Gemeinde ein seltenes Erlebnis. Nach dem Mittagessen im Gasthaus versammelten sich die Teilnehmer im Gemeindehaus, wo sie über 20 Torten und Kuchen, darunter viele ostpreußische Spezialitäten sowie ein Sektempfang erwarteten. Es wurden Bilder und Erinnerungen ausgetauscht und ein Videofilm gezeigt, so daß viele der Höhepunkte der Masurenfahrt noch einmal vor dem inneren Auge abliefen.

Wer ebenfalls die Schönheit der Natur in Masuren mit den reizvollen Landschaften, sauberen Seen, großen Waldflächen, den kunsthistorisch hoch interessanten Bauten und ihren liebevollen und gastfreundlichen Bewohnern kennenlernen möchte, der sollte sich bei Brigitte Jaschik (0 41 31/188 202) oder Pastor Fryderyk Tegler (0 41 36/910 573) melden. F.T.

 

Vor der Peter-und-Paul-Kirche in Rössel: Prälat D. Wyrostek mit dem neben ihm hockenden protestantischen Amtsbruder Pastor Fryderyk Tegler und der von ihm begleiteten Reisegruppe Fotos (2): Tegler

 

Fryderyk Tegler und Christoph Coelestin Mrongovius: Der Ehrenbürger Sensburgs zeigt auf die Büste seines Amtsbruders, nach dem die Polen seine Heimatstadt benannt haben, sondern über den er auch seine Magisterarbeit geschrieben hat.