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27.04.02 / Wollt ihr den totalen Schröder?

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 27. April 2002


Hans-Jürgen Mahlitz: 
Wollt ihr den totalen Schröder?

Dem Wähler in Sachsen-Anhalt sei's gedankt: Endlich wissen wir, womit Gerhard Schröder den Bundestagswahlkampf bestreiten will: mit sich selbst. Nach der Pulverisierung der Landes-SPD samt ihren rot-roten Träumereien verkündete der Kanzler, nun werde es also einen "personalisierten" Wahlkampf zwischen ihm und Edmund Stoiber geben.

Politik ade, Sachargumente lenken nur vom Wesentlichen ab, Programme tragen allenfalls zur Verwirrung des Wählers bei, was zählt, ist der Mensch - vor allem der trotz aller Unbillen in Kameras strahlende und wohltönend mit leeren Worthülsen jonglierende Mensch. Eben ein Mensch namens Gerhard. Auch wenn dieser am Tag nach der Schlappe von Magdeburg etwas "indisponiert" wirkte. Aber das wird sich schnell wieder legen.

Was Schröders Partei auf Bundes- und Landesebene als Politik anzubieten hat, ist von den Wählern in Sachsen-Anhalt unmißverständlich abgewählt worden. Also braucht man sich - angesichts so "undankbarer" Bürger - gar nicht weiter bei politischen Inhalten und Sachfragen aufhalten; der hochtalentierte Staats-Schauspieler Schröder kann sich nun voll und ganz auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich auf sich selbst. Die Frage, die am 22. September zu beantworten ist, lautet: Wollt ihr eine andere, bessere Politik? Wollt ihr überhaupt noch Politik? Oder wollt ihr den totalen Schröder?

Denn darauf haben wir uns nun einzustellen: Der SPD-Chef wird in den kommenden Wochen und Monaten eine Medienpräsenz entfalten, wie man sie in diesem Lande bislang noch nicht erlebt hat. Er wird durch alle Unterhaltungsprogramme tingeln, von Biolek bis Maischberger in allen Shows talken, sich bei jeder Beinahe-Pleite ab 10.000 Arbeitsplätze aufwärts als Retter bejubeln lassen. Auf die ihm wohlgesonnene Mehrheit der Meinungsmacher kann er sich dabei verlassen, der erste Test hat es gezeigt: Schröder konnte es sich leisten, der Pressekonferenz nach der SPD-Präsidiumssitzung (normalerweise ist das "sein" Auftritt) fernzubleiben - die willigen Helfer wissen eben auch so, was sie zu schreiben und zu senden haben.

Und wenn das alles doch nichts nützt? Wenn etwa der Wähler plötzlich den Drang verspürt, hinter die Kulissen dieser "Potemkinschen Dörfer" zu schauen? Wenn es dem Gegenkandidaten gar gelingen sollte, mit Sachthemen auf sich aufmerksam zu machen?

Dann kann man ja immer noch zu Bewährtem greifen. Zum Beispiel zur Faschismus-Keule. Stoiber und seine Themen (innere Sicherheit, Zuwanderung usw.) - Rechtspopulismus! So wird in Deutschland seit Jahrzehnten die bürgerlich-konservative Mitte als radikal und extremistisch verteufelt. "Antifaschismus" ist die Klammer, die das linke Lager zusammenhält und ihm 1990 sogar über den Zusammenbruch seiner staatsgewordenen Ideologie hinweggeholfen hat. Zu diesem letzten Strohhalm wird Rot-Rot-Grün auch jetzt wieder greifen.

Die Wahlen vom letzten Sonntag freilich taugen hier nicht gerade als Argumentationshilfe. Im Gegenteil: Das Geschwätz von der angeblich in Deutschland drohenden "rechten Gefahr" wurde als haltlos und dumm entlarvt. Erfolgreiche Rechtsradikale (oder Populisten, oder wie es gerade im linken Jargon heißt) gab es nicht in Sachsen-Anhalt, sondern in Frankreich. Und selbst dort hält sich die Gefahr in Grenzen - unsere Nachbarn haben es eher mit einer eklatanten Schwäche der Linken zu tun als mit einer furchterregend starken Rechten. In Deutschland deutet vieles auf eine ebenso schwache Linke hin - im Gegensatz zu Frankreich aber auf eine immer stärker werdende bürgerliche rechte Mitte.