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04.05.02 / Bewegend: Agnes-Miegel-Tage in Bad Nenndorf

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 04. Mai 2002


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Bewegend: Agnes-Miegel-Tage in Bad Nenndorf

Es war am Geburtstag Agnes Miegels im März, als ihr zu Ehren ein wunderbarer, ergreifender Liederzyklus unter dem Titel "Es ist ein Land" wie eine rechte geburtstägliche Gabe im Kurhaussaal in Bad Nenndorf erklang - ein Hymnus an die Dichterin, überreicht von Irenäus Totzke.

Dieses feierliche Konzert bildete als eine Uraufführung den Höhepunkt der diesjährigen Agnes-Miegel-Tage und fand vor einem großen, den Kurhaussaal füllenden Publikum statt.

Der Komponist, in der Abtei Niederaltaich in Bayern zu Hause, brachte zur Aufführung des aus sieben vertonten Miegel-Gedichten bestehenden Liederzyklus zwei Münchener Künstler mit, die Sopranistin Beate Gardner und den Pianisten Lucian Bitterlich. Beide Künstler erfuhren durch die überzeugend rezitierten Gedichte, vorgetragen von Gisela Limmer v. Massow, eine Ergänzung, um den Zuhörern die Verse recht eindringlich darzubieten. Das gesprochene Wort, hier die von Agnes Miegel meisterhaft verfaßten Verse, fand seine in Musik umgesetzte Entsprechung in den Herz und Sinn anrührenden klangschönen Vertonungen des einfühlsamen Komponisten.

Ob es nun das verhaltene Gedicht "Heimweh" oder das vom "Eisvogel" war, ob die von Ungeduld durchwehten Verse der "Mainacht" erklangen, ob die bilderreichen, in tiefem Nachsinnen endenden Strophen von "Sand" folgten - immer vervollkommnete die Musik das Gefühlserlebnis, das schon allein die Dichterverse bewirkten. In dem aufnahmebereiten Gemüt des Hörers wußte der Komponist durch seine Vertonung ein tieferes, ein unendlich nachhaltiges Verstehen zu entzünden. So war es auch mit den innigen Versen des Gedichtes "Advent".

Eine Steigerung zeigte sich in der Vertonung des erinnerungsträchtigen Gedichtes "Der Dom" mit den ergreifenden Zeilen "Als euch der Feuersturm verschlungen hat, da starbst du, Dom, mit deiner alten Stadt", dem sich in einem Interludium, einer dramatisch aufgebauten Klavierkomposition, der Untergang des Domes anfügte.

Mit der gesanglichen Darbietung der weisheitsvollen Zeilen des Gedichtes "Spruch" endete mit nachdrücklicher, sich kompositorisch steigernder Wiederholung der Worte "... nichts als Haß zu hassen" der Liederzyklus und ließ eine erschütterte Zuhörerschaft in tiefer Betroffenheit zurück.

Einleitend zu diesem Konzert berichtete der Komponist, der aus Danzig stammt und mit seiner Familie als Zwölfjähriger auf die Flucht nach Dänemark ging, daß er dort im Flüchtlingslager mit Agnes Miegels Dichtung näher bekannt wurde. Das Interesse für die Dichterin und ihr Werk vertiefte sich in den späteren Studienjahren in Deutschland, und einhergehend mit der Erkenntnis von Agnes Miegels Sprachgewalt und der Sprachschönheit ihrer Dichtung stellte Irenäus Totzke eine Seelenverwandtschaft fest, die ihn zur Vertonung ihrer Gedichte ermutigte.

Am Vortage hatte es ein Wiedersehen in einer nachmittäglichen Lesung mit der aus Königsberg angereisten Schriftstellerin Apollinaria Sujewa gegeben. Unter Mitwirkung von Brigitte Schulze, Brietlingen, las sie wie im Oktober 2001 aus ihrem damals gerade erschienenen Buch "Sprich doch mit mir, Du meine Stadt. Königsberg - Kaliningrad" und erfüllte damit den Wunsch vieler, die sie wieder hören wollten oder darauf warteten, sie kennenzulernen.

Und wieder zog sie mit ihren Vergleichen des alten Königsberg und heutigen Kaliningrad, mit der Darstellung der Menschen in der jetzigen Stadt und ihrem Verhältnis zur deutschen Vergangenheit, mit ihren klugen Anmerkungen zu dem, was schon Ge- schichte geworden ist, die Zuhörer in ihren Bann. Sie sagt in ihrem Buch. "Das ist Kaliningrad, eine Stadt mit doppeltem Boden" und zeigt mit ihrer Haltung auf, daß es möglich ist, ohne Absage an die politisch-völkische Vergangenheit jetzt in der Gegenwart mit Toleranz und Verstehen für eine hoffnungsvolle gemeinsame Zukunft zu wirken.

Apollinaria Sujewa und Brigitte Schulze erhielten wohlverdienten reichen Beifall.

Zu Beginn der Mitgliederversammlung gestaltete sich die Totenehrung besonders feierlich, denn die Agnes-Miegel-Gesellschaft hatte erst vor kurzem durch einen unerwarteten Tod ihre Erste Vorsitzende Dr. Christa Benz verloren. Ehrende Worte zu ihrem Gedenken sprach namens des Vorstandes und der Mitglieder Heinz Albat und würdigte ihre verdienstvolle Arbeit für die Gesellschaft und für das Werk Agnes Miegels, aus dem Gisela Limmer v. Massow zwei bewegende Gedichte vortrug.

Hannelore Canzler gedachte der ebenfalls erst kürzlich verstorbenen langjährigen Betreuerin des Agnes-Miegel-Hauses, Liselotte Dumke-Kadow, Ehren- mitglied der Gesellschaft, und hob ihre bemerkenswerte Leistung in dieser verantwortungsvollen Tätigkeit hervor.

Nach diesen besonderen Erwähnungen erfolgte die Namensnennung aller Mitglieder, die im vergangenen Jahr verstorben waren und derer ehrend gedachten wurde. Getragene Klaviermusik erklang zu Ende dieses Gedenkens.

Im Geschäftsbericht des Vorstandes erfuhren die Mitglieder von den erfolgten Renovierungsarbeiten im Agnes-Miegel-Haus und von den im letzten Jahr durchgeführten Veranstaltungen. Zu erwähnen war auch der Fortgang der Familie Rudloff aus Bad Nenndorf im August 2001, die damit die Betreuung des Agnes-Miegel-Hauses aufgeben mußte. Nach einer Interimszeit soll nun diese Position neu besetzt werden.

Infolge einer Verzögerung beim Transport konnte die neue, von Dr. Kopp verfaßte Jahresgabe noch nicht an die Mitglieder ausgegeben werden, die sie aber demnächst per Post erhalten werden. Sie trägt den Titel: "Ich kam in dies Land wie in mein Erbe. Agnes Miegel als Dichterin der Heimat".

Nach dem Haushalts- und Kassenbericht, den Heinz Albat vorlegte, folgte die Neuwahl des Vorstandes mit den Ergebnissen: 1. Vorsitzende Dr. Marianne Kopp, 2. Vorsitzende Inge Hartmann, Schatzmeister Karl-Anton Hagedorn; Schriftführer Dr. Einhart Werhahn. Inge Hartmann

Ihre Liebe zu Agnes Miegel verbindet: Ursula Meyer (rechts) gratuliert Dr. Marianne Kopp zur Wahl Foto: privat