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04.05.02 / Ursachenforschung: Wie kann es zu Bluttaten wie jetzt in Erfurt kommen?

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 04. Mai 2002


Ursachenforschung: Wie kann es zu Bluttaten wie jetzt in Erfurt kommen?
Die Saat der Gewalt / Am Anfang stand der Abbau tradierter Werte und Tugenden
von Christa Meves

Gewalt und damit gewiß auch die Gewaltbereitschaft sind in Deutschland in den vergangenen 30 Jahren in einer unerträglichen Weise eskaliert. Zwei Gruppen, so weist das Bundeskriminalamt in seinen jüngsten Zahlen nach, zeigen einen besonderen Anteil und Anstieg: a) die Gewalttaten von Kindern und b) die von Ausländern. Ich möchte mich hier auf das Gebiet beschränken, in dem ich zu Hause bin: in der Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie deutscher Region.

Warum hat die Gewaltbereitschaft unter der deutschen Bevölkerung in den letzten 30 Jahren kontinuierlich zugenommen? Gewiß, das Fernsehen ist schuld, wie es jedem nachdenklichen Menschen einsichtig ist. Es präsentiert zu viele negative Vormacher. Aber ist es das Fernsehen allein - ein Medium, das sich doch nach der Einschaltquote richtet? Das muß bezweifelt werden. Wir kommen nicht darum herum, der Frage tiefschürfender nachzugehen, wenn wir Aussicht haben wollen, hier etwas zu ändern, denn eine entscheidende Ursache liegt darin, daß in Westdeutschland von der Mitte der 60er Jahre ab das tradierte Wertesystem und das christliche Menschenbild, auf dem auch unsere Verfassung (1949 neu konstituiert) beruht, durch ein atheistisch-kollektivistisches Menschenbild ersetzt wurden. Mit einem Schlag wurde die Familie jetzt zu einer überholten, abschaffenswerten Institution, der man durch Kollektivierung der Kinder zu begegnen suchte, indem man die Kinder so früh wie möglich aus der Familie "herauszubrechen suchte", wie es schon im Zweiten Familienbericht der Bundesregierung von 1976 hieß.

An die Stelle der wissenschaftlich erhärteten Feststellung, daß der Mensch ein Geschöpf mit bestimmten Vorgaben ist, die bei der Erziehung zu berücksichtigen sind, trat die sogenannte emanzipatorische Pädagogik, die davon ausgeht, daß das Kind von Geburt an autonom sei, daß es von allein wisse, was für es gut oder böse sei. Die Antipädagogik mit ihren antiautori-tären Fehlvorstellungen trat auf den Plan. Auch die Zerrüttung des Schulwesens konnte man deshalb voraussagen. "Pisa" war für mich deswegen keine Überraschung, sondern lediglich die Bestätigung eines 30jährigen Versäumnisses.

Diese antiautoritäre Ideologie behauptet, die "repressive Gesellschaft" allein habe bisher die Kinder verdorben und man müsse sie daher in Zukunft ungehindert, ja, in Opposition zu den geltenden Normen aufwachsen lassen. Sie setzte sich - ohne jede wissenschaftliche Beweisführung - in wenigen Jahren in Westdeutschland durch, sie wurde durch eine große Strafrechtsreform von 1976 festgeschrieben, indem maßgebliche Gesetze geschleift wurden: Außer der Erleichterung der Ehescheidung, der Erlaubnis der sogenannten einfachen Pornographie, der Aufweichung des § 218 wurde in der Strafjustiz jetzt eine superweiche Welle dominant, wobei der eigentliche ideologische Hintergrund dieser Devise mehr oder weniger verschleiert blieb. Sie hieß: Das Verbrechen hat seine Ursache lediglich in der bürgerlichen Gesellschaft. Die Gesellschaft sei mit allen Mitteln zu bekämpfen, notfalls auch mit Gewalt.

Diese geistigen Hintergründe darf man nicht übersehen, wenn man heute die Folgen zur Kenntnis zu nehmen hat und zumindest die Nachdenklichen auf die Idee kommen, nach Auswegen zu suchen, denn auf dem Boden dieses Klimas entstand - mit dem Vorreiter des Terrorismus in der Roten Armee Fraktion (RAF) - ein Tabubruch: Gewaltanwendung blieb nicht grundsätzlich weiterhin geächtet, sondern wurde von nun an im Dienst der "Gesellschaftsveränderung" toleriert.

Während auf dem Boden des christlichen Menschenbildes, dem Dekalog, speziell durch das fünfte Gebot Gewalt als böse galt und mit Hilfe von Erziehung und Gesetzgebung einzuschränken versucht wurde, wurde mit Hilfe der "Studentenrevolte" und der einhelligen Beteiligung von Medien und Regierung durch die gesetzliche Aufweichung großen Stils das Tor der Gewalt in unserer Gesellschaft aufgestoßen und ist heute mittlerweile groß wie ein Scheunentor.

Diese Zusammenhänge dürfen auf gar keinen Fall übersehen werden, wenn wir in später Stunde so etwas zustande bekommen wollen wie eine Änderung; denn es handelt sich um einen negativen, zerstörerischen Trend, der von der Vorstellung ausgeht, daß der Mensch von allein in der Lage sei, sich eine gerechtere Welt, vor allem durch Angleichung aller an alle, zu schaffen, wozu (des hehren Zieles wegen!) Gewalt gegen die falschen hierarchischen Strukturen allemal erlaubt, ja nötig sei.

Man beachte bitte diese so wenig einsichtig gewordene Paradoxie: Das Ziel bestand darin, mit Hilfe von Gewalt die - so meinte man - repressive, durch Unterdrückung erzwungene ungerechte Gesellschaft zu beseitigen, um nach einer Phase der Anarchie das Arbeiterparadies der Gleichgemachten antreten zu können.

Jeder gesunde Menschenverstand konnte begreifen, daß das ein hirnrissiges Konzept ist; aber da es sich vom Ansatz her anheischig macht, die Herrschenden auszuschalten und den Benachteiligten zu ihrem Recht zu verhelfen, war und ist dieses Konzept nach wie vor erfolgreich. An seiner Wurzel steht der Neid, das heißt das Problem des Kain, der letztlich allein deshalb seinen Bruder Abel totschlug, weil dieser erfolgreicher war als er. Es ist diese Anfälligkeit für den Neid und die Neigung zum Ungehorsam gegen Gott im Grundwesen des Menschen, die deshalb auch nach der russischen Revolution von 1917 die Bolschewiki 110 Millionen der eigenen Landsleute hinschlachten ließ. Innerhalb von sieben Jahrzehnten wurde der Ostblock auf diese Weise total zerrüttet, und zwar unter nachdrücklicher Vernichtung der alten russischen christlichen Hochkultur.

Dieses muß also als erstes in unser Bewußtsein, wenn wir dann die einzelnen daraus entstehenden psychologischen Maßnahmen und veränderten Haltungen als Folgen dieser verheerenden Großkampagne der Zerstörung und damit der allgemeinen Zunahme von Gewalt benennen wollen.

Diese aus dem veränderten Welt- und Menschenbild abgeleiteten Maßnahmen waren in ihren Auswirkungen deshalb so besonders schwerwiegend, weil auf dem Boden der ideologischen Fehlvorstellung jetzt die menschlichen Entfaltungsbedingungen angetastet und zur Destabilisierung gebracht wurden.

Vom Ende der 60er Jahre ab wurde die intendierte Abschaffung der Familie vor allem dergestalt vorangetrieben, daß man die Kinder so rasch wie möglich von der natürlichen Versorgung durch die Mutter abzulösen suchte, um die Kinder der ach so fortschrittlichen Kollektivierung zu überstellen.

Das schien leicht erreichbar: Die Emanzipation der Frau wurde zu einer Emanzipation der jungen Mütter von ihren kleinen Kindern erweitert, die Erfindung der Flaschennahrung, Einrichtungen von Kinderkrippen, Ganztagskindergärten und Tagesmütterprogramme unterstützten den Trend nachhaltig.

Die Erfahrung von Kinder-Psychotherapeuten über die verheerenden Folgen zu früher Kollektivierung von Kindern wurde achtlos beiseite gefegt. Hier war nämlich längst bekannt, daß unzureichende, nicht liebevolle, nicht opferbereite Betreuung durch die Mütter bei den herangewachsenen Kindern neurotische Verwahrlosung mit den Symptomen Aggressivität, Passivität, Ordnungsfeindlichkeit und Suchtneigung hervorruft. Schon damals, als der familienfeindliche Trend ungehindert dominant wurde, konnte man also eine enorme Zunahme der Gewaltbereitschaft bei den unzureichend betreuten Kindern voraussagen.

Allerdings zeigte sich in den 70er Jahren auch, daß sich die Familie so leicht wie erhofft doch nicht gleich zerrütten ließ; sie erwies sich in erheblichen Restposten als recht resistent; immer noch hielten manche junge Eltern stand und zogen ihre Kinder in eigener Regie und Verantwortung auf, statt sie - wie im Nachbarland DDR zu 80 Prozent - bereits als Säuglinge zu kollektivieren.

Aber deshalb wurde und wird die latente Gewaltbereitschaft der ehemaligen Krippenkinder nach ihrer Einfügung in den freien Westen in der äußeren Freiheit unserer Demokratie nur allzu häufig manifest: als Neonazi-Provokation und Messerstecher-Elend, Ausländerfeindlichkeit und Alkoholsucht. Rund zehn Prozent der 16 Millionen Ostdeutschen sind chronische Alkoholiker, und das bedeutet ebenfalls chronische Gewaltbereitschaft, weil der Alkohol als Enthemmer der latenten Aggressivität wirkt. Das trifft übrigens zum Teil auch auf die anderen stimulierenden Gifte zu, an die man unsere Jugend ungebremst seit 30 Jahren ausliefert. Gewalttaten unter Drogen sind jedenfalls ebenso keine Seltenheit mehr.

Aber noch einmal zurück in den Westen der 70er Jahre: Hier zeigten vier weitere Maßnahmen Hebelwirkung zur Zerstörung der Familie und zur Züchtung von Gewaltbereitschaft.

Als erstes die Devise von der Autonomie des Kindes: Man suggerierte den Eltern, daß ihr Kind sich zu besonders befreiter Selbständigkeit entfalten würde, wenn sie es nur nicht daran hindern würden. Den Kindern Grenzen zu setzen wurde mit ideologischer Vehemenz als dem Kind unbekömmlich gekennzeichnet, und das hatte - der egoistischen Natur des Kindes entsprechend - zur Folge, daß sich unter der immer kleiner werdenden Zahl der Kinder jetzt immer häufi- ger ihre Eltern tyrannisierende Kuckucksvögel entwickelten, besonders bei den auf diese Weise verwöhnten Einzelkindern.

Es setzte im Wohlstands-Deutschland häufig geradezu eine Art Verwöhnungssog ein, der abermals die Gewaltbereitschaft bei den so gehaltenen, aber nicht wirklich erzogenen Kindern verstärkte; denn Kindern, denen vom Kleinkindalter ab keine Grenzen gesetzt werden, beginnen mit ihrem Ur-Egoismus zu wuchern. Je vitaler sie sind, um so mehr versuchen sie, die ebenfalls Ansprüche anmeldenden Nebenmenschen zurückzudrängen, ja zu beherrschen, ferner macht die ungehemmte Ausweitung ihres Ichs diese Kinder unglücklich und damit noch zusätzlich gewaltbereit.

Zweitens: Dieses "Laufenlassen" vom Kleinkindalter ab löst Teufelskreise aus: Die unleidlich werdenden Kinder nerven die Eltern, so daß ihre Bemühung um ein gewähren lassendes Klima in der Kinderstube zusammenbricht und sie nun - gegen den eigenen Willen - auf die Kinder unversehens eindreschen. Aber Gewalt in der Erziehung - das war längst erforscht - erzeugt zwar vielleicht zunächst Anpassung, aber wie eine Zeitbombe vom Jugendalter ab dann ebenfalls vermehrt Gewaltbereitschaft. Mörder haben - so haben USA-Hirnforscher nachgewiesen - nicht selten Schäden im Stirnhirn, die durch Gewalteinwirkung hervorgerufen worden sind. n

Eine zusätzliche Steigerung der Gewaltbereitschaft wurde drittens in den letzten beiden Jahrzehnten durch zwei weitere Folgen dieses Trends zustandegebracht: Zunächst durch die Auflösung der Ehe als einer Institution auf Lebenszeit; Ehescheidung der Eltern beeinträchtigt die seelische Gesundheit der Kinder nachhaltig. 160.000 Kinder werden in unserer Republik pro Jahr zu Scheidungswaisen, und besonders die Jungen nehmen keineswegs selbstverständlich die jeweils neuen Lover der Mutter oder eine neue fremde "Mutter" anstelle der leiblichen an Seiten des Vaters an, ohne nicht mit unbändiger Wut zu antworten, die nicht selten - besonders in "Kreidekreis-Situationen" - als gewalttätiger Rundumschlag der von den Eltern enttäuschten, seelisch verletzten Scheidungswaisen zum Ausbruch kommt.

Und viertens ist es bei der vielfältig verursachten aggressiven Stimmungslage vieler Kinder und Jugendlichen heute verheerend, wenn ihnen durch Filmvormacher eine Kindheit lang Sex and Crime als Ersatzbefriedigung für echte Geborgenheit geradezu angetragen werden. Eine Langzeitstudie der Universität New York hat gerade aufgezeigt, daß eine Gruppe von 700 Kindern, die durch ihre Kindheit hindurch täglich mehr als drei Stunden vor dem TV zubrachten, sich nach 25 Jahren mit einem Prozentsatz von 25 als gewalttätig erwiesen. Der Nachahmungstrieb des Menschen ist bisher bei unausgelesenem Fernsehkonsum der Kinder unterschätzt worden.

Mit Beschämung muß darüber hinaus konstatiert werden, daß mit Hilfe des Marsches durch die Institutionen seit 25 Jahren sozialistisches Gedankengut voll in die Strukturen, die Lehrinhalte und das geistige Klima der Schulen Eingang gefunden hat. Als erstes haben die zur Gleichheit manipulierenden Ideologen in den Kultusministerien den Kindern die Unbekömmlichkeit der Massenschule aufgenötigt. Daß das Kindern nicht gut tut, weiß die Fachwelt bereits. Schließlich hatten uns das schon die Tierverhaltensforscher aufgezeigt: Selbst Herdentiere, deren Bedürfnis nach einem kritischen Abstand nicht beachtet wird, bei denen eine zu große Dichte und Enge besteht, beginnen sich gegenseitig zu zerfleischen. Wieviel mehr muß Unbekömmlichkeit dieser Art dann erst bei der Krone der Schöpfung, dem Menschen, Gewaltbereitschaft erzeugen!

Besonders von Übel aber war es, daß man die Kinder nur allzu häufig perverserweise in der Staatsschule gegen den Staat, gegen die Eltern, ja gelegentlich sogar gegen die Lehrer aufgehetzt, ihnen bewußt eine Erziehung zum Ungehorsam aufgenötigt hat und ihnen keine christliche Orientierung mehr vermittelte. Der Religionsunterricht verkam mehr oder weniger zu einer Art Bauchladen mit beliebigen Angeboten. "Wenn die Eltern um die Ecke glotzen, mußt du ihnen in die Fresse rotzen", war darum ebenso konsequenter- wie skandalöserweise in einem niedersächsischen Schulbuch zu lesen.

Es darf in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, daß die Zunahme der Vergewaltigungen nicht nur von Frauen, sondern schrecklicherweise sogar von Kindern, daß das pädophile Kinderschändertum ebenfalls auf dem Boden dieses falschen Menschenbildes entstand; denn da von den Ideologen die Biologie des Menschen (und das heißt christlich ausgedrückt: die von Gott vorgegebene Grundbasis) grundsätzlich geleugnet wurde, mußte auch geleugnet werden, daß es einen angeborenen Geschlechtstrieb gibt, der bis zur Geschlechtsreife latent ist. Kluge Pädagogik beläßt diesen Großtrieb des Erwachsenenalterns in der Kindheit tunlichst in der Latenz, um Fehlentwicklungen zu vermeiden. Ab 1969 aber stand die "Befreiung zur Sexualität", d. h. ihre Aktivierung vom Kleinkindalter ab, auf dem Plan. Damit begann - meist ungesühnt, weil als Trend gebilligt - eine Ära des sexuellen Mißbrauchs an Kindern. Diese sind mittlerweile erwachsen und haben - als Folge ihres Sexualopferschicksals als Kind - häufig schwere Sexualstörungen, oft deshalb auch sadistische Neigungen und den perversen Drang, ihn an Kindern zu befriedigen, so wie es ihnen einst als Kind geschah.

Auf diese Weise ist eine neue abscheuliche Art von Gewaltverbrechen entstanden, daß Kinder mißbraucht und gefilmt werden und daß man daraus eine Internet- und Video-Kinderporno-Industrie entwickelt hat. 40.000 Abnehmer für solche Videos gibt es nach Schätzung in Deutschland. Läßt es sich fassen, daß es Menschen gibt, die sich auf diese verabscheuenswürdige Weise Vergnügen verschaffen? Und das setzt weitere Teufelskreise in Gang: Latente Sadisten und Kinderschänder werden so zur Nachahmung des Geschehens angeregt. Daß solche entführten Kinder dann "entsorgt" (und d. h. à la Dutroux getötet) werden, wie ein deutscher "Anbieter" sogar im Internet wissen ließ, gehört für mich zu den fürchterlichsten, unausdenkbaren Abscheulichkeiten unserer Zeit.

Was läßt sich tun? Läßt sich überhaupt noch etwas tun? Vom "Point of no Return" sind wir jedenfalls gewiß nicht mehr weit entfernt. Eins ist gewiß: Ein Durchbruch ist weder von dieser Regierung noch von den elektronischen Medien zu erwarten. Der Umbruch kann allenfalls von der bedrängten, immer mehr als Opfer und Täter in Not geratenen und bedrohten Bevölkerung, vor allem von den noch gesunden, besorgt wachen Familien ausgehen. Und das ist ohne eine religiöse Orientierung nicht möglich. Es gilt zu lernen, daß der Mensch verkommt, wenn er meint, er könne sein Leben nach der eigenen Maßgabe einrichten. Er braucht vielmehr die Erkenntnis, daß sein Leben ein Ziel hat: sich der Mitmenschlichkeit, der Liebe zu verschreiben, weil unser Gott, der Gott der Liebe, der allmächtige Schöpfer aller Dinge ist.

Deshalb hat der Mensch nur dann Aussicht, sich innerhalb seines individuellen Werdeganges zum Menschen zu entfalten, wenn er an seinem Lebensanfang opferbereite, persönliche haftende Liebe erfährt, wenn während seines Heranwachsens die ihm von Gott mitgegebenen Vorgaben beachtet werden und darauf aufgebaut wird.

Das heißt: Nur mit Hilfe solcher klar orientierter Erwachsener, die sich nach dem christlichen Menschenbild ausrichten, besteht Aussicht, daß die Kinder nicht zu verwilderten Ungeheuern, sondern zu friedfertigen Menschen werden, die auch so etwas wie eine staatspolitische Bürgerverantwortung kennen.

Wenn wir das erst einmal zu unseren Ziel ernennen würden, ließe sich vieles ändern. Es würden z. B. Maßnahmen für wichtig, ja für existentiell notwendig erachtet werden, die den Müttern die Möglichkeit gibt, bei ihren Kindern zu bleiben, solange sie hilflos sind.

Es wäre ein besonderer, auch rechtlich unterstützender Schutz des Staates für die Familie angezeigt, damit auch der Vater seine erzieherisch wichtige Aufgabe verwirklichen könnte.

Es müßte ein total neuer, veränderter Geist in die Schulen einkehren, der die Kinder zur überpersönlichen Verantwortung auch für den Staat, in dem sie leben, erzieht und ihnen christliche Orientierung vermittelt; denn immer noch hat der Humorist Wilhelm Busch mit seinem schönen apodiktischen Satz recht: "Tugend will ermuntert sein, Bosheit kann man schon allein". Deshalb ist väterliche und schulische Autorität bei der Erziehung von Kindern unumgänglich und auch eine Gewähr dafür, daß sie glücklich und weniger gewaltbereit werden; denn der Mensch ist nicht von Anfang an gut oder ein leeres Blatt, wie die Ideologen behaupten, sondern ein Wildling in gefallener Schöpfung. Und es ist die Aufgabe der Erzieher, die Kinder zu kultivieren und ihnen ein überpersönliches Verantwortungsbewußtsein zu vermitteln.

Nur also mit der Einsicht in die Unabdingbarkeit einer realistischen Weltsicht könnten dann auch die elektronischen Medien unter einen verantwortlichen Geist gestellt werden, statt weiter dem Hochmut zu frönen, daß der Mensch einfach alles unbeschadet verträgt, was man ihm anbietet. Wenn wir alle mithelfen würden, wenn wir in diesem Geist rufen würden: "Wir sind das Volk!" - wie schnell würden dann auch die Parteien, die so sehr darauf bedacht sein müssen, ihr Mäntelchen nach dem Wind zu hängen, vernünftig werden! Würden wir nur unser Christentum neu als die gelebte Wahrheit, als die einzige Hoffnung auf Zukunft laut und mehrheitlich artikulieren. Denn die Prämissen des Christentums stimmen mit den Forschungsergebnissen seriöser Wissenschaft überein. Und Orientierung am christlichen Glauben bewährt sich im Alltag des Zusammenlebens. Vor dem Untergang in Gewalt und seelischer Schwäche kann deshalb allein eine christliche Kulturrevolution bewahren.