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11.05.02 / Polen: Alte Ängste / Landesweite Volkszählung am 20. Mai

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 11. Mai 2002


Polen: Alte Ängste / Landesweite Volkszählung am 20. Mai

Für den 20. Mai ist eine "nationale Volks- und Wohnungszählung" in der Republik Polen geplant, die das Statistische Landesamt durchführt.

Die von der politischen Führung noch abschließend zu genehmigenden Fragebögen sind sehr umfangreich und unübersichtlich. Sie behandeln Aspekte wie den Wohnsitz (ständig oder zeitweilig), das Geburtsland, die Staatsangehörigkeit und - davon unabhängig - die Nationalität sowie die Mutter- bzw. Zweitsprache.

Aus Sicht der deutschen Volksgruppe besteht die Gefahr, daß nicht alle ihre Angehörigen die ausführlichen Fragen richtig verstehen und beantworten. Zudem haben noch heute zahlreiche Deutsche in den Oder-Neiße-Gebieten Angst vor Benachteiligungen.

Denn noch liegt es gar nicht so lange zurück, daß sie wegen ihres Bekenntnisses zum Deutschtum erheblichen Repressionen ausgesetzt waren. Hunderttau-

sende erinnern sich an Verfolgungsmaßnahmen bei Stellung eines Ausreiseantrages oder bei Versuchen, deutsche Vereinigungen zu gründen bzw. Informationen über die Deutschen zu veröffentlichen.

Die heute noch geltenden Bierut-Dekrete über "den Ausschluß feindlicher Elemente aus der polnischen Volksgemeinschaft", die Einweisungen in Internierungslager zur Zwangsarbeit auf unbestimmte Zeit, die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte und die entschädigungslosen Enteignungen sind unvergessen.

Überdies dürften die Konsequenzen, die sich bei der Volkszählung aus einem Verschweigen der deutschen Identität ergeben kön-

nen, einem großen Teil der Minderheit nicht bewußt sein.

Sollte nämlich festgestellt werden, daß sich nach Auswertung der Listen nicht annähernd so viele Deutsche in Schlesien, Ostbrandenburg, Pommern, Ost- und Westpreußen befinden wie bisher behauptet, werden die Zugeständnisse Warschaus an diese Volksgruppe noch zögerlicher erfolgen und die materielle Förderung seitens der Bundesrepublik wird noch stärker zurückgeschraubt werden.

Schon in den letzten Jahren war eine Verlagerung der Gelder in Richtung (bundes)deutsch-polnische Begegnung auszumachen. Und da ist für Minderheiten kein Raum. (AGMO)