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11.05.02 / Leserbriefe

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 11. Mai 2002


Leserbriefe

Von überfüllten Zügen und Pilzsammlern

Betr.: Folge 14 - "Abenteuer auf Schienen"

Mit großem Interesse las ich den Artikel. Bei meinem ersten Ostpreußenbesuch im September 1994 machten mein Schwager und ich ebenfalls eine Reise nach Tilsit. Im Königsberger Bahnhof lösten wir für umgerechnet 3 DM pro Person eine Hin- und Rückfahrkarte. Während wir auf der Hinreise nur wenig Bemerkenswertes erlebten, wurde die Rückreise allein schon durch den starken Zuspruch vieler Fahrgäste interessanter. In einem der Abteile fanden wir schnell einen guten Platz. Mit zunehmender Fahrtdauer wurde der Zug immer voller. So nutzten auch einige Fahrgäste die oberhalb der Sitzplätze angebrachten Klappliegen für ein Schläfchen. Immer wieder stiegen Pilzsammler mit vollen Körben und Rucksäcken zu.

Uns gegenüber und nebenan saßen mehrere Frauen und Männer mit diversen Behältern voller Pilze. Einer der Männer führte mit seinen Begleitern ein angeregtes Gespräch. Dabei ging es hauptsächlich um die Pilzsuche. Eine der Frauen hatte in ihrem Korb ihr unbekannte Pilze und fragte den selbsternannten Pilzexperten um Rat, der kurzentschlossen ein Stück des auch ihm Unbekannten abbiß, schmeckte und dann nickte. Daß dieser Pilz tatsächlich gut war, fand in Königsberg seine Bestätigung, da der Pilzschmecker nach drei Stunden Fahrt noch immer bester Laune und Gesundheit war. 

Horst Baltruschat, Warendorf

 

 

Schlachtfeld wiedererkannt

Betr.: Folge 9 - "Ein Wiedersehen nach 70 Jahren"

Bei dem Durchlesen Ihres Artikels, wo ein Nachkomme nach 70 Jahren das Grab des gefallenen Vaters in Litauen wiedergefunden hat, stachen mir sofort das Datum und der Ort Schaulen ins Auge. Ich schaute sofort im Wehrpaß meines Vaters nach und stellte fest, daß er genau zu dieser Zeit an der bewußten Schlacht teilgenommen hat.

Mein Vater hatte sich als 17jähriger schon 1914 freiwillig zum schlesischen Jäger-Bataillon Nr. 5 gemeldet. Es war 1914 bei der allgemeinen Kriegsbegeisterung schwierig, gleich angenommen zu werden. Man ließ die Leute mit einem Gewehr auf eine Zielscheibe schießen, was für ungeübte Zivilisten schwierig war. Mein Vater, Förstersohn und Forstlehrling, hatte keine Schwierigkeiten mit dem Umgang der Waffe und erschoß sich so seine Kriegsteilnahme.

Mein Vater hatte das große Glück, trotz Teilnahme an zwei Weltkriegen zu überleben. Beruflich leitete er bis zum Zweiten Weltkrieg die Försterei Schlo-chau / Grenzmark Posen / Westpreußen und nach 1945 die Försterei Langenberg bei Leck.

Horst Liepelt, Schenefeld

 

 

Lage verkannt

Betr.: Folge 13 - "Kontinuität"

In den Gedanken zur Zeit zeigt Wilfried Böhm seine Besorgnis um die bundesdeutsche Entwick-lung seit der Vereinigung und einen Rückblick auf die nunmehr bewältigte Vergangenheit auf. Stetig lesen wir über vergangene Ereignisse nach, die seinerzeit von unseren Politikergrößen völlig verkannt wurden, aber dennoch im nachhinein so pharisäisch nachvollzogen werden. Es ist sinnvoll, dies der nachfolgenden Generation zu vermitteln, letztlich um die Probleme in unserer desolaten Wirtschaftspolitik und bizarren Lage der Nation aufzuzeigen. 

Wolfram W. Kertz, Lohmar

 

 

Informationen zum Gustloff-Unglück

Betr.: Folge 14 - "Ist es möglich?"

Günter Grass glaubt, daß er mit seinem Werk "Im Krebsgang" eine Lawine der Erinnerung losgetreten hätte, weil niemand in der vergangenen Zeit seit 1945 etwas von der Tragödie der Flucht, insbesondere vom Untergang der "Gustloff" wissen wollte. Diese Annahme ist absolut falsch, denn jeder, der lesen und sich über Flucht und Vertreibung unterrichten wollte, hatte reichlich Gelegenheit dazu, wie das nachfolgende Verzeichnis meiner Handbibliothek zeigt, das höchstwahrscheinlich noch beträchtlich erweitert werden könnte: "Die große Flucht" von J. Thorwald, "Schiffsschicksale Ostsee 1945" von W. Müller, "Flucht und Vertreibung" von F. Grube und G. Richter, "Unternehmen Rettung" von F. Brustat-Naval, "Flucht übers Meer" von C. Becker, "Hafen der Hoffnung" von A. Noffke, "Goya - Rettung über See" von K. Gerdau, "Ubena - Rettung über See" von K. Gerdau und "Die Gustloff-Katastrophe" von H. Schön.

Schon diese kleine Auswahl beweist, daß sich Günter Grass, vorausgesetzt er ist nicht leseschwach (Pisa) und er wäre an der Sache interessiert gewesen, allgemein und speziell über die Rettung über See hätte orientieren können.

Dr. Hans-Joachim Maurer, Bodolz