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18.05.02 / Das Geheimnis der Pfingstzeit

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 18. Mai 2002


Das Geheimnis der Pfingstzeit
von Günter Schiwy

Pfingsten! Welche Empfindungen löst dieses Wort in uns aus, die wir im Konfirmandenunterricht gelernt haben: Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche. Zunächst einmal erinnert Pfingsten mich, der ich in der masurisch-ländlichen Gegend groß geworden bin, an strahlenden Sonnenschein und grünende Birken, an Tausende von leuchtenden Blumen, also an das Wiedererwachen der Natur und den Beginn der Weidezeit. Doch Pfingsten hat auch eine religiöse Seite, ein Geheimnis, das als solches begangen werden will. Pfingsten wird nämlich 50 Tage nach Ostern gefeiert. Deshalb wird es auch als das "Fest des 50. Tages" bezeichnet. In den abendländischen Religionen wird Pfingsten als das Fest der Sendung des Heiligen Geistes verstanden, also als ein "Geistesfrühling". Pfingsten war ursprünglich nach christlichem Verständnis als Abschluß des Osterfestes angesehen worden. Doch im Laufe der Zeit hat es sich als das "Fest des Heiligen Geistes" entwickelt, eben als der Geburtstag der Kirche, als der Missionsbeginn, so wie wir es im Konfirmandenunterricht gelernt haben. Doch viele unserer Mitmenschen wissen mit dem geschichtlichen Hintergrund des Pfingstfestes nichts anzufangen. Sie sagen: "Laß mich bitte damit in Ruhe!" Sie wissen mit dem Begriff "Heiliger Geist" nicht umzugehen. Heiliger Geist ist der Geist der Wahrheit, der Geist des Lebens und nicht der Lüge, die uns von allen Seiten umgibt.

Pfingsten fällt in der Regel in die beginnende Sommerzeit. Das Fest entstammt wahrscheinlich heidnischen Fruchtbarkeitskulten. Darauf deuten einmal die Bräuche des Pfingstbaumes auf der Pfingstwiese hin, aber auch der Viehaustrieb auf die Weiden sowie die religiösen Flurbegehungen und Flurausritte in den ländlichen Gegenden. Doch auch das Schmücken der Kirche, Höfe, Häuser, Ställe, Tore und Wirtshäuser mit Pfingstmaien (Birkengrün) sowie das Herabfliegen einer Taube aus den kirchlichen Himmelsgewölben lassen auf vorchristliche Riten schließen.

Das Pfingstfest erinnert uns an die Geburtsstunde der Kirche und damit an die Auferstehung Jesu Christi und sein neues Leben, also an die Sendung des Heiligen Geistes. Damit verbindet Pfingsten die Hoffnung, daß der Geist des Schöpfers die Menschen erreichen möge. Dabei sollen sie in ihrem Begehren die christlichen Grenzen einhalten, die ihnen Gott gesetzt hat. Es wird ihnen die Freiheit zugestanden, die sie brauchen, um nach Gottes Willen Mensch zu sein und zu bleiben. Das ist das eigentliche Geheimnis der Pfingstzeit.