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18.05.02 / Zum Geburtstag des Pour le mérite-Trägers Carl Thom

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 18. Mai 2002


Vom Arbeiter zum Offizier
Zum Geburtstag des Pour le mérite-Trägers Carl Thom

Carl Thom wurde am 18. Mai 1893 in Neudeck, dem Stammsitz derer von Hindenburg, als Sohn eines Landarbeiters geboren. Sein Vater wurde Helfer bei einem Bauern dicht bei dem Städtchen Freystadt, wohin der Knabe täglich zur Schule ging. Es war eine harte Zeit für Eltern und Kinder, denn der Tagelohn des Landarbeiters reichte nicht hin noch her und auch der Nachwuchs mußte von jung auf mithelfen, damit die nötigsten Bedürfnisse der Familie befriedigt werden konnten. Der Junge verließ die Volksschule und wurde "selbständig", das heißt, er wurde bei einem Bauern Landarbeiter.

Sein Wunsch war es, Soldat zu werden. Im Jahre 1911 diente er bei den Stolper Husaren mit Begeisterung. Als 1913 neue Reiterregimenter aufgestellt wurden, kam er zum Jägerregiment zu Pferde Nr. 10 nach Angerburg, von hier aus ging es in den Ersten Weltkrieg. Im November 1914 erhielt Carl Thom für bewiesene Tapferkeit das Eiserne Kreuz, wenig später wurde er verwundet und hegte den Wunsch, der neuen jungen Waffengattung, den Fliegern, anzuge- hören. Am 13. Juli 1915 kam der wagemutige, tollkühne Unteroffizier zur Fliegerausbildung, die noch in jenem Sommer des Jahres 1915 beendet wurde. Er wurde der Artillerie-Fliegerabteilung im Vogesengebiet zugeteilt und hatte hier Aufklärungsflüge und Bombenabwürfe auf die französischen Befestigungen auszuführen. Ein schwerer Absturz zwang ihn im Mai des Jahres 1916 zum Lazarettaufenthalt, von wo er, halb geheilt, wieder an die Front floh. Er fügte dem Gegner auf einem Feindflug nach Epinal starke Verluste zu und mußte auf dem Rückflug auf einem Flughafen notlanden, wobei er schwer verwundet wurde. Im Spätsommer 1916 wurde Carl Thom als Vizefeldwebel zur Feldfliegerei versetzt und kam an den rumänischen Kriegsschauplatz. Hier geriet er in Gefangenschaft, die jedoch nur zehn Tage dauerte und aus der er durch eine abenteuerliche Flucht wieder die Freiheit erlangte.

Im Sommer 1917 wurde Carl Thom zur Jagdstaffel 21 des Oberleutnant Schleich nach Verdun versetzt. Im selben Monat gelang es ihm, zwölf gegnerische Maschinen abzuschießen. Diese Tat wurde namentlich im Heeresbericht genannt. An einem weiteren Tag schoß er erneut drei Flugzeuge ab. Am 11. Oktober 1917 erhielt Carl Thom das Goldene Militär-Verdienstkreuz, und am 10. November wurde er zum Offiziersstellvertreter befördert. Im De- zember lag er erneut im Lazarett, aber nach vier Wochen war er mit schlecht verheilter Beinwunde wieder im Kampf, mußte aber nach kurzer Zeit wieder ins Lazarett, weil sich durch das nicht geschonte Bein eine Blutvergiftung gebildet hatte. Man wollte das Bein amputieren, aber die Ärzte kamen nicht dazu, denn der tollkühne Flieger war schon nach wenigen Tagen an die Front geflohen.

Im Sommer 1918 erhielt er neue schwere Verwundungen. Er erhielt das selten verliehene Kreuz der Inhaber des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern und wurde zum Leutnant befördert - eine für die damalige nicht vorurteilsfreie Zeit hohe Auszeichnung für einen Landarbeiter. Am 6. November 1918 errang er seinen 28. Luftsieg und wurde mit dem Pour le mérite geehrt. Bei Kriegsende sollte er seine Maschine schmachvoll ausliefern. Diesem Befehl widersetzte er sich, indem er aus großer Höhe einen Sturzflug vollzog. Aus den Trümmern der Maschine konnte er lebend geborgen werden und schwebte lange zwischen Tod und Leben. Er bezwang mit großer Willenskraft die Verwundungen, und es gelang ihm, Dienst im Grenzschutz auszuüben.

Danach widmete sich Carl Thom der beruflichen Entwicklung, erlernte als Eleve die praktische Landwirtschaft und wurde Gutsverwalter in Pommern und Ostpreußen. 1934 zog Carl Thom nach Insterburg, um Landesleiter der Gemeinnützigen Kriegersiedlung zu werden. Von Königsberg aus organisierte er als Amtsleiter der Kriegsopferversorgung die Hilfe für Kameraden und deren Hinterbliebenen.

Seine Spur verliert sich in den Wirren der Flucht und Vertreibung 1945. Gerhard Fischer

Der Autor ist der Verfasser der vorletztes Jahr im Rostocker Wage-Verlag erschienenen Sammelbiographie "Ostpreußische Frauen und Männer im Dienste der Landwirtschaft".