25.04.2024

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15.06.02 / "Pietas Prussia"

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 15. Juni 2002


"Pietas Prussia"
Umfangreiche Dokumentation über das Zusammenspiel von Politik und Frömmigkeit in Preußen

Die Tatsache, daß Politik und Frömmigkeit in der Geschichte Preußens von Anfang an aufs engste miteinander verflochten waren, soll in der aktuellen Ausstellung des Oberschlesischen Landesmuseums in Ratingen-Hösel belegt werden. Unter dem Titel "Pietas Prussica" präsentieren die Johannes a Lasco Bibliothek Emden und das Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Oldenburg, eine umfangreiche Dokumentation der historischen Epoche von 1525 bis 1701.

In der Ausstellung werden bedeutende Etappen anhand von seltenen Exponaten, Publikationen und Dokumenten veranschaulicht. Briefe, Ansiedlungs-erlasse, Edikte, Katechismen, Psalter und liturgische Geräte sowie Schraubenmedaillons und Porträts vermitteln einen Überblick über die Verbindung von Politik und Frömmigkeit in Preußen.

So gehören etwa eine Faksimileausgabe der berühmten "Schedelschen Weltchronik" (1493), die Preußen-Karte bei Sebastian Münster (1578) oder die preußische Kirchenordnung von 1558 zu jenen Ausstellungsstücken, die frühe Darstellungen Preußens in Erinnerung bringen.

In einer Vitrine ist die 24,8 Zentimeter hohe, in Silber gegossene Abendmahlskanne der reformierten Burgkirchen-Gemeinde in Königsberg ausgestellt, die 1704 in Königsberg gefertigt wurde. Auch das kostbare Abendmahlsgerät der französisch-reformierten Gemeinde in Königsberg - bestehend aus einer Kanne und zwei Kelchen - belegt die frühen Tätigkeiten der reformierten Gemeinde.

Hervorzuheben sind ferner vier Elfenbeinreliefs, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Ostpreußen gefertigt wurden. Die Themenwahl der Täfelchen, die als Fotografien vom Ostpreußischen Landesmuseum Lüneburg zur Verfügung gestellt wurden, läßt auf eine katholische Bildtradition schließen. Ebenfalls aus der Lüneburger Einrichtung stammt ein Exemplar des sehr seltenen Druckes der Wallfahrt zur "Heiligen Linde" (1698).

Eine Reihe von Ölgemälden zeigt Persönlichkeiten wie Johannes Calvin, Philipp Melanchthon, Justus Lispius, Kaiser Karl V. und Martin Luther.

Schriften, Druckwerke und Medaillen hielten das bedeutende Ereignis der "Preußischen Krönung" von 1701 in Königsberg fest, was auch schwerpunktmäßig in der Ausstellung betont wird. Zu sehen sind unter anderem ein Prachtband zur Krönung Friedrichs III. mit detaillierter Beschreibung der Feierlichkeiten und eine Silber-Medaille, die der Breslauer Medailleur und Stempelschneider Johann Kittel geschaffen hat.

Die Dokumentarschau belegt ferner, daß sich neben den großen christlichen Konfessionen im Laufe der Jahrhunderte auch mennonitische Siedler, Anhänger antitrinitarischer Lehren sowie eine wachsende jüdische Bevölkerungsgruppe in Ostpreußen niederließen. Das Nebeneinander von konfessionellem Engagement und religiöser Toleranz, machtpolitischer Pragmatik und wirtschaftlichem Kalkül prägten über Jahrhunderte die politische Frömmigkeit Preußens.

Zu den ausstellungsbegleitenden Veranstaltungen im Oberschlesischen Landesmuseum gehört der Vortrag am 16. Juni dieses Jahres, der von Dr. Henning Jürgens von der Johannes a Lasco Bibliothek Emden geboten wird. Dieter Göllner

Die Ausstellung ist bis zum 30. Juni zu besichtigen.