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22.06.02 / Heimatkreise: Zum Wohle der Landsleute

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 22. Juni 2002


Heimatkreise: Zum Wohle der Landsleute
Sicherung, Bewahrung und Förderung der ostpreußischen Kultur

Die Heimatkreisgemeinschaften bilden neben den Landesgruppen eine der beiden tragenden Säulen der Landsmannschaft Ostpreußen. Sie fassen die in der Bundesrepublik Deutschland und im Ausland lebenden Landsleute nach ihren ehemaligen Wohnorten zusammen, bewahren den Zusammenhalt der Mitglieder mit Hilfe des Heimatbriefes und von Heimattreffen und vermitteln ihnen durch die Erhaltung der bisherigen nachbarschaftlichen und kommunalen Beziehungen ein Stück Heimat.

Nur mit Hilfe der ostpreußischen Heimatkreisgemeinschaften und der von ihnen geführten Heimatkarteien waren in den ersten Jahren nach dem Krieg ein erfolgreicher Suchdienst, die Aufstellung und Veröffentlichung kompletter Seelenlisten sowie eine Zusam-menführung der Familien möglich. Durch die Mitarbeit von zahllosen ehrenamtlichen Helfern konnte bei der Schadensfeststellung im Rahmen des Lastenausgleichs eine einwandfreie Bewertung und Feststellung der Schäden erfolgen. Nur die Heimatkreisgemeinschaften waren und sind als einzige Institutionen dazu in der Lage, entsprechende Auskünfte über frühere Arbeitsverhältnisse und bestehende Versorgungsansprüche zu erteilen. Auch heute noch erreicht die Heimatkreisgemeinschaften jährlich eine beträchtliche Anzahl von Anfragen sowohl von Behörden als auch von Verbänden und Privatpersonen. Sie sind somit unter anderem eine wertvolle und nicht zu entbehrende Hilfe und Unterstützung für staatliche Stellen und Rentenanstalten geworden und leisten Hilfestellung für ihre Mitglieder in allen Fragen, die mit der Vertreibung zusammenhängen.

Eine weitere Aufgabe der Heimatkreisgemeinschaften besteht in der Sicherung und in der Weiterentwicklung des Kulturerbes des jeweiligen Heimatkreises. Als besonders wichtige Einrichtungen haben sich die Heimatstuben und Heimatmuseen im Patenkreis und/oder im Heimatkreis erwiesen, die zum Teil unersetzliches ostpreußisches Kulturgut, das aus der allgemeinen Zerstörung gerettet werden konnte, aufnahmen. Die Geschichte der einzelnen ostpreußischen Kreise, Städte und Gemeinden wird in Chroniken, Kreisbüchern und Bildbänden der Nachwelt überliefert. Das schriftliche Material aus den Heimatkreisen ist in Archiven gelagert und kann zumeist von der Öffentlichkeit genutzt werden.

In den Jahren nach dem II. Weltkrieg haben Hunderte von westdeutschen Städten und Kreisen Patenschaften für die in den ostdeutschen Heimatkreisgemeinschaften organisierten Vertriebenen übernommen. Sie knüpften damit teilweise an ältere Patenschaften für Städte und Kreise aus der Zeit des I. Weltkrieges an. Die Patenschaften verstehen sich als Akte der Solidarität zwischen den Angehörigen des deutschen Volkes. In den fünfziger Jahren hatten alle Kreise Ostpreußens in der Bundesrepublik Deutschland eine Patenschaft gefunden. Die Patenschaftsträger haben vielfach Patenschaftsbüros als Verbindungsstellen zu den Repräsentanten und der Verwaltung der Patengemeinde und den örtlichen Einrichtungen zur Verfügung gestellt. Veranstaltungen und Maßnahmen der Heimatvertriebenen werden zum Teil mit kommunalen Haushaltsmitteln unterstützt, Kultureinrichtungen der ostpreußischen Heimatkreisgemeinschaften erhalten materielle Zuwendungen.

Die ostpreußischen Patenschaften haben bis heute nichts von ihrer Bedeutung verloren. Die Hilfe für die Pflege ostpreußischer Kulturwerte, die Sicherung der kulturellen Betreuung der Heimatvertriebenen in der Bun-desrepublik Deutschland sowie die materielle Hilfe für das Heimatgebiet, die durch die Patenschaftsträger erfolgt, sind auch in Zukunft unverzichtbar.

Seit der Beendigung des Kalten Krieges und der Öffnung der Grenzen pflegen die Heimatkreisgemeinschaften den Kontakt zur Heimat Ostpreußen durch kulturelle und humanitäre Unterstützung der dort verbliebenen Landsleute. Ziel ist die Sicherung, Bewahrung und Förderung der deutschen Volksgruppe im jeweiligen Heimatkreis. Mit Hilfstransporten werden unter anderem Bekleidung, Medikamente und ärztliche Gerätschaften in die Heimat gebracht. Eine Reihe von Heimatkreisgemeinschaften unterstützt die Sozialstationen, die in den letzten Jahren in zahlreichen ostpreußischen Kreisen eingerichtet worden sind. Das Motto jeglicher Unterstützung lautet: Hilfe zur Selbsthilfe. Die Heimatkreisgemeinschaften praktizieren mit den polnischen, russischen und litauischen kommunalen Vertretern kulturelle und kulturhistorische Zusammenarbeit sowie Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Denkmalspflege.

Die Beziehungen zu den jeweiligen polnischen, russischen und litauischen Administrationen sind heute so gut, daß eine ganze Reihe von regulären Partnerschaftsverträgen, wie sie üblicherweise zwischen Städten in verschiedenen Ländern geschlossen werden, auch zwischen ostpreußischen Heimatkreisgemeinschaften und den entsprechenden polnischen und russischen Gebietskörperschaften vereinbart worden ist. So hat die Kreisgemeinschaft Pr. Holland mit der polnischen Administration der Stadt Pr. Holland am 10. Juni 1998 den ersten Vertrag dieser Art im Rahmen eines feierlichen Festaktes abgeschlossen. 14 weitere ostpreußische Heimatkreisgemeinschaften haben seitdem vergleichbare Vereinbarungen ratifiziert. Das deutsche Bekenntnis zur alten Heimat wird von polnischer, russischer und litauischer Seite in der Regel sehr konstruktiv aufgenommen.

Die Landsmannschaft Ostpreußen führt seit dem Jahr 2000 einmal im Jahr einen Kommunalpolitischen Kongreß für die Heimatkreisvertreter aus den Oder-Neiße-Gebieten und die polnischen Oberbürgermeister, Bürgermeister und Landräte aus Ost- und Westpreußen, Schlesien, Pommern und Ostbrandenburg mit großem Erfolg durch. Diese Veranstaltungen sind ein sichtbarer Beweis für die vertrauensvolle und zukunftsweisende Zusammenarbeit zwischen den deutschen Heimatvertriebenen und den Menschen, die heute in den historischen ostdeutschen Heimatgebieten leben. P. W.