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06.07.02 / Sitzengeblieben

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 06. Juli 2002


Michels Stammtisch:
Sitzengeblieben

"Vater versetzt, Kinder sitzengeblieben." Diese sarkastische Bemerkung über den bundesrepublikanischen Kulturföderalismus machte wieder einmal die Runde am Stammtisch im Deutschen Haus. Unter der Tarnbezeichnung "Wettbewerb der Bundesländer" würden die 16 Kultusminister die heilige Kuh ihrer Zuständigkeiten anbeten, hieß es. Dieser sogenannte "Wettbewerb" habe schließlich dazu geführt, daß erst die internationale Pisa-Studie offenkundig machen mußte, wie miserabel die Bildungschancen der Jugend in Deutschland seien, hieß es am Stammtisch.

Von sich aus hätten die in den 16 Schrebergärten Verantwortlichen diesen Zustand wahrscheinlich immer noch nicht bemerkt. Auch der Herr Bundeskanzler habe in seinen vier Jahren im Kanzleramt und den acht Jahren in der niedersächsischen Staatskanzlei die nationale Bildungskatastrophe glatt übersehen. Wenn Gerhard Schröder jetzt schreibe: "Wir müssen die deutschen Schulen retten und nicht die Kultusminister", und: "Die Kultusministerkonferenz hat sich ihr Zeugnis abgeholt: ihre Gesamtleistungen sind schlecht. Versetzung ausgeschlossen", dann habe er zwar recht, doch 90 Tage vor der Bundestagswahl komme diese Einsicht zu spät. Der Stammtisch meinte nur: "Nachtigall, ick hör' Dir trapsen", und stellte fest, er könne darum Schröder in die nächste Legislaturperiode nicht versetzen.

Zu des Kanzlerkandidaten Edmund Stoibers Aussage, er wolle an der Länder-Zuständigkeit bei der Bildung "nicht grundsätzlich etwas ändern", und zu seiner Absicht, der Kultusminister-Konferenz "eine letzte Chance zu geben, meinte der Stammtisch, damit könne sich Stoiber selbst einer Chance berauben.