29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
06.07.02 / Der Plumpsack geht rum

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 06. Juli 2002


Der Plumpsack geht rum
Die schönsten Spiele aus Großmutters Zeit der Vergessenheit entrissen

Wie war das jetzt mit der Dickmadam in der Schwäbschen Eisenbahn? Lachte sie, weil die Eisenbahn krachte? Oder krachte diese, weil die dicke Madam lachte? Und der Bibabutzemann, der stets fröhlich im Kreis herumtanzte? Was trug er noch? Ein Säckchen? Oder war das der Plumpsack? Aber nein ... Mit den Jahren spielt einem die Erinnerung immer wieder Streiche, und doch tauchen unvermutet Bilder aus der Kindheit auf, sieht man Kinder heute spielen. Was war das doch für ein Fest, wenn Mutter erlaubte, "auf der Straße" zu spielen. Damals kein Problem, war doch der Straßenverkehr weitaus weniger beängstigend als heute.

Auf der Straße war es allemal spannender als im eigenen Garten, und außerdem waren da auch die anderen Kinder. Mit denen konnte man so Abenteuerliches spielen wie "Mutter, Mutter wie weit darf ich reisen?" oder auch "Der Plumpsack geht rum", natürlich auch Verstecken oder Räuber und Gendarm, später dann Winnetou und Old Shatterhand - mit "echter" Kriegsbemalung aus Wasserfarbe, die, wenn sie trocknete, entsetzlich juckte.

Und dann erst die Kindergeburtstage! Unvergessene Spiele wie Topfschlagen oder Kringelbeißen. Das traditionelle Eierlaufen wurde meist mit Kartoffeln veranstaltet, da diese dem stürmischen Spurt eher gewachsen waren. Friedlicher ging's zu bei dem Mädchenspiel "Ringlein, Ringlein, du mußt wandern". Geradezu hektisch wurde es dann, wenn es hieß, eine fest mit Zeitungspapier und Bindfaden verpackte Tafel Schokolade zu öffnen. An die süße Köstlichkeit kam man aber nur heran, wenn man es schaffte, vorher Mütze und Handschuhe anzuziehen und dann mit Messer und Gabel dem Umgetüm zu Leibe zu rücken. Das durfte man jedoch erst, wenn man eine 6 gewürfelt hatte. Mühte man sich ab, waren die anderen dabei, schon wieder fleißig zu würfeln, um bei einer 6 dem Spieler die Mütze vom Kopf zu reißen. Kein Wunder, wenn nach dem Spiel die Ohren heiß und die Wangen rot wurden!

Vieles hat sich tief in das Gedächtnis eingegraben, anderes wieder ist nur noch verschwommen erhalten, so daß es großes Vergnügen bereitet, in dem Buch Die schönsten Spiele aus Großmutters Zeit (Herder Verlag, Freiburg. Zahlr. Illustrationen, brosch., 13,90 A) zu schmökern. Obwohl in erster Linie für den Gebrauch im Kindergarten gedacht, macht es auch älteren Lesern große Freude, die Erinnerung aufzufrischen und auf diese Weise den Enkeln, Nichten und Neffen das eine oder andere Spiel beizubringen. Spiele, die nicht nur Spaß bereiten, sondern auch das eine oder andere Defizit der Kinder von heute beheben können. Silke Osman