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13.07.02 / Viel Sonne und kaum Regen

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 13. Juli 2002


Viel Sonne und kaum Regen
Das Wetter in der Heimat im Monat Mai / Analysiert von Meteorologe Dr. Wolfgang Terpitz

Wie im Sommer mußte man sich im vergangenen Mai fühlen. So überwältigend warm war er in Ostpreußen, daß man sich fast ans erfrischende Meer wünschte. Seine mittlere Temperatur übertraf den Normalwert des Juni deutlich. Auch manch ein Juli und August der letzten Jahre mußte neidisch auf den letzten Frühlingsmonat blicken. Als Mittelwerte wurden für Memel, den "kältesten Ort", 15,8 Grad und für Elbing, die wärmste Stadt der Heimat, sogar 17,1 Grad errechnet. So war der vergangene Mai 3,7 bis 5,5 Grad wärmer als gewöhnlich. Die Werte von Königsberg lagen dazwischen.

Nach den vorliegenden Temperaturreihen, die in der Stadt Königsberg mit dem Jahr 1851 beginnen, gab es bisher noch keinen wärmeren Mai als den vergangenen 2002. Den bisherigen Rekord stellte der Monat im Jahr 1889 mit einer mittleren Temperaturen von 15,8 Grad auf. Nun also löste der Mai 2002 den alten Spitzenreiter nach über einem Jahrhundert ab und führt nun die Reihe mit einem deutlichen Vorsprung an.

Ungewöhnlich für ihn war auch, daß er gleich an seinem Anfang sommerliche Witterung spendete. Der kalte, in manchen Orten auch frostige Morgen und der gemäßigte Nachmittag am 1. Tag deuteten zunächst noch nicht auf die kommende Wärme hin. Doch dann reihte sich ab dem 2. Mai, von wenigen Ausnahmen abgesehen, Sommertag an Sommertag mit viel Sonnenschein. Schon am 3. und 4. Mai erreichten die Temperaturen ihre höchsten Werte des gesamten Monats: 27 Grad in Königsberg sowie in Memel und sogar 29 Grad in Elbing sowie in Allenstein. Im Küstenraum, zum Beispiel in Nidden, drückte jedoch die kühlende Ostsee die Maxima um etwa 5 Grad herunter.

Die sommerliche Witterung mit viel Regen dauerte bis zum 12. Mai. Die Trockenheit ging dagegen erst in der Nacht zum 15. Mai zu Ende, als ein Ausläufer des Nordmeertiefs über Ostpreußen hinwegschwenkte. Andere Fronten hatten es dagegen in den zwei Wochen zuvor nicht geschafft und erreichten allenfalls die Nehrung und das Gebiet um Elbing. Nur in manchen Gegenden waren sie mit Donnergrollen zu erahnen.

Vier Tage lang brachten nun weitere Störungen einigen Regen. Die Maxima befanden sich dann um 15 Grad. Anschließend, als sich das Wetter wieder beruhigt hatte, gingen sie weiter zurück und lagen am Pfingstmontag, er fiel in diesem Jahr auf den 20. Mai, um 11 Grad in Allenstein und nur um 8 Grad in Rastenburg! Drei Tage später konnten wieder sommerliche Werte von 25 Grad von den Thermometern abgelesen werden.

Am Nachmittag des 24. Mai beendeten Schauer und Gewitter die Wärme für diesen Monat. Sie gehörten zu Tiefausläufern, die in einer südlichen Strömung über das Land in Richtung Baltikum zogen. Andere folgten auf ähnlichem Wege. Nun zeigte das Quecksilber nur noch bescheidenere Höchstwerte von 20 bis 24 Grad.

Bei einem sonnigen, trotzdem aber kühlen Wetter mit Maxima von 16 bis 20 Grad und einem frischen nordwestlichen Wind, schloß der sonst so überaus warme Mai sein Tagebuch. In ihm sind, je nach Regionen, nur unglaubliche fünf bis sieben Tagen mit Regen, sonst fast nur solche mit Sonnenschein verzeichnet. Auch kann man nachlesen, daß sich die Niederschläge im gesamten Monat auf 28 bis 40 Liter pro Quadratmeter und die Sonnenscheinstunden auf beachtliche 320 bis 354 Stunden summierten. Das bedeutet ein Niederschlagsdefizit von 25 bis 60 Prozent und einen Überschuß des Sonnenscheins von 34 bis 47 Prozent. Doch gibt es in der Bilanz auch eine nasse, sonnen-ärmere Ausnahme, nämlich das Ergebnis von der Wetterstation in Elbing; denn diese lag gelegentlich näher an aktiven Fronten. So fie- len dort im gesamten Monat ganze 70 Liter pro Quadratmeter Regen, womit der Normalwert um 32 Prozent überschritten wurde. Deshalb wundert es auch nicht, daß die Sonne nur an 250 Stunden aktiv war, dort aber dennoch ihre Erwartungswerte erfüllte.