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20.07.02 / Polnisches Institut bestätigt: Massaker an Juden von Jedwabne wurde von Polen begangen

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 20. Juli 2002


"Eine Mitschuld war nicht nachzuweisen"
Polnisches Institut bestätigt: Massaker an Juden von Jedwabne wurde von Polen begangen

Galt es jahrzehntelang als selbstverständlich, alle Verbrechen, die im Zweiten Weltkrieg an Juden begangen wurden, den Deutschen anzulasten, so haben die Untersuchungen des jüdischen Historikers Jan Tomasz Gross Polen in Aufruhr versetzt. Gross behauptet in seinem vor zwei Jahren erschienenen Buch, daß das Massaker an 1.600 Juden in Jedwabne von Polen ausgeführt worden sei, und eben nicht, wie zuvor angenommen, von Deutschen.

Die Entrüstung, welche die Behauptung des Historikers in Polen auslöste, war groß. Kaum jemand wollte damit konfrontiert werden, daß möglicherweise die eigene Bevölkerung an dem Massaker beteiligt gewesen sein sollte. Am 60. Jahrestag der Untat im Juli 2001 gedachte der polnische Präsident Kwasniewski der jüdischen Opfer, die am 10. Juli 1941 von polnischen Einwohnern in eine Scheune getrieben und dort bei lebendigem Leib verbrannt worden waren. Zu den bei der Trauerfeier Anwesenden zählten kaum Einwohner des Ortes Jedwabne, welche die Behauptungen des Historikers Gross von sich wiesen.

Die Untersuchungen des polnischen Instituts für das nationale Gedenken (IPN) haben jetzt allerdings ergeben, daß tatsächlich eine Gruppe von etwa 40 Polen bei den Morden die entscheidende Rolle gespielt hat. Der mit dem Fall betraute Staatsanwalt Radoslaw Ignatiew erwähnt in seinem vorläufigen Abschlußbericht, daß man aber aufgrund der Weigerung jüdischer Geistlicher hinsichtlich einer Exhumierung der Opfer die genaue Zahl der Getöteten nicht angeben könne. Allerdings scheine es, daß die von Gross aufgestellte Anzahl von 1.600 ermordeter Juden zu hoch angesetzt sei.

Der Abschlußbericht des IPN besagt, daß die jüdische Bevölkerung von polnischen Bürgern am Tag des Massakers aus ihren Wohnungen getrieben wurde. Vor allem die Männer wurden schi-kaniert und an die fünfzig von ihnen getötet und in einer Grube in der Scheune verscharrt. Weitere etwa 300 jüdische Menschen, darunter Frauen und Kinder, wurden danach in die Scheune gesperrt. Einwohner Jedwabnes setzten sodann die Scheune in Brand und ließen die Eingeschlossenen bei lebendigem Leib verbrennen. Nach den Morden seien die Wohnungen der Opfer durch Polen geplündert worden.

Zwar geht die Untersuchungskommission des IPN davon aus, daß das Massaker von den deutschen Besatzern gebilligt worden sei, eine direkte Anwesenheit eines deutschen Einsatzkommandos - und damit eine Mitschuld - war aber nicht nachzuweisen.

Obwohl der Fall Jedwabne eine heftige Debatte in der polnischen Öffentlichkeit ausgelöst hatte, wird der Bericht, der das Massaker den Polen zuschreibt, mit Gelassenheit entgegengenommen. Nur der politische Arm des katholischen Rundfunksenders LPR will gegen die angeblich üble Verleumdung des polnischen Volkes möglicherweise klagen. R.B.