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20.07.02 / Weißrußland: Verstaubte Politik

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 20. Juli 2002


Weißrußland: Verstaubte Politik
Neue Hymne und Religionsgesetz beschlossen

Weißrußlands Hauptstadt Minsk ist von Wilna 180 Kilometer, von Warschau knapp 500 und von Berlin keine 1000 Kilometer entfernt. Trotzdem erscheint dieses Land sehr weit weg zu sein.

Neben die räumliche Distanz tritt die zeitliche: Das kleine Reich des autoritären Staatsoberhauptes Lukaschenko hängt auf vielfältige Weise dem Sowjeterbe nach.

Zwei neue Beschlüsse unterstreichen den rückwärtsgewandten Charakter der Führung und eines Teils der Bevölkerung. Da ist zunächst die vom Präsidenten am 2. Juli gebilligte neue Nationalhymne "Wir Weißrussen".

Von der Melodie her ist es die Hymne der einstigen Sowjetrepublik Weißrußland. Nur der Text wurde überarbeitet. Das Original des 1955 komponierten Liedes hatte noch die Kommunistische Partei, Lenin und den "großen Bruder" Rußland gepriesen. Das alles fiel weg, doch der schlechte Beigeschmack bleibt. Die Hymne wurde von weißrussischen Bürgern aus fünf Stücken gewählt, die das Fernsehen im Mai vorgestellt hatte.

Ebenso fragwürdig ist das im Juni verabschiedete Religionsgesetz, das der Orthodoxie eine privilegierte Stellung zuweist. Dabei ist die religiöse Geschichte vielfältig.

Mit der Brester Kirchenunion von 1596 anerkannte die örtliche orthodoxe Kirche die Oberhoheit des Papstes, ohne auf ihre alten Riten zu verzichten. Die damals entstandene unierte bzw. griechisch-katholische Kirche blieb bis weit ins 19. Jahrhundert dominant.

Erst mit der Russifizierungspolitik der Zaren nach dem polnischen Aufstand von 1831 und der Bevorzugung der Orthodoxie durch die Sowjets nach 1945 änderte sich die Situation grundlegend. (PS)