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27.07.02 / Landsmannschaften trafen Sejm-Abgeordnete: Im Dialog mit Warschau

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 27. Juli 2002


Landsmannschaften trafen Sejm-Abgeordnete: Im Dialog mit Warschau
Die Treffen in vertrauensvoller Atmosphäre sollen fortgesetzt werden

Die Verständigungsarbeit der Vertriebenenverbände hat in Polen offenbar eine weit größere Anerkennung gefunden, als Medienberichte bisher vermuten ließen. Diesen Eindruck gewannen Vertreter aller ostdeutschen Landsmannschaften bei Gesprächen, die sie am vergangenen Wochenende mit Politikern, kirchlichen Würdenträgern und Repräsentanten der mit deutsch-polnischen Fragen befaßten Institutionen in Warschau geführt haben.

Die deutsche Delegation warb um Verständnis für die offenen Fragen im Zusammenhang mit den Folgen der Vertreibung. In einem, wie beide Seiten versicherten, offenen und vertrauensvollen Meinungsaustausch mit Vertretern von fünf Fraktionen des Sejm, der Regierungskoalition und der Opposition brachten die Gäste das Gespräch besonders auf das Recht auf die Heimat.

Wilhelm v. Gottberg, Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen (LO), erklärte, man habe mit Genugtuung registriert, daß die meisten polnischen Enteignungs- und Entrechtungsdekrete inzwischen aufgehoben seien. Soweit man wisse, seien noch zwei Dekrete gültig, die ebenfalls vom Tisch müßten. Polen möge nunmehr erwägen, schon bald den Vertriebenen und deren Nachkommen die Rückkehr in die Heimat und Eigentumserwerb zu gestatten. Dabei gehe es allenfalls um wenige tausend Menschen, wahrscheinlich nur um einige hundert, bestätigte der LO-Sprecher den Politikern; mit einer Massenrückkehr sei nicht zu rechnen.

In diesem Zusammenhang versicherte Wilhelm v. Gottberg, Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber, Kanzlerkandidat der Unionsparteien, sei in seiner Leipzig-Rede beim Deutschlandtreffen der Landsmannschaft Ostpreußen offenbar mißverstanden worden. v. Gottberg nutzte die Gelegenheit, insbesondere Stoibers Ausführungen zu den Bierut-Dekreten zu erläutern.

Soweit Ministerpräsident Stoiber deren Aufhebung gefordert habe, sei dies keine neue Forderung, sondern eine Forderung, die der Bund der Vertriebenen (BdV) und die LO bereits seit der Wende 1990 erhoben hätten. Nie habe man bisher gehört, daß die meisten dieser Dekrete bereits aufgehoben seien. Offensichtlich habe die gesamte politische Klasse Polens bisher nicht gewußt, wie die Rechtslage auf diesem Sektor zur Zeit in Polen sei. Der LO-Sprecher bot seinen Gastgebern an, eine vollständige Kopie der Stoiber-Rede zur Verfügung zu stellen.

Über die gegenwärtige Situation der deutschen Minderheit informierte sich die Delegation in einem ausführlichen Gespräch mit den beiden Sejm-Abgeordneten der deutschen Minderheit, Heinrich Kroll und Helmut Paisdzior. Zu den weiteren Gesprächspartnern gehörten auch die Vorsitzenden der Ausschüsse für Minderheiten und Gesundheit sowie Mitglieder des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten.

Im Zuge des Beitritts Polens zur Europäischen Union sollten "beiderseits vertretbare Lösungen für die offenen Fragen gefunden werden", hieß es in einer Abschlußerklärung der deutschen Delegation. Die Vertreter der Landsmannschaften bekräftigten, die Vertriebenen verstünden sich als Botschafter Polens auf dessen Weg in die EU.

Verlauf und Wirkung der Gespräche hätten die Vertreter der Landsmannschaften in ihrer Überzeugung bestärkt, den Dialog fortzuführen, um ihren Beitrag zur Weiterentwicklung des deutsch-polnischen Verhältnisses und damit zur Lösung der noch offenen Fragen der Vertriebenen zu leisten. Auch die polnischen Partner bestätigten, die Kontakte hätten einen hohen Stellenwert in den gegenseitigen Beziehungen und sollten fortgesetzt werden.

Wie sehr die behandelten Themen auch die polnische Öffentlichkeit berühren, zeigte das große Interesse zahlreicher - insbesondere polnischer - Medienvertreter auf der abschließenden Pressekonferenz. Wel