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03.08.02 / Politische Bildung: Auf einem Auge blind

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 03. August 2002


Politische Bildung: Auf einem Auge blind
Rüdiger Goldmann über "Geschichtsbewußtsein" in Nordrhein-Westfalen

Das Land Nordrhein-Westfalen unterhält eine "Landeszentrale für politische Bildung" in Düsseldorf, die für Multiplikatoren kostenlos Bücher und Schriften anbietet. Nach eigenen Angaben werden rund 70.000 Adressaten versorgt. Sie will das "Interesse und das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern für europäische wie auch internationale Probleme und deren friedliche und nachhaltige Lösung stärken".

Was dem interessierten "Multiplikator" beim Durchblättern des Kataloges auffällt, sind einige Defizite und Einseitigkeit. Daß Fragen wie Fremdenfeindlichkeit, Einwanderung, Islam, Arbeitslosigkeit etc. einen breiten Raum einnehmen, ist angesichts der öffentlichen Diskussionen über diese Themen verständlich.

Nicht zu verstehen ist jedoch, daß unter "Politische Ideen" nur ein einziges Buch zum Thema "Kommunismus" aufgeführt wird. Es scheint so, als sei diese Geißel des 20. Jahrhunderts, die vor allem Ost- und Mitteleuropa (darunter vor allem Deutschland) geschlagen hat, nur eine Randerscheinung der Geschichte gewesen. Wo bleiben hier Bücher wie "Das Schwarzbuch des Kommunismus" oder die Werke über den "Archipel Gulag"?

Nach einem Buch über die Flucht und Vertreibung der Deutschen sucht man da vergebens, es findet sich ein einziger Titel im Bereich "Geschichte", zudem noch mit einer problematischen Kurzvorstellung.

Einer Periode der deutschen Geschichte wird dagegen in jeder Hinsicht Aufmerksamkeit gezollt, dem Nationalsozialismus. Von insgesamt 29 Titeln des Bereichs Geschichte sind 19 Bücher ausschließlich diesem Thema gewidmet. Sicherlich ist dies für die politische Bildung von großer Bedeutung. Aber ist es vernünftig, die deutsche Geschichte so auf diesen Abschnitt zu konzentrieren und viele andere Themen auszuklammern und zu vernachlässigen? Sind nicht andere Epochen der deutschen Geschichte mit fruchtbaren und positiven Leistungen und Ergebnissen ebenfalls unverzichtbar für die politische Bildung? Rüdiger Goldmann